Standortälteste der Bundeswehr in Holzdorf Standortälteste der Bundeswehr in Holzdorf: "Verrückter Hund" Oberst Eckard Wiegand geht in Rente

Holzdorf - Den aktiven Dienst quittierte Oberst Eckard Wiegand 2007, doch erst jetzt hat er die Uniform gänzlich an den Nagel gehängt. Der einstige Kommandeur des Einsatzführungsbereiches 3 und Standortälteste der Bundeswehr in Holzdorf ist 65 geworden und geht nun in Rente.
Während seiner Dienstzeit am Standort Holzdorf hat Oberst Eckard Wiegand deutliche Spuren hinterlassen. In der Zeit von Oktober 2002 bis September 2006 wurden unter anderem der Städtebund gegründet, die Städtepartnerschaft mit Schönewalde initiiert oder das Air-Force-Beachfest ins Leben gerufen. Auf eine Initiative Wiegands geht auch das Anlegen der Baumallee zurück, die heute die Zufahrt von der Bundesstraße B 187 bis ans Kasernentor säumt. (sgü)
Leicht fällt ihm das Lächeln an diesem Abend nicht. Dafür war Eckard Wiegand zu sehr Soldat. Doch das deutsche Wehrpflichtgesetz sieht vor, dass ehemals Aktive mit ihrem 65. Geburtstag auch keinen freiwilligen Wehrdienst, sprich Reservistendienst mehr absolvieren dürfen. Deshalb bekam Wiegand in Holzdorf die offizielle Verabschiedungsurkunde überreicht. Den Ort für diese Zeremonie hatte der überzeugte Philanthrop bewusst gewählt. Schließlich war der Standort Holzdorf nicht nur die 18. und zugleich letzte Station seiner Soldatenlaufbahn, sondern seinen Worten nach die schönste und liebste. 2010 und 2011 absolvierte er einen mehrmonatigen Reservedienst in Holzdorf, vertrat den amtierenden Kommandeur während dessen Einsatz in Afghanistan.
Nach Fürstenfeldbruck einberufen
Der Weg ins Soldatenleben begann für Eckard Wiegand 1968 mit der Einberufung in die Kaserne Fürstenfeldbruck. Angesichts der politischen Krisen, beginnend vom Einmarsch der Roten Armee in die Tschechoslowakei, über den Vietnam-Krieg, den Kalten Krieg der Supermächte bis hin zur Forcierung der nuklearen Aufrüstung, erachtet er die Idee, Soldat werden zu wollen, rückblickend als kühn. „Wir waren schon verdammt verrückte Hunde.“ Bereut hat er diesen Entschluss nie. Immerhin ermöglichte ihm dies ein mehrmonatiges Leben in den USA, gewährte ihm Einblicke in die Bonner Hardthöhe, den einstigen Sitz des Verteidigungsministeriums der Bundesrepublik, und führte ihn im Laufe seiner Dienstzeit quer durch Deutschland. Immer an seiner Seite wusste er dabei Ehefrau Doris. Jede neue Versetzung bedeutete für sie, die Arbeitsstelle zu kündigen und das mühsam aufgebaute private Umfeld wieder verlassen zu müssen. „Dieses Leben hat sie klaglos ertragen“, zollt Wiegand ihr Respekt und Anerkennung.
Er erachtete es, um das unstete Dasein zu meistern, als wichtig, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen. Eine dieser Verbindungen hat bis heute Bestand. „Im Januar dieses Jahres waren meine Frau und ich auf La Palma“, berichtet er. Dort lebt Sepp Wimmer, der zeitgleich mit Wiegand am Standort Holzdorf als Kommandeur der Lufttransportgruppe 62 diente. „Wir haben einen tollen Tag auf seiner Finca verbracht und von den alten Zeiten geschwärmt.“
Noch einmal galt es für das Ehepaar Wiegand im März 2014, die Koffer zu packen. Das eigene Haus wurde verkauft, um das elterliche Anwesen von Wiegands Ehefrau in Börfink (Landkreis Birkenfeld) zu übernehmen. Seither, so Wiegand, sei er viel an der frischen Luft unterwegs. Haus und Garten böten reichlich Beschäftigung. Und wenn es die Zeit zulasse, sei er mitunter auf einem der drei geerbten Traktoren unterwegs, um die Wiesen zu bearbeiten.
Entwicklung bereitet Sorgen
47 Jahre seines Lebens war Eckard Wiegand Soldat. 47 Jahre, in denen er keinen Schuss auf andere Soldaten abgeben musste. Dafür sei er unsäglich dankbar. Zugleich ist er fest davon überzeugt, mit seiner Berufswahl zur Friedenssicherung in Europa beigetragen zu haben. Denn „im Kalten Krieg haben beide Seiten gewusst, wo die Stärken des anderen liegen“. Dieses Wissen habe letztlich verhindert, Grenzen zu überschreiten. Um so sorgenvoller betrachte er heute die Entwicklung auf dem Planeten. Auch das aktuelle Bild der Bundeswehr, die er nach wie vor als seine berufliche Heimat ansieht, stimmt ihn sorgenvoll.
Ans Herz gewachsen
Ein waches Auge hat Eckard Wiegand aber auch für den Städtebund Elbe-Elsteraue, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehört. Gemeinsam mit Bürgermeistern im Ruhestand traf er sich zu einem Bowlingabend in Jessen. Es werde nicht das letzte Mal gewesen sein, versprach er und bekannte zugleich damit, dass ihm der Landstrich zwischen Elbe und Elster fest ans Herz gewachsen ist. (mz)