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Umzug nach Norwegen Umzug nach Norwegen: Oberstleutnant ist demnächst im Land der Fjorde im Dienst

Von Sven Gückel 28.11.2013, 22:23
Das Blättern im Wörterbuch Norwegisch-Deutsch bleibt bis zum Dienstantritt im September für den künftigen Militärattaché Wiland Oerter und dessen Frau Dorthe noch ein alltägliches Ritual.
Das Blättern im Wörterbuch Norwegisch-Deutsch bleibt bis zum Dienstantritt im September für den künftigen Militärattaché Wiland Oerter und dessen Frau Dorthe noch ein alltägliches Ritual. Sven Gückel Lizenz

Holzdorf/MZ - Wechsel an der Spitze von Truppenteilen gehören in der Bundeswehr zur Normalität, Versetzungen bestimmen den Lebenslauf von Soldaten. Doch nicht jeder Offizier hat wie Wiland Oerter das Glück, als deutscher Militärattaché in Oslo seinen Dienst zu verrichten.

Fremdsprachen liegen Wiland Oerter (47) im Blut. Der in Kiel geborene Oberstleutnant spricht neben englisch auch wie er sagt „etwas“ französisch, holländisch und beherrscht fließend dänisch. Letzteres verdankt er seiner Frau Dorthe, einer gebürtigen Dänin. Das Paar hat zwei Kinder, Tochter Laura (15) und Sohn Sebastian (12), die selbstredend zweisprachig aufwachsen. Was die vier in den vergangenen Monaten besonders einte, war die Wahl der Buchlektüre: Wörterbücher in Deutsch-Norwegisch.

In guter Erinnerung

Vier Jahre diente Oberstleutnant Wiland Oerter als Stellvertreter des Kommandeurs Einsatzführungsbereich 3 am Standort Holzdorf und Leiter der Einsatzgruppe stationär, war somit verantwortlicher Offizier für die Luftwaffenkampfführungsanlage Schönewalde. Vier Jahre, die für ihn zu den schönsten seiner bisher 25 Dienstjahre gehören. „Ich werde nicht müde es zu wiederholen: am Standort Schönewalde habe ich mich bislang am wohlsten gefühlt“, sagte er am Tag seiner Dienstübergabe gegenüber der MZ. Hier habe er Gelegenheit gehabt, mit motivierten Soldaten zusammenzuarbeiten. Zugleich, betonte er, sei er überaus dankbar, im zivilen Umfeld der Kaserne Menschen kennen gelernt zu haben, deren Charakter und Engagement ihn nachhaltig beeindrucken. „Wenn ich jetzt gehe, dann nehme ich viele gute Erinnerungen mit, die mich ein Leben lang begleiten werden.“

Wer sich von Freunden auf längere Zeit verabschiedet, bekommt zumeist ein Geschenk mit auf den Weg. Doch genau darauf wollte Oberstleutnant Wiland Oerter bewusst verzichten. „Mir geht es gut. Ich brauche nichts“, sagte er und bat stattdessen darum, Geld zu sammeln. Die dabei zusammengekommene Summe stockte er privat noch einmal deutlich auf 525 Euro auf. Einen Scheck über diese Summe übergibt er der Evangelischen Grundschule in Holzdorf. (sgü)

Ein Selbstläufer war die Aufgabe in Schönewalde für Oerter keineswegs. Vor allem aufgrund der einsatzbedingten Abwesenheit seines Chefs, Oberst Franz Sauerborn, sowie auch dessen Vorgänger, oblag es Oerter, den Einsatzführungsbereich gleich zweimal über jeweils acht Monate alleine zu führen. Wozu auch gehörte, die zeitaufwändige Funktion des Standortältesten wahrzunehmen. „Du hast diese und weitere Herausforderungen mit Bravour gemeistert“, zollte ihm Sauerborn seinen Respekt.

Die Unterstützung im Kampf gegen regionale Hochwasser, die Überprüfung der Einsatzfähigkeit durch vorgesetzte Nato-Dienststellen oder das Führen eines großen Verbandes werden in absehbarer Zeit nicht zu den Dingen gehören, die man von Wiland Oerter erwartet. Seine Aufgaben werden spezieller. Als künftiger Militärattaché in Oslo ist er nicht nur das Bindeglied der Bundeswehr zum Gastgeberland, sondern auch sicherheits- und verteidigungspolitischer Berater des Deutschen Botschafters in Norwegen. Um dem gerecht zu werden, muss er unter anderem Verbindung zu den norwegischen Streitkräften aufbauen, deren Entwicklung verfolgen und bewerten, aber auch die norwegische Rüstungsindustrie im Blick behalten. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse gilt es an das Auswärtige Amt und das Bundesverteidigungsministerium zu übermitteln. „Eine spannende Sache. Ich freue mich drauf“, sagt Oerter, der vor Dienstantritt aber noch einige Lehrgänge zu absolvieren hat.

Schon im Januar widmet er sich mit norwegischen Führungskräften dem Themenkomplex der zivil-militärischen Zusammenarbeit, bevor dem ein Attachélehrgang bei Koblenz folgt.

Umzug nach Norwegen

Formell ins Amt eingeführt wird Oberstleutnant Oerter zum 1. September 2014. Ein paar Wochen vorher möchte die Familie nach Norwegen umziehen. „Die Kinder werden hier an eine deutsche Schule gehen. Ihnen fällt der Umzug sicherlich schwerer als uns Erwachsenen“, zeigt er Verständnis. Doch vielleicht steigert die Vorfreude der Kinder ja eine eventuelle Dienstfahrt nach Island. Traditionell gehört dieses Land auch zum Aufgabenbereich des Verteidigungsattachés in Norwegen. Sollten deutsche Flottenschiffe an der Insel anlegen, wäre es Oerters Aufgabe, sie dort zu begrüßen.

Nachfolger auf Wiland Oerters Posten in Holzdorf wird Oberstleutnant Carsten Boos. Der 43-Jährige war zuletzt Dezernatsleiter Einsatzplanung Afghanistan im Einsatzführungskommando und als Stabschef bis August 2013 selbst fast ein Jahr in Dschibuti im Einsatz. Angesichts einer ab Januar geltenden neuen Organisationsstruktur der Bundeswehr dürften die Aufgaben, die ihn in Schönewalde-Holzdorf erwarten, nicht minder anspruchsvoll sein.

Gemeinsam mit Oberst Franz Sauerborn (Mitte) schritten dessen bisheriger Stellvertreter Oberstleutnant Wiland Oeter (links) und Oerters Nachfolger, Oberstleutnant Carsten Boos, die Paradeaufstellung ab.
Gemeinsam mit Oberst Franz Sauerborn (Mitte) schritten dessen bisheriger Stellvertreter Oberstleutnant Wiland Oeter (links) und Oerters Nachfolger, Oberstleutnant Carsten Boos, die Paradeaufstellung ab.
Sven Gückel Lizenz