Programm "Herkuleskeule" Programm "Herkuleskeule": Kabarett im Porzellancafé
Annaburg/MZ - „Wir kommen gern hierher“, die das sagen, sind keine Anfänger auf den Bühnenbrettern. Brigitte Heinrich, Rainer Bursche und Michael Rümmler stehen seit Jahren als Ensemblemitglieder der Dresdner „Herkuleskeule“ für erfolgreiches deutsches Kabarett. Mindestens das siebente Mal, so genau wussten das die drei Künstler nicht mehr, gastierten sie nun im Annaburger Porzellancafé, wo wieder einmal jeder Stuhl besetzt war. „Die Keule“, wie das traditionsreiche Kabaretttheater von seinen Liebhabern und Kennern genannt wird, ist zu einer Institution nicht nur des Ostkabaretts gereift und sorgt stets für volle Häuser.
In die Schlossstadt brachten die studierten Schauspieler diesmal ein Programm mit dem Namen „Radioballett“ mit. Jedoch hatten die Darsteller keinesfalls vor, sich derart körperbetont zu präsentieren. Vielmehr schlüpfte Rainer Bursche in die Rolle des 80-jährigen Opas Neugebauer, dessen Lieblingsrundfunksendung eben jenes „Radioballett“ ist.
Über Gott und die Welt geredet
Wie in einem bunten Radioprogramm üblich, wurde dies und das, Gott und die Welt thematisiert. Dabei taten die Gäste aus Sachsen das, was eine Keule eben am besten kann: Austeilen. Gemeinsam mit dem Pianisten Thomas Wand, so kündigte es der Flyer an, sollten die Annaburger in dem rund zweistündigen Programm einem „Wechselbad aus skurriler Komik und schwarz-humoriger Nachdenklichkeit“ ausgesetzt werden. Texte von Philipp und Wolfgang Schaller, Peter Ensikat und die Regiearbeit von Gisela Oechelhaeuser konnten da schon als Garant angesehen werden.
Die Erwartungen mit denen die Freunde des politischen Kabaretts ins Porzellancafé gekommen waren, wurden an diesem Abend offensichtlich, misst man das an der Stimmung im Saal, übertroffen. Hörbar wurde mitgegangen und mancher Zwischenruf Richtung Bühne geschickt. Die oft in Liedtexten verpackten Botschaften, sprachen den Anwesenden aus der Seele: So das „Geständnis“ von Opa Neugebauer: „Ich glaube, was grade Mode ist. Sogar an die Bibel. Da bin ich sehr flexibel.“ Oder „Wer braucht heute noch Dichter und Denker? Für uns denken schlicht die Banker“. Brigitte Heinrich, die allein mit Gestik und Mimik unter größter Anteilnahme des Publikums zur Bundeskanzlerin mutierte, wurde durch Michael Rümmler mit den Worten unterstützt: „Die Amerikaner sagen, Angela Merkel ist die mächtigste Frau der Welt. Und die müssen es wissen. Sie ist die beliebteste Kanzlerin, die Deutschland je hatte.“ Selbst eine Ode an Frau Merkel wurde gesungen: „Du bist Europas Domina, stehst mal hier und auch mal da…“ Ein Schelm, der da an Maut, Steuererhöhung oder Mindestlohn dachte.
Grün anstreichen?
Ein Thema aber trieb Opa Neugebauer noch mal nach vorn: die Umweltzerstörung. „Ob man von genmanipulierten Pflanzen Pickel kriegt?“ Er entschied: „Na und, da werde ich eben resistent gegen Borkenkäfer“. Darüber hinaus beklagte er, dass viele Rentner überfahren werden, aber die Umweltschützer Überwege für Kröten bauten. „Ich würde mich nicht wundern“, so meinte er, „wenn sich Rentner grün anmalen würden“.
Als gestandene „Bühnenarbeiter“ wussten die Dresdner zudem, ihr Publikum mit in ihre Show einzubeziehen. So fragte Rainer Bursche als es um das Älterwerden mit all seinen Facetten und Konsequenzen ging: „Wie alt wollen sie denn noch werden?“ Nicht ahnend, dass der „Wolfgang“ aus Holzdorf, den er so ansprach, als Chef einer Steinmetzfirma tagtäglich bei der Herstellung von Grabsteinen mit dem Ableben konfrontiert wird.