Sturm und Waldbrand im Raum Jessen Sturm und Waldbrand im Raum Jessen: Feuerwehr kommt an ihre Grenzen

Jessen/Naundorf/Annaburg - „In Jessen war alles draußen an Technik und Leuten, was unsere Feuerwehr hat.“ Dieser Satz von Stadtwehrleiter Hans-Peter Schaefer macht deutlich, wie stark das Unwetter vom Dienstag zum Mittwoch die Einsatzkräfte der Kernstadt strapazierte. Zwölf Alarmierungen zählte er allein für sie, in den anderen Stadtteilen drumherum kamen noch einmal zehn Einsatzstellen hinzu.
Brenzlig wurde es, weil sich der Sturm mit einem größeren Waldbrand zwischen Naundorf und Ottmansdorf überlagerte, zu dem nach 18 Uhr auch die Jessener Kameraden gerufen worden waren. „Eine Kombination von einem Waldbrand dieses Ausmaßes (drei bis vier Hektar - die Redaktion) und den vielen technischen Hilfeleistungen wegen der Unwetterschäden hatten wir noch nicht“, resümiert Hans-Peter Schaefer. Die Hauptsache sei aber, „dass niemandem etwas passiert ist und dass auch die Technik kaum Schäden genommen hat. Die Einsatzbereitschaft der Kameraden war sehr hoch. Das ist lobenswert.“
Der Waldbrand zwischen Naundorf und Ottmannsdorf, der übrigens am Mittwochnachmittag noch einmal aufflammte, hat erhebliche Kräfte und Technik gebunden. 72 Leute und 13 Fahrzeuge von sechs Wehren (Zahna, Bülzig, Gadegast, Naundorf, Seyda und Jessen) brachten dort bis fast 23 Uhr rund 100.000 Liter Wasser auf die Fläche, wie Heiko Plewa, Stadtwehrleiter von Zahna-Elster, berichtet. Für Probleme sorgten nicht nur das Auffinden der Brandstelle und die Wasserversorgung - über eine lange Schlauchstrecke musste eine Beregnungsanlage des Landwirtschaftsbetriebs Egon Clemens (nicht Seydaland wie am Mittwoch irrtümlich geschildert) angezapft werden - auch der mit dem Unwetter aufkommende Wind erschwerte das Löschen. Er fachte die Flammen nämlich noch einmal an, bevor der vor 22 Uhr einsetzende Regen zu Hilfe kam.
So konnte die Jessener Wehr nur einen geringen Teil ihrer Mannschaft zur Sturmschadensbeseitigung abziehen. „Dabei hatte das Unwetter Jessen härter getroffen als andere Orte im Umfeld“, schätzt Hans-Peter Schaefer ein. Hinzu kam noch ein Brandmeldereinlauf bei Empl in Elster, der die Jessener ebenfalls in Anspruch nahm. „Damit waren wir an der Grenze dessen, was wir personell abdecken konnten.“ Die meisten Einsätze betrafen umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste. Zwischen Seyda und Mellnitz war zudem ein Telefonmast abgeknickt und in Jessens Bahnhofstraße hatte eine Böe die Jalousie eines Wohnhauses herausgerissen.
Als Schwerpunkt bezüglich der umgestürzten Bäume nennt der Stadtwehrleiter Jessen-Süd (Annaburger Straße, Lange Straße und Mühlengrund). Abschließend war am Mittwochmorgen früh noch ein Baum zwischen Mauken und Düßnitz zu beseitigen. Auch Heiko Plewa, der gegen 22 Uhr vom Waldbrand bei Naundorf nach Elster zu den umgestürzten Kränen im ehemaligen Betonwerk eilen musste, spricht bei den Unwetterfolgen hauptsächlich von umgelegten Bäumen in verschiedenen Stadtteilen von Zahna-Elster. Mit Bäumen, die bei Labrun und Groß Naundorf auf Straßen gefallen waren, begann laut Annaburgs Stadtwehrleiter Mike Lange vor 21.30 Uhr die Einsatznacht für die Floriansjünger des Bereichs Annaburg und Prettin. Später beschädigte ein Baum ein Annaburger Pflegeheim. Zwischen Axien und Gehmen musste außerdem ein umgestürztes Baustellenschild an einem Graben weggeräumt werden. In Annaburgs Feldstraße hatte der Sturm eine alte, bereits abgeschaltete Stromfreileitung heruntergerissen. (mz)