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Praxen-Wartezeiten in Annaburg Praxen-Wartezeiten in Annaburg: Ortsbürgermeisterin Helga Welz reagiert auf Auskünfte

Von Klaus Adam 24.03.2015, 21:25
Christian Wagner und Sandra Trabitz, Fachärzte für Allgemein- und für Innere Medizin, behandeln in ihrer Annaburger Praxis einen Großteil der Patienten aus Prettin und Umgebung.
Christian Wagner und Sandra Trabitz, Fachärzte für Allgemein- und für Innere Medizin, behandeln in ihrer Annaburger Praxis einen Großteil der Patienten aus Prettin und Umgebung. Klaus Adam Lizenz

Prettin/MZ - Ihr eigenes Erleben widerspricht deutlich der Darstellung der beiden Annaburger Mediziner im MZ-Beitrag vom vergangenen Freitag. So reagierte Prettins Ortsbürgermeisterin Helga Welz (parteilos) auf die Aussagen von Christian Wagner und Sandra Trabitz, niemand würde länger als zwei Stunden warten.

Anders als geschildert

„Ich war in der Nachmittagssprechstunde gegen 16 Uhr dort. Der Warteraum war voll. Einige, auch ich haben gestanden“, schildert Helga Welz ihr Erleben. Ein Mädchen sei schließlich aufgestanden, habe ihr einen Platz angeboten. Auf dem habe sie sich wiederum mit einer älteren Dame abgewechselt. Nach zweieinhalb Stunden sei sie an der Reihe gewesen, so die Kommunalpolitikerin. „Ich bin nach wie vor enttäuscht, dass die Kassenärztliche Vereinigung keine Möglichkeit findet, einen Ersatz für den verstorbenen Prettiner Mediziner zu finden“, kommt die Ortsbürgermeisterin vom eigenen Erleben auf den Kern der Sache. „Was die beiden Annaburger Ärzte sagen, stimmt nicht mit den Diskussionen in Prettin überein.“

Ihr werde berichtet, so Helga Welz, dass die Ärzte ringsum die Patienten des verstorbenen Kollegen nur solange behandeln, bis sich hier wieder ein Mediziner niederlässt. Doch genau das ist seit Herbst vergangenen Jahres das Problem. „Mir geht es einfach um das Interesse der Bürger dieser Stadt“, begründet die Ortsbürgermeisterin ihr vehementes Eintreten für eine Lösung. „Wenn man durch die Stadt geht, trifft man viele ältere Leute, die nicht mehr so mobil wie früher, oft auch auf einen Rollator angewiesen sind“, schildert Helga Welz die Situation in ihrem Ort. Und genau dies seien die Patienten, denen es schwer falle, die Treppen zur der Ausweichpraxis in Annaburg zu „erklimmen“. „Außerdem sind es einige inzwischen leid, auf Verwandte oder Bekannte angewiesen zu sein, um sich mit dem Auto nach Annaburg fahren zu lassen“, fügt die Ortsbürgermeisterin an.

Nicht die einzige „Baustelle“

„Es sind mehrere Orte, in denen Hausarztstellen vakant sind“, weist Martin Wenger, Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Sachsen-Anhalt, darauf hin, dass Prettin nicht die einzige „Baustelle“ für ihn sei. „Es ist ein schwieriges Thema. Wir sind aber permanent dran“, bekundet Wenger. Erst am Montag hatte ein für ihn zunächst hoffnungsvolles Gespräch nicht mit einem definitiven Ja des Angesprochenen geendet. „Und wenn es kein konkretes Ergebnis gibt, kann ich noch nicht viel dazu sagen“, erklärt er.

Einen womöglich hinter der Enttäuschung auf kommunaler Seite stehenden Vorwurf, die Kassenärztliche Vereinigung wäre untätig, wehrt deren Hauptgeschäftsführer jedoch mit einer Aufzählung des bisherigen Geschehens ab.

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„Derzeit halten wir noch (...) Kontakt mit einem MVZ und einem Interessenten, der sich auf weitere Anzeigen gemeldet hat“, fasst Wengers Pressesprecher Bernd Franke in einer Mail zusammen. MVZ bedeutet Medizinisches Versorgungszentrum. Gleich nach der Nachricht vom Ableben des Arztes „waren Mitarbeiter unseres Hauses vor Ort“, so Franke.

Er verweist auf den „dankenswerten Beschluss der Jessener Ärzte, gemeinsam die Patienten des verstorbenen Kollegen erst einmal zu übernehmen“. Wenig später habe sich ein Interessent die Praxisräume in Prettin angesehen. Zu der Zeit, so Franke sei noch nicht klar gewesen, ob die Praxis weiter zur Verfügung steht. Die, die Patienten wissen es, im Privathaus des Arztes eingerichtet war. „Zwischenzeitlich“, so Franke, „erreichte uns die Nachricht, dass die Praxisräume nicht mehr zur Verfügung stehen“.

Schnelles Raum-Angebot

Die Kommune hatte darauf, wie mehrfach berichtet, sehr schnell reagiert und Räume im so genannten Ärztehaus in der Bahnhofstraße angeboten. Selbst im Rathaus ließe sich - wenngleich möglicherweise zeitlich befristet - eine Praxis einrichten.

Im Deutschen Ärzteblatt seien bundesweit Anzeigen erschienen. Zudem habe der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung im Dezember 2014 eine Sicherstellungsgarantie für den Standort Prettin mit Mindestumsatzgarantie beschlossen. Das bedeutet, dass die Kassenärztliche Vereinigung einen „besonderen Versorgungsbedarf“ mit der Besetzung der Praxis verbindet, wie Franke auf eine MZ-Nachfrage konkretisiert. Das Land, so schließt die Mail aus Magdeburg, stehe bundesweit im Wettbewerb „um interessierte Ärzte, die je nach Lebensplanung Anforderungen an die Infrastruktur haben und teilweise auch Arbeitsstellen für Familienmitglieder suchen“.

Helga Welz
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