Rüstung Rüstung: Fliegerhorst Holzdorf bekommt neuen Hubschrauber

Holzdorf/MZ - Lange musste im Fliegerhorst Holzdorf auf diesen Augenblick gewartet werden, doch dann schwebte die erste CH-53 GA am Standort ein, eskortiert von einem zweiten Modell des Hubschraubertyps. Der avisierte Flug- und Schulungsbetrieb in Holzdorf kann damit offiziell am 7. Oktober aufgenommen werden.
Oberstleutnant Jürgen Haupenthal ist von Natur aus ein freundlicher Mensch. Stets umgibt ein Lächeln seine Aura, das Auftreten des Kommandeurs der Lufttransportgruppe 64 Holzdorf (LTG) ist höflich und zuvorkommend. Doch am Dienstag erfuhr dieses Erscheinungsbild eine deutliche Steigerung. Stolz war den Gesichtszügen des Offiziers zu entnehmen, und die Vorfreude auf ein kommendes Ereignis. Wochenlang schon wurde die Ankunft der ersten CH-53 GA angekündigt, der Termin jedoch kurzfristig mehrfach verschoben. Dabei war es genau diese Ankunft, der Soldaten und zivile Mitarbeiter der LTG mit Spannung entgegenfieberten. Nach dem befohlenen Fähigkeitstransfer und dem damit verbundenen Abzug der NH90, fehlte dem Fliegerhorst ein Stück Identifikation. Statt des erhofften Routinebetriebs, so Jürgen Haupenthal, folgte wieder einmal ein Neuanfang. Mit der Folge, dass der modernste Fliegerhorst Ostdeutschlands, als den ihn ranghohe Militärs gern betiteln, lange Zeit keinen echten Flugbetrieb vorzuweisen hatte.
Piloten werden umgeschult
Entmutigen ließ man sich davon in Holzdorf aber nicht. Entgegen der in der Bundeswehr teilweise getrübten Stimmung angesichts der Wechsel von Luftwaffe zum Heer und umgekehrt ging man die Herausforderung kontrovers an. Personal wurde auf das neue Modell geschult, die Logistik entsprechend vorbereitet. „Um so schmerzlicher war es für mich, als ich vor drei Wochen die Entscheidung treffen musste, auf die erste Landung vorübergehend zu verzichten, um die Ausbildung unserer ersten Lehrer, die derzeit noch in Bückeburg stattfindet, nicht zu gefährden. Es hätte uns nichts genutzt, die ersten Hubschrauber hier zu haben, aber noch länger auf die Bediener warten zu müssen“, betonte Haupenthal während des Appells vor dem Eintreffen der ersten Maschine. Inzwischen konnten drei Piloten ihre Fluglehrerausbildung auf dem Muster CH-53 GA erfolgreich beenden. Künftig werden sie in Holzdorf dafür sorgen, dass weitere Piloten das Gerät beherrschen lernen. Ziel ist es, bis Ende 2013 mit sechs CH-53 GA sechs Flugschüler, allesamt erfahrene UH-1 Piloten, auf CH zu schulen. „Parallel wird unsere Gruppe noch zwei Lehrgänge in Bückeburg durchführen. Danach werden die dort verbliebenen acht CH-53 GA und die Fluglehrer im Frühjahr 2014 nach Holzdorf versetzt, um hier den deutschlandweiten Schulungsbetrieb auf CH durchführen“, so erklärt Haupenthal weiter. In der Bundeswehr ist dieser Typ der aktuell größte Hubschrauber. 1972 in Dienst gestellt, gilt die CH-53 als „Arbeitspferd“, wird speziell für den Transport von Lasten und Personal eingesetzt.
In Lizenz gefertigt
Sechs der Maschinen sind derzeit in Afghanistan stationiert. Die CH-53 GA (die Abkürzung bedeutet: German Advanced, Deutsch fortgeschritten) ist die aktuellste Produktverbesserung des einst vom amerikanischen Hersteller Sikorsky entworfenen und später in Deutschland in Lizenz gefertigten Hubschraubers. Die aktuelle Umrüstung der Luftfahrzeuge wird im Eurocopterwerk in Donauwörth durchgeführt und beinhaltet eine Vielzahl technischer Neuerungen. Unter anderem verfügt das Luftfahrzeug über einen Vier-Achsen-Autopiloten, einschließlich Schwebeflugautomatik, ein elektronisches System zum Selbstschutz und zur Erkennung bewaffneter Bedrohungen, ein modernes Anzeige und Bedienkonzept im Cockpit, ein Infrarot-Beobachtungssystem, ein Innenzusatztanksystem sowie eine umfangreiche Kommunikationsanlage für Sprache und Daten, die unter anderem den Einsatz im Verbund mit den Hubschraubern NH90 und Tiger ermöglicht. Die Zeit in der Umrüstung auf CH-53 wird aber auch genutzt, um im bisherigen Einsatz erkannte Schwachstellen auszubessern. „Wir eröffnen heute eine neue Ära. Halten sie diesen Tag in Erinnerung, dies ist für das Hubschraubergeschwader 64 und seine LTG am Standort Holzdorf ein historischer Tag“, so Haupenthal abschließend.