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Schulbus zur Sekundarschule Annaburg Schulbus zur Sekundarschule Annaburg: Mädchen unterwegs abgesetzt

Von Klaus Adam 29.10.2013, 21:27
Christiane Schmidt (2.v.re.), ihre Töchter Lara (li.) und Lenja (re.) sowie Anna-Maria Mählig im Gespräch mit der MZ.
Christiane Schmidt (2.v.re.), ihre Töchter Lara (li.) und Lenja (re.) sowie Anna-Maria Mählig im Gespräch mit der MZ. Thomas Christel Lizenz

Jessen/MZ - Sie hatten lange mit sich gerungen, so die beiden Labruner Mütter, ob sie sich an die Öffentlichkeit wenden sollten. Doch dann entschieden sie sich zu diesem Schritt. Im Laufe der Jahre, in denen ihre Kinder die Schulbusse nutzen, hätten sich einige Kritikpunkte ergeben, die Christiane Schmidt und Astrid Mählig einmal darstellen wollten.

Unmittelbarer Auslöser dafür war die Busfahrt von Tochter Lara Schmidt von der Sekundarschule Annaburg nach Hause. Am 16. September „hatte ich vor Labrun vielleicht nicht richtig gedrückt oder das Drückding war kaputt“, berichtet die Siebtklässlerin. Jedenfalls habe der Fahrer nicht reagiert, sei nicht zur Haltestelle in Labrun abgebogen, sondern weiter in Richtung Prettin gefahren. Es habe noch einige Zeit gedauert, bis das Rufen der Schüler bei ihm ankam. „In Höhe der Windräder hat er mich abgesetzt. Ich musste dann teilweise durch den Graben laufen, weil mir große Trecker entgegenkamen“, so die Schülerin weiter. Rund einen Kilometer bis zur Haustür war sie unterwegs, schätzt ihre Mutter.

„Das geht schon so seit Jahren“

„Obwohl es eigentlich so sein sollte, dass jede Haltestelle angefahren wird, wenn das ein Schulbus ist“, sagt Christiane Schmidt. „Also die anderen Busfahrer, die fahren eigentlich immer zurück, wenn so etwas passiert“, meint Lara. „Das geht schon so seit Jahren“, resümiert Astrid Mählig. Zwei Jahre zuvor sei ihre Tochter Anne-Marie als Erstklässlerin beim Aussteigen in der Hydrauliktür eingeklemmt worden. Der Fahrer sei der Mutter am nächsten Tag patzig gekommen, als sie ihn zur Rede stellen wollte, erzählt sie. Es gebe zudem Fahrer, die gleich gar nicht zur Haltestelle im Ort abbögen, sondern die Kinder an der Hauptstraße aussteigen ließen. Zum Teil auch, weil Fahrer am Lenkrad telefonierten, wie die beiden Mütter beobachtet hätten. Allerdings fahren in beiden Richtungen zwei Subunternehmen des Neuen Wittenberger Busverkehrs (Vetter). Auch die Pünktlichkeit, insbesondere in Richtung Grundschule Prettin sei ein Problem. Das bestätigt im übrigen Schulleiterin Susan-Sylvie Ebermann.

Während ihr aktuelle Vorkommnisse am und im Schulbus nicht zu Ohren gekommen seien, spiele die mangelnde Pünktlichkeit schon eine Rolle. Vor der Neuausschreibung der Linien vor einigen Jahren „fuhren zwei Busse unsere Schule an. Jetzt wird alles in einen gestopft, folglich mit mehr Haltestellen. Und wir sind immer am Ende der Kette“, sagt sie. Die Folge sei, dass Kinder zu spät oder zumindest sehr gehetzt zum Unterricht kämen. Gerade das finden auch die beiden Labruner Mütter nicht gut, wie sie klarstellten. Speziell kleine Kinder wüssten in manchen Situationen nicht, wie sie sich verhalten sollten, so Astrid Mählig. Zwar liege es schon einige Jahre zurück, aber als ihr Sohn als Erstklässler einmal im Winter brav aber vergeblich auf den Bus wartete, sei er erst nach einer Stunde nach Hause gekommen - bis auf die Knochen durchgefroren.

"Wir fahren grundsätzlich jede Haltestelle an."

Es gebe immer mal, aber zunehmend seltener Probleme mit dem Schulbusverkehr, bestätigt Annaburgs Sekundarschulleiterin Annette Müller. Allerdings würden die dann jeweils unmittelbar mit den Verkehrsbetrieben ausgewertet. Zudem müssten auch die Kinder dazu erzogen werden, ihre Pflichten ernst zu nehmen, sagt sie. Und dazu gehöre eben auch, aufzupassen, wenn der Bus den Heimatort erreicht, und sich rechtzeitig bemerkbar zu machen.

Das geschilderte Septembererlebnis von Lara mag Uwe Thier - sein gleichnamiges Unternehmen bedient die Strecke von Annaburg nach Prettin - so nicht stehen lassen. „Irgendetwas stimmt da nicht, sonst wüsste ich es“, erklärt er. „Wir fahren grundsätzlich jede Haltestelle an. Außer es sitzt niemand im Bus oder es will erkennbar niemand einsteigen. Und wenn es so gewesen wäre, dass ein Kind verpasst, den Knopf zu drücken, dann wäre mir unklar, wieso der Fahrer nicht telefonisch Kontakt zum Fahrer der Gegenrichtung aufgenommen hätte, um das Kind mit zurück zu nehmen. Zurücksetzen darf ein Bus nicht.“ Grundsätzlich leisteten die Busfahrer eine verantwortungsvolle Arbeit, dazu bei Wind und Wetter, so Thier. „Und wenn sich einer mal nicht korrekt verhält, dann sind wir die letzten, die das Problem nicht zu lösen versuchen.“