Ventil an Gasflasche weicht dem Druck
Jessen/MZ. - Sicherung "kam"
Um 18. 35 Uhr ist der Störungsdienst der SpreeGas aus Herzberg vor Ort. Er unterbricht die Gaszufuhr zu der Tankanlage. Etwa zur gleichen Zeit macht sich der "Betriebsstellenleiter vom Dienst" von Finsterwalde aus auf den Weg, erreicht den Havarieort um 19.35 Uhr. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass das Gas an der Flaschenbatterie austritt.
An der Erdgastankstelle gibt es eine Station, an der 48 große Gasflaschen zu je 80 Litern Inhalt gekoppelt sind. Sie dienen dazu, den Druck, der in der Leitung ankommt, auf 250 Bar zu erhöhen. An jeder Flasche gibt es eine Überdrucksicherung, die normal 380 Bar aushält. "Eine dieser Überdrucksicherungen hat ausgelöst", informiert Klaus Szerement zur unmittelbaren Ursache der Gashavarie. Das durch ein etwa einen Millimeter starkes Loch unter dem hohen Druck austretende Gas verursachte das laute Geräusch. Zudem war sofort auch alles vereist (Joule-Thomson-Effekt: eine physikalische Gesetzmäßigkeit bei der Ausdehnung von Gasen).
Der Einsatzdienst aus Finsterwalde musste alle Flaschen zudrehen. Das konnte er allerdings erst, als der größte Druck aus der havarierten entwichen war. Im Zuge dessen wurde sie auch entdeckt. "Genau um 20.45 Uhr war die Gasstörung beseitigt. Es handelt sich also um einen technischen Defekt als Ursache", erklärt Szerement zum Abschluss und meint: Die Gaswolke selbst verflüchtigte sich sehr schnell, so dass bereits kurze Zeit später keine Gefährdung mehr bestand. Die Erdgastankstelle ist seither außer Betrieb. Am Mittwoch werden Monteure des Herstellers zur Reparatur erwartet.
Niemand ist zu Schaden gekommen, das ist das wichtigste Fazit des Montagabends. Allerdings bleiben bei einigen Fachleuten, die vor Ort waren, Fragen. Erste Sicherungskräfte an der Havariestelle waren Beamte des Jessener Revierkommissariats. Sie wurden 18.35 Uhr benachrichtigt. Doch warum nicht die Feuerwehr? "Normalerweise ist es so, dass wir gleich hinzugezogen werden. Das Problem ist dabei, dass die Einsatzdienste des Gasversorgers von auswärts kommen. In der Zwischenzeit muss ja jemand dafür sorgen, dass es nicht brennt", meint zum Beispiel Hans-Peter Schaefer, Leiter der Jessener Feuerwehr. Sie wurde erst zu 20 Uhr alarmiert.
Leitstelle verständigt?
Während das Gas ausströmte, soll in der benachbarten Gartenanlage sogar gegrillt worden sein. Diese Information machte unter den Umherstehenden die Runde. Zum Glück verflüchtigte sich der Brennstoff so rasant, dass die Messungen der Feuerwehr, als sie dann vor Ort war, nur in unmittelbarer Umgebung der Verdichterstation (Flaschen) Gefährdungspotential ergaben. Die Messungen wurden später bis ins weite Umfeld der Tankanlage ausgedehnt.
Erst um 19.56 Uhr ging die Information bei der Einsatzleitstelle der Kreisverwaltung ein, bestätigt Pressesprecher Ronald Gauert. Angerufen hat der Jessener Bürgermeister Dietmar Brettschneider, der beizeiten mit am Ort des Geschehens war. "Bei der Leitstelle war immer besetzt", begründete SpreeGas-Mann Klaus Szerement die fehlende Information. Er räumt der MZ gegenüber ein, dass die Benachrichtigung der Behörden zum üblichen Prozedere gehöre. Allerdings meint er, dass die Leitstelle bereits zehn Minuten eher, um 19.46 Uhr, und zwar durch die SpreeGas verständigt worden sei, über einen internationalen Ruf, weil auf der anderen Nummer kein Durchkommen gewesen sei.