Schließungsgerüchte nicht bestätigt
Jessen/MZ. - Sören Dietze, seit knapp fünf Jahren Betreiber der Gaststätte "Zur alten Brauerei" am Jessener Kreisel: "Endlich wird dieses Thema einmal öffentlich aufgegriffen. Das alles ist ja schon rufschädigend. Ich denke überhaupt nicht daran zu schließen. Dafür habe ich zu viel Kraft, Geld und Zeit ins Lokal sowie das Hotel investiert. Mein Team und ich machen weiter. Es handelt sich meiner Meinung nach um gezielt ausgestreute Gerüchte. Woher die kommen, da habe ich schon meine Vermutungen, möchte darüber aber nichts sagen."
Der Wirt betreibt außerdem noch den "Gasthof Dietze" mit Pension seit 25 Jahren als Familienunternehmen in Annaburg. Sechs Leute beschäftigt er, darunter drei Lehrlinge. "Die wollen doch einen vernünftigen Berufsabschluss. Dafür bin ich mit verantwortlich", so Sören Dietze.
Vereinsraum gefragt
Klaus Reißaus, Inhaber der "Gaststätte Nord" in der Rosa-Luxemburg-Straße in Jessen: "Ich habe zwar nicht mehr so viele Jahre bis zur Rente, aber diese Zeit stehe ich noch durch. Von einer Schließung meines Lokals kann überhaupt keine Rede sein. Klar, der Strom der Tageskunden ist im Vergleich zu den Vorjahren geringer geworden. Aber der Vereinsraum ist vor allem an den Wochenenden fast ständig ausgebucht mit Familien-, Vereins- und Betriebsfeiern."
Rüdiger Döbelt, "Schützenhaus" in Jessen-Süd: "Von wegen Kneipensterben. Das sind doch alles nur Gerüchte, ich habe keine Liquiditätsprobleme. Mein Team und ich stehen mit Herzblut hinter einer sicherlich nicht leichten Aufgabe. Die Angestellten erhalten pünktlich jeden Monat ihren Lohn, fragen sie doch selbst nach. Schließlich müssen wir täglich mit harter und engagierter Arbeit unseren guten Ruf verteidigen. Da hilft nur eins, mit vollem Optimismus in die Zukunft blicken." Der Veranstaltungsplan für 2007 ist laut Rüdiger Döbelt prall gefüllt mit Terminen und interessanten Veranstaltungen. Außerdem ist das Nebengebäude auf dem Hof Vereinslokal für den Jessener Männerchor und neuerdings auch den Spielmannszug. Investiert wurde im "Schützenhaus" in moderne Küchentechnik, in diesem Jahr erfolgt eine neue Bestuhlung des Saales.
Klaus Hamatschek, "Weißer Schwan" Jessen, Lange Straße: "Von diesen Schließungsgerüchten halte ich absolut nichts. Nicht ein Quäntchen ist wahr daran. Dass es mir wirtschaftlich nicht sonderlich gut geht, räume ich ein. Es fehlt beispielsweise an Touristen in Jessen, die einkehren. Dicht machen werde ich deshalb aber keinesfalls." Klaus Hamatschek vermutet, dass die Gerüchte so richtig "aufkochten", als er einige Wochen im Krankenhaus zubringen musste. Er ist ein erfahrener Gastwirt, seit 1965 in der Gastronomie tätig, führte den "Anker" in Annaburg, seit 1970 die HO-Gaststätte "Leninplatz" am Jessener Markt. 1985 übernahm er den "Weißen Schwan" als Kommissionsgaststätte der Konsum-Genossenschaft, nach der Wende wurde das Gasthaus privatisiert.
Karin Peetz, "Bergschlösschen": "Ich kenne diese Pleitengerüchte", meinte sie lachend. "Warum aber sollte ich das Jessener Traditionslokal schließen? Sicher ist es nicht einfach bei der Wirtschaftslage. Mein Terminkalender 2007 ist randvoll mit Veranstaltungen für jeden Geschmack. Unsere Lage auf dem Jessener Berg ist optimal, viele Durchreisende machen hier Station. Wir setzen nach wie vor auf gutbürgerliche Küche und im Vereinsraum fühlen sich die Gäste bei Feiern ebenfalls sehr wohl. Schließen? Das kann ich doch meinem Vater Werner Petzold nicht antun. Er gehört wohl zum ,Urgestein' der Jessener Gastwirte und unterstützt mich, wo er nur kann. Unsere Hotelzimmer werden ganz gut angenommen. Mit meinem Team werde ich weiterhin alles in den Kräften stehende tun, um die Gäste zu verwöhnen", verspricht die "Bergschlösschen"-Wirtin.
Kristina Golm, "Haus am Wald": Seit 1997 ist sie Pächterin der Gaststätte, zu der zehn Hotelzimmer gehören. Ramona Höse ist seit Jahren als Köchin tätig, sorgt für Speisen vor allem in der Geschmacksrichtung gutbürgerlich. Fünf Lehrlinge befinden sich im "Haus am Wald" in der Ausbildung. "Parolen über eine Schließung der Lokalität kommen seit Jahren regelmäßig auf. Wenn die Gäste hinter vorgehaltener Hand fragen: ,Stimmt es, dass sie dicht machen?' Daran gewöhnt man sich halt. Ich kann nur sagen, dass es weiter geht. An den Gerüchten ist nichts dran", versichert die Wirtin ausdrücklich.
Apostolos Lemonas, griechisches Spezialitätenrestaurant "Poseidon": "Das ist doch völliger Quatsch, dieses Gerede. Fast jeden Tag immer die gleichen Fragen, seit drei Jahren ist es ziemlich extrem geworden. Damit muss man halt leben. Solange unser Restaurant weiterhin so gut angenommen wird und die Gäste zufrieden sind, machen wir natürlich weiter. Meinen sie vielleicht, dass wir unser Geld in den Sand setzen? Wir haben massiv investiert, zum Beispiel in den Biergarten oder die malermäßige Instandsetzung der Gasträume. Auch für dieses Jahr gibt es schon zahlreiche Buchungen für Feiern." Das "Poseidon"-Team besteht insgesamt aus sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Arben Jusufi, Inhaber von "Al Dente" und "Dali Lounge": "Wir hätten wohl keine zweite Gaststätte, die Cocktail-Bar ,Dali Lounge', eröffnet, wenn wir pessimistisch wären. Eine Schließung ist für uns absolut kein Thema." Das italienische Spezialitätenrestaurant am Jessener Markt betreibt der junge Mazedonier mit seiner Mannschaft seit fast vier Jahren. Mit jedem Jahr sei es besser angenommen worden, wofür steigende Gästezahlen sprächen, sagt er.
Imre Massima, italienisches Spezialitätenrestaurant "Toscana": Die Gaststätte im Hotel "Schwarzenbach" in der Rosa-Luxemburg-Straße in Jessen wurde am 30. Juni 2006 geschlossen. Der Grund, so Imre Massima, seien ungeklärte Verhältnisse, das gesamte Objekt stehe unter ,Zwangsverwaltung' einer Bank. Außerdem habe es einen größeren Wasserschaden im "Toscana" gegeben. Deshalb sei er ausgezogen und habe vorübergehend dicht gemacht, wolle aber nach Erledigung aller offenen Fragen gern wieder nach Jessen zurückkehren, versicherte der Italiener, der das Lokal im ehemaligen Kreiskulturhaus "Drushba" nach mehreren Besitzerwechseln 2004 übernommen hatte. Er hat auch schon klare Vorstellungen, was er seinen Gästen bieten möchte: italienische und Spezialitäten aus mexikanischer Küche.
Elke Herrmann, "Zur Weintraube" Schweinitz: "Fast zu jedem Jahreswechsel brodelt die Gerüchteküche. An solchen Stuss gewöhnt man sich halt. Ich kann aber versichern, dass die ,Weintraube' weiterhin offen ist und es auch bleibt. Eine Schließung könnten wir uns überhaupt nicht leisten. Außer mittwochs, da ist Ruhetag." Günter Herrmann und seine Frau betreiben das Schweinitzer Lokal an der B 187 seit August 2004, darüber hinaus noch ihr Stammlokal "Lindeneck" in Lindwerder sowie nach Bedarf die Gaststätten in Dixförda und Löben.
Stets frohen Mutes
Brigitte Steinbeiß, Inhaberin von "Steinis Raststätte" an der Bundesstraße 187 bei Rehain: "Es geht frohen Mutes weiter, alle anders lautenden Gerüchte stimmen nicht. Unser Lokal ist überwiegend Anlaufpunkt für Durchreisende, nicht zuletzt durch den großen Parkplatz. Aber auch Leute aus der Umgebung kehren gern bei uns ein, seien es Radler oder Wanderfreunde. Alle sind willkommen, wir möchten sie verwöhnen und geben uns dabei größte Mühe." Das Restaurant besteht seit 1990. 14 Jahre lang war Horst Steinbeiß Geschäftsführer. 2004 übergab er das Objekt aus gesundheitlichen Gründen an seine Ehefrau Brigitte. Hotelzimmer wie in den Anfangsjahren sind allerdings keine mehr vorhanden, die Räume sind als Wohnungen vermietet.