Streit um Badeinsel in Klöden Streit um Badeinsel in Klöden: Aufs Land verbannt?

Klöden - Die Badeinsel aus dem Klödener Riß soll herausgenommen und eingelagert werden. Sowohl Dietmar Wartenburger, Vorsitzender des Ortsteilbeirats Klöden, als auch Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD) bestätigen das. Über das „Wie weiter?“ gibt es aber sehr unterschiedliche Positionen. Die Stadt möchte die Insel nie mehr im Riß sehen, die Klödener allerdings unbedingt schon.
Bereits im vergangenen Jahr sorgte das bei Verantwortlichen im Ortsteil und in der Stadtverwaltung für Diskussionen. Der Kommunale Schadensausgleich (KSA) hatte bereits im Januar 2015 der Stadtverwaltung Jessen geraten, die Badeinsel unverzüglich zu entfernen. Denn es handele sich um eine Bäderanlage mit bädertypischen Baulichkeiten, im Klödener Fall also einer Badeinsel. Das erfordere eine Beaufsichtigung.
Dem widersprechen die Klödener. Sie verweisen neben anderem auf das Wassergesetz des Landes Sachsen-Anhalt. In Paragraf 29 steht: „Jedermann darf die natürlichen fließenden Gewässer zum Baden ... und zum Befahren mit kleinen Fahrzeugen ohne Eigenantriebe benutzen, soweit nicht Rechte anderer entgegenstehen.“ So gesehen, argumentiert Dietmar Wartenburger, sei doch die Badeinsel auch ein kleines Fahrzeug ohne Eigenantrieb. In Klöden sei es zudem gesichert, da es mit einem Anker im Riß befestigt ist. Und Aussagen des Kommunalen Schadensausgleichs sind nach Meinung der Klödener nicht verbindlich, da es sich um keinen, wie der KSA selbst erklärt, rechtsfähigen Zusammenschluss handelt.
Jessens Bürgermeister Michael Jahn sieht das anders. Er verweist auf die Kompetenz. Der KSA selbst erklärt dazu: „Langjährige praktische Erfahrung und besondere juristische Kompetenz bilden eine gute Grundlage für die Lösung kommunaler Versicherungsfragen.“ Die Stadt habe sich intensiv mit dem Thema befasst. Doch eine Lösung im Interesse der Klödener sei nicht gefunden worden, erklärte Michael Jahn gegenüber der MZ. Die Stadt werde letztlich immer in der Verantwortung sein. „Da kommen wir nicht raus.“ Und er möchte nicht in der Verantwortung stehen, wenn etwas passiere. Daran ändere nach seiner Ansicht auch nichts, dass der Heimatverein Klöden im Sommer des vergangenen Jahres die Badeinsel in die Vereins-Haftpflichtversicherung (Versicherungssumme fünf Millionen Euro) aufnehmen ließ. Der Betrieb eines Badesees mit Ponton und der Zusatz „unbewachter Badesee und Baden auf eigene Gefahr“ sind darin vermerkt, wie Bernd Lachmund vom Heimatverein erläutert und belegt. Im Streitfall werde auch dieser Zusatz nicht die Stadt vor Konsequenzen schützen, beruft sich der Bürgermeister auf den fachlichen Rat des Kommunalen Schadensausgleichs.
Die Bürger werden sich dagegen wehren, kündigen Ortsteilbeirat und Heimatverein an. Daran konnte die Teilnahme Michael Jahns an einer Ortsteilbeiratssitzung in Klöden nichts ändern. Und darüber war sich auch der Heimatverein einig, der dieser Tage zusammentraf.
„Wir geben als Heimatverein extra Geld für die Versicherung aus und dann ist alles hinüber“, sagt Bernd Lachmund. Der Riß, so argumentieren Klödener, sei ein schönes Badegewässer, das nicht allein von den Einheimischen (die Einwohnerzahl sei halbwegs stabil, es gibt wieder mehr Kinder im Ort) genutzt werde. Auch Auswärtige erholen sich hier, neben anderem Gäste im Alten Pfarrhaus, aber auch Radtouristen. Die Insel sei in Ordnung, werde gewartet und es sei noch nie etwas passiert. Andere Orte hätten so etwas nicht zu bieten. „Es kann nicht sein, dass so ein schönes Fleckchen Natur entwertet wird“, sagt Bernd Lachmund. Der Ortsteilbeirat habe sich bewegt, Lösungsvorschläge unterbreitet. Forderungen seien erfüllt worden, aber plötzlich hätten neue Forderungen im Raum gestanden, so Wartenburger. „Die Insel gehört zu Klöden wie die Burg. Sie können uns doch nicht alles nehmen“, äußert Dietmar Kitzhofer. Es gehe auch um die Attraktivität des Dorfes. Man wolle keinen Streit mit der Stadt Jessen, aber die Sache schon klären, unterstreicht Dietmar Wartenburger.
Der Ortsteilbeirat, darauf läuft es derzeit hinaus, möchte den Vorgang juristisch prüfen lassen. Und der Heimatverein wird wohl eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der Badeinsel initiieren. Nach Ostern, so Bernd Lachmund, soll sie anlaufen. (mz)