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Naturschutz vom Augustinuswerk Naturschutz vom Augustinuswerk: Nistkästen für die Region

Von Aline Gorldt 09.07.2019, 13:10
Gerd Lehmann vom Augustinuswerk zeigt Andreas Wilke und Matthias Milewski (von links) von der Kreisjägerschaft Wittenberg die ersten Nistkästen, die in der Zweigstelle des Werkes in Jessen produziert werden. Insgesamt 600 Stück wurden in Auftrag gegeben.
Gerd Lehmann vom Augustinuswerk zeigt Andreas Wilke und Matthias Milewski (von links) von der Kreisjägerschaft Wittenberg die ersten Nistkästen, die in der Zweigstelle des Werkes in Jessen produziert werden. Insgesamt 600 Stück wurden in Auftrag gegeben. Aline Gorldt

Jessen - In der Werkstatt des Augustinuswerkes in Jessen wird fleißig gearbeitet. Das ist ja erst einmal nichts Neues. Was einige Beschäftigte da bauen, aber schon: Seit zwei Wochen werden in der Zweigwerkstatt im Jessener Gewerbegebiet erstmals Nistkästen für die Kreisjägerschaft Wittenberg produziert.

600 Stück an der Zahl. Wo normalerweise Paletten gebaut, Holzbriketts hergestellt, Kabel konfektioniert oder Zuarbeiten für die Herstellung von Sauberlaufzonen gemacht werden, sägen und schrauben rund zehn der 64 Beschäftigten momentan an den Vogelhäusern.

Wertschätzung für das Werk

Mehrere Kubikmeter Holz wurden bereits verarbeitet. „Das ist für die Leute mal eine schöne Abwechslung“, weiß Gerd Lehmann, Leiter der Zweigstelle des Augustinuswerkes Wittenberg in Jessen. „Ich glaube, dass viele Menschen keine Vorstellung davon haben, was das Augustinuswerk überhaupt leistet. Unser Auftrag für die Nistkästen ist also auch eine Wertschätzung der Mitarbeiter“, erklärt Matthias Milewski, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Wittenberg.

Über die Kooperation mit der Behindertenwerkstatt sei er sehr froh. Mit der Verteilung der Nistkästen auf Feldern und im Wald, will die Kreisjägerschaft aktiv Naturschutz betreiben und den Vogelschutz unterstützen. Umweltbewusst werden die Kästen im Augustinuswerk aus unbehandeltem Naturholz hergestellt, welches aus dem regionalen Sägewerk in Linda stammt.

Kostenpunkt: Rund 3 000 Euro. Klingt erstmal nicht viel, für den Verein ist es allerdings eine große Summe: „Damit ist der Fonds für den Naturschutz dieses Jahr ausgeschöpft“, erklärt Andreas Wilke, Schatzmeister der Jägerschaft. Wie wichtig die Nistkästen für den Schutz der Vögel sind, zeigt sich in der Population der Waschbären, erklären Wilke und Milewski. Dieser sei ein großes Problem geworden. Er sei hierzulande der größte Feind der Vögel.

Schutz vor Waschbären

Im Gegensatz zum Fuchs beispielsweise, klettern die Waschbären auch auf Bäume und rauben so die Nester aus. Zwar werden sie aktiv bejagt, so die Vorstandsmitglieder der Kreisjägerschaft Wittenberg, die Gefahr, die vom Waschbären ausgeht, ist aber noch sehr groß. Mit einer Holzstärke von 23 Millimetern bieten die Nistkästen einen sehr guten Schutz vor Nesträubern, die, wie der Waschbär, auch gern am Kasten kratzen.

Aufgehängt in einer Höhe zwischen 2,50 und drei Metern, sollte den neuen Bewohnern nichts mehr passieren. Ein weiterer Grund für die Notwendigkeit der Nistkästen ist, dass es früher mehr umgefallene tote Bäume im Wald gegeben habe, die als natürliche Nistkästen dienten. Mittlerweile, sagt Matthias Milewski, seien die Wälder so gut aufgeräumt, dass die Vögel kaum noch solche Bäume zum Nisten finden können.

Das Projekt wird derzeit allein von der Kreisjägerschaft in Wittenberg durchgeführt. Sie ist die mitgliederstärkste der drei Jägerschaften des Landkreises. Die Idee zum Anbringen von Nistkästen stammte aus dem Hegering Wittenberg, einer Untereinheit der Kreisjägerschaft der Lutherstadt. Unter dem Vorsitzenden Maik Heese schlug dieser dann auch das Augustinuswerk Jessen als Produktionsstätte vor.

Von der Zusammenarbeit der Kreisjägerschaft mit dem Augustinuswerk sollen aber nicht nur die Vögel profitieren, betonen Milewski und Wilke. Auch Gerd Lehmann, dankbar über den Auftrag, hofft darauf, dass die Werkstatt in Zukunft vom Netzwerk der Kreisjägerschaft in Form von kleinen und größeren Folgeaufträgen profitiert.

Die Beschäftigten des Werkes bauen zwei Nistkasten-Typen, die sich in der Größe des Einflugsloches unterscheiden. In die Vogelhäuser mit einem Loch-Durchmesser von 30 Millimetern werden bevorzugt Sperlinge, Meisen und Kleiber einziehen. Der zweite Haustyp hat eine Lochgröße von circa 45 Millimetern Durchmesser und ist besonders für den Star und den Buntspecht geeignet.

Patenschaften gesucht

Die Nistkästen sollen im Gebiet der Kreisjägerschaft nach Absprache mit den Eigentümern in deren Feldern und Wäldern angebracht werden. Dabei ist die Kreisjägerschaft Wittenberg auf ihre 350 Mitglieder angewiesen. Sie werden gebeten, die Nistkästen zu montieren und sich um sie zu kümmern. Verteilt werden sie zum Beispiel beim Sommerfest der Jägerschaft im September in Gräfenhainichen.

Werden die Kästen noch im Herbst angebracht, können die Vögel sie gleich zum Überwintern nutzen. Nach jeder Saison müssen die Nistkästen gereinigt werden, sodass wieder neue Vogelfamilien einziehen können. Dabei hofft Andreas Wilke auch auf Hilfe von Außerhalb: „Mein Wunsch wäre es, wenn wir Patenschaften mit Schulen und Kindertagesstätten bilden könnten, um die Nistkästen gemeinsam aufzubauen und zu pflegen“, erklärt Wilke.

Interessierte Einrichtungen und Mitglieder der Kreisjägerschaft werden gebeten, sich bezüglich der Anbringung der Nistkästen und der Bildung von Patenschaften bei Andreas Wilke zu melden.

Kontakt: [email protected] (mz)