1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Prettin: Prettin: Erinnerung an Ehrenbürger Gustav Adolph Fischer

Prettin Prettin: Erinnerung an Ehrenbürger Gustav Adolph Fischer

Von Georg Weis 27.05.2013, 08:04

Prettin/MZ - Herrn Rechnungsrath Fischer die dankbare Gemeinde Hohndorf, 1889“ ziert in kunstvoller Schrift das Ehrengeschenk, das der Stadt Prettin von der Ur-Enkelin Gunna Weis, geb. Fischer, im Beisein der Enkelin Ilse Fischer (92) am Freitag, 31. Mai, im Rahmen des Heimatabends beim „Vereins- und Schlossgartenfest“ übergeben werden soll.

Gewürdigt wird der Mann, dem sein Geburtsort für seine besonderen Verdienste um die Stadt und ihre Ortskirchen vor hundert Jahren einen großen Gedenkstein widmete und dessen Porträt seinen Platz im Sitzungssaal der Abgeordneten fand. Durch mühsame Recherchen hatte Gustav Adolph Fischer (Foto), geboren 1836, damals seiner Geburtsstadt Prettin sowie der Dorfgemeinde Hohndorf zu ihrem Recht verholfen und ihnen erspart, umfangreiche Zahlungen nach dem Wechsel von Sachsen nach Preußen leisten zu müssen.

Intensive und beharrliche Nachforschungen durch Gustav Fischer für seine Heimatstadt in den Archiven in Merseburg, Dresden und Berlin führten in Prozessen durch alle Instanzen dazu, dass Patronatsleistungen aus kursächsischer Zeit zugunsten der Ortskirchen nachgewiesen werden konnten. Dafür bedankte sich nicht nur die Stadt Prettin durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft im Jahr 1889 und die Benennung einer Straße nach ihm, sondern auch die Bürgerschaft von Hohndorf ehrte ihn mit einer Silberschale. Gustav Fischer war nicht nur „in allen wichtigen Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Prettin ein treuer, unermüdlicher Berater und Helfer“ – wie es in seinem Nachruf hieß - sondern er setzte sich auch erfolgreich für etliche in Bedrängnis geratene Bürger Prettins ein. Damals war er bereits Beamter im Justizministerium in Berlin, wo er als „Geheimer Rechnungsrat“ unter anderem für die Durchführung der juristischen Examina zuständig war.

Gustav Adolph Fischer hatte sich aus schwierigen Verhältnissen durch außergewöhnliche Leistungen hochgearbeitet. Mit einem Jahr verlor er den Vater, die Witwe Sophie, geb. Böckner, vom Schlösschen lebte von einer geringen Pension von 100 Talern mit den kleineren der neun Kinder. Sein Vater war Ökonomie-Inspektor am Zuchthaus im Schloss Lichtenburg gewesen.

Daher konnte der Junge nur die Volksschule in Prettin besuchen. Schon frühzeitig fiel er mit besonderer Begabung auf und wurde mit zwölf Jahren nebenbei von Pastor Schlackwerder in Latein und Französisch unterrichtet, so dass er eine Prüfung am Torgauer Gymnasium ablegen und nach dem Abitur eine untere Laufbahn am Gericht beginnen konnte. In seinem Examen verblüffte er mit Kenntnissen weit über seinen Aufgabenbereich hinaus - wie ausdrücklich vermerkt wurde - und gelangte schließlich bis ins Berliner Justizministerium. Hier in Berlin gründete er mit Luise Praedicow aus Wittenberg 1868 eine Familie.

Gustav Fischer arbeitete immer äußerst gewissenhaft: So fertigte er eine Statistik der Verwundeten des Krieges mit Frankreich von 1870/71; hierfür erhielt er einen kaiserlichen Orden. Die bedeutendste seiner zahlreichen Auszeichnungen war der „Rote Adlerorden“ - der höchste nichtmilitärische Orden in Preußen. Kaiser Wilhelm I. sah ihn bei einem Empfang mit dieser besonderen Auszeichnung dekoriert und sprach ihn daraufhin an. Seine spezielle Liebe galt den Alpen, vor allem dem Zillertal, das er oft bereiste. Im Alpenverein Berlin war er im Vorstand. Er starb, mit 76 Jahren noch im Dienst, auf dem Wege ins Ministerium durch Herzschlag.

100 Jahre nach Errichtung des markanten Grabsteins mit Jugendstil-Ornamenten, der Gustav Fischer als Ehrenbürger ausweist, freut sich seine Enkelin Ilse Fischer, dass sich sein Grab in gutem Zustand befindet.