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Stiefelknecht aus erster Hand

Von Detlef Mayer 21.05.2006, 16:56

Jessen/MZ. - Auch im sechsten Jahr des Bestehens dieser Einrichtung für behinderte Menschen war wieder ein Tag der offenen Tür organisiert worden. Über Zustrom und Interesse an dem, was die einzelnen Werkstatt-Bereiche fertigen und leisten, konnten sich Monika Nikschtat, Leiterin der Jessener Zweigwerkstatt, und ihr Team wahrlich nicht beklagen. Gelungen abgerundet wurde das Programm des Tages mit einer großen Kaffee- und Kuchentafel (hergerichtet vom Hauswirtschaftsbereich), dem Auftritt dreier Jessener Musikschüler mit Keyboards (Martin Brabant, Nico Erpel und Lena Riedel, moderiert von Mutter Betty Riedel) sowie Verkaufsständen vom Augustinuswerk selbst und von der Holzofenbäckerei Michaela Puhlmann aus Lindwerder. Letztere bot auf dem Hof Schmalzstullen, Körnerbrot und Holzofenkruste an. Am Augustinuswerk-Stand im Foyer waren Produkte aus der Jessener Fertigung - Vogelhäuschen, Nistkästen und Stiefelknechte zum Beispiel, aber auch solche aus der Wittenberger Werkstatt für seelisch Behinderte zu haben.

In Augenschein nahmen das alles, eine längere Führung durch das ganze Haus eingeschlossen, auch Jessens Bürgermeister Dietmar Brettschneider, Stadtratsvorsitzender Gunter Danneberg und Deddo Lehmann, zweiter Beigeordneter des Landrats.

75 behinderte Beschäftigte hat die Jessener Zweigwerkstatt. Sie verteilen sich auf fünf Bereiche: Der Montage-Bereich mit 20 Leuten ist der größte, gefolgt von der Stuhlflechterei mit 18 Beschäftigten. In der Metallwerkstatt arbeiten 13 Menschen sowie je zwölf in der Holzabteilung und in der Hauswirtschaft. Das Spektrum der Tätigkeiten umreist Monika Nikschtat anhand einiger Beispiel so: Der Montage-Bereich setzt als Zuarbeit für die Zahnaer Bauelemente-Firma gerade Gurtroller für Jalousien zusammen (dafür findet eine vorgefertigte Lehre aus Holz als Hilfsmittel Verwendung) und verpackt diese. Aber es werden auch Montagesätze für Baumärkte (Zubehör für Türen und Fenster) abgepackt.

Die Beschäftigten der Stuhlflechterei helfen oft in der Montage mit. So haben sie für die Pharmazie Pillenmappen zur maschinelle Weiterverarbeitung vorbereitet (Fingerfertigkeit gefragt) oder Druckerzeugnisse kuvertiert. Von den Abläufen her eng verknüpft ist die Stuhlflechterei mit der Holzwerkstatt, die ja auch Kleinmöbel aufarbeitet (Stühle, Tische, kleine Schränke). Daneben läuft dort der Sonderpalettenbau (für die Stanztechnik Jessen) sowie das Aufarbeiten von Europaletten für TroyAqua und die Konservenfabrik Jütro, einschließlich zugehöriger Verpackungskisten. Die Metallwerker bündeln Trafo-Bleche für die Stanztechnik, erledigen Fließbohrarbeiten an Konstruktionsteilen für Sanitärvorbauten, Stanzarbeiten für Jansen-Tore (Elster) oder biegen und nieten Seilspannschlösser für die Firma Feldbinder (Reinsdorf). Die Hauswirtschaftler halten das Gebäude sauber und machen Angebote für die Pausenversorgung (Getränke, Imbiss).