Sanierung in Ruhlsdorf Sanierung in Ruhlsdorf: Überraschung Chorraum der Backsteinkirche

Ruhlsdorf/MZ - „Fertigstellung soll im September sein“, gibt Jens Höhne die Marschrichtung vor. Womit sich der Diplom-Bauingenieur auf die gegenwärtigen Sanierungsarbeiten an der Ruhlsdorfer Backsteinkirche bezieht, die bereits im Juni begonnen haben.
Das Vorhaben sei insgesamt mit Kosten von 104 000 Euro veranschlagt, lässt der Fachmann vom baubegleitenden Jessener Ingenieurbüro Eule wissen. Das Gros davon seien Fördermittel, ausgereicht vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten, aber die Kirchgemeinde habe auch einen Eigenanteil von rund 11 000 Euro aufbringen müssen. „Dafür hat sie alle Hebel in Bewegung gesetzt“, lobt Jens Höhne. Eine Schrott-Sammlung gehörte ebenso dazu wie eine Lotterie, an der sich auch die Familie des einstigen Kirchenstifters Carl Traugott von Hülsen mit Preisen beteiligte.
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Kontinuierlich etwas getan
Die Leistungen, die erforderlich sind, um dem Gotteshaus aus dem Jahr 1886 eine sichere Zukunft zu geben, sind schnell aufgezählt. Wobei der Bauingenieur betont, dass die Ruhlsdorfer an ihrer Kirche im Laufe der Zeit immer wieder etwas getan haben, weshalb man hier auch keinen wirklich katastrophalen Zustand vorgefunden habe.
Dennoch müsse das Dach von Schiff und Chorraum neu eingedeckt werden. Auf der Glockenstuhlebene im Turm sind Putzarbeiten zu verrichten, Mauerwerk ist teilweise auszubessern. Letzteres betrifft den Treppenturm, er lehnt sich südlich an den Hauptturm an, und den dortigen Strebepfeiler, der wohl durch Regenwasser-Einwirkung in seinen jetzt desolaten Zustand versetzt wurde. Denn genau auf besagten Pfeiler lief bislang das Dachwasser vom Turm ab.
Bevor allerdings die neuen, dann einheitlichen Dachsteine (Biberschwänze) - vorgefunden hat man drei verschieden Sorten, wobei die ältesten sicher von der Ersteindeckung stammen - aufgebracht werden können, muss man das Holz des Dachstuhls in Ordnung bringen. Den Schwerpunkt hierbei bildet wider Erwarten nicht das Schiff - hier sind auf der Nordseite lediglich zwei Sparren auszutauschen. Auch der seitliche Anbau macht nicht den meisten Aufwand erforderlich - Schwellen sind zu wechseln und ein Deckenbalken, auf dem die Säule steht, die das Gebinde trägt. Dafür aber offenbarte sich die kleinteilige Dachkonstruktion über dem Chorraum als die aufwendigste Baustelle für die Zimmerleute der zbo Bau GmbH Jessen.
Die so genannte Kappendecke über dem Chor und die Holzteile darüber sind nicht vom Inneren des Schiffs aus zu erreichen, sondern nur von außen. Als das Gerüst stand und das Dach hier geöffnet wurde, war die Überraschung ziemlich groß: „Die Schwellen sind komplett zerstört. Ebenso 80 Prozent der Stichbalken und 80 Prozent der Sparren“, fasst Jens Höhne das vorgefundene Bild zusammen. „An diesem Teil des Dachstuhls wurde seit der Erbauung der Kirche 1886 noch nichts gemacht“, so seine Einschätzung.
Anders als vorab angenommen, sind die Schädigungen an der Balkenkonstruktion der Ruhlsdorfer Kirche aber kaum durch eingedrungene Feuchtigkeit entstanden - „eventuell weil es schon eine Dachrinne gab und diese auch funktionstüchtig war“. Dafür stellte man an mehreren Stellen die Braunfäule fest, und vor allem geht ein Großteil der Zerstörungen an Hölzern auf tierische Schädlinge wie Nagekäfer zurück.
Vorsorge gegen Schädlinge?
In diesem Zusammenhang merkt der Diplom-Bauingenieur an, dass zu empfehlen wäre, den nun freigeräumten Dachraum - der Schutt auf der Konsole überm Schiff lag 20 Zentimeter hoch - vorsorglich gegen Schädlinge zu begasen. Das freilich sei eine finanzielle Frage, die man noch erörtern müsse.

