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Konzert Musik aus dem Norden

Der Annaburger Kultur- und Theaterverein veranstaltet einen Abend mit der Band „Strömkarlen“, die die skandinavische Sagenwelt besingt.

Von Annette Schmidt 26.10.2021, 11:58
Heidnische Helden und Musik im Gotteshaus. Das Quartett Strömkarlen  spielt in  der evangelischen Kirche von Annaburg.
Heidnische Helden und Musik im Gotteshaus. Das Quartett Strömkarlen spielt in der evangelischen Kirche von Annaburg. Fotos: Annette Schmidt

Annaburg/MZ - Die Reihen in der evangelischen Kirche von Annaburg waren bis auf die pandemiebedingt gesperrten gut besetzt. Nach über einem Jahr Stillstand meldete sich der Annaburger Kultur- und Theaterverein (Akut) am vergangenen Freitag mit einem Konzert zurück im Kulturleben der Stadt. Den Neubeginn machte das Quartett „Strömkarlen“ aus Dresden. „Strömkarlen“, das sind Guido Richarts, Daniel Nikolas Wirtz, Christina Lutter und Caterina Other, die mit ihren eigenen Kompositionen zur Edda, die skandinavische Götterwelt aufleben lassen.

Lieder über große Gefühle

Dass im Dunkel sitzende Publikum wird von den tiefen, oft zarten, manchmal auch treibenden Klängen in eine andere, längst vergangene Welt geführt. Die Edda, so erklärt Solosängerin Christina Lutter, berichtet von der im 13. Jahrhundert niedergeschriebenen skandinavischen Sagenwelt. Die in altisländischer Sprache verfassten Geschichten erzählen von großen Gefühlen, Helden, Zwergen, Gewalt, Zauber und natürlich von der Liebe. In kleinen humorvollen Moderationen erläutern die Bandmitglieder den knapp 60 Zuhörern die Geschichten, die die Musiker auf altisländisch singen.

So erfahren die Zuschauer, dass Göttervater Odin sein Auge verlor, weil er die Runen lesen lernen wollte. Sein Sohn, der Donnergott Thor, riss sich aus Wut schon mal den eigenen Bart aus, wenn er seinen Hammer verloren hat. Für dieses Lied holen sich die Profimusiker Unterstützung vom Publikum. Das kann nach nur wenigen Proben im besten Altisländisch das „Ohhh“ im Refrain mitsingen.

Musikalische Ursprünge

Die Band, deren Name auf einen schwedischen Wassergeist zurückgeht, vertonte vor 15 Jahren erstmals die mittelalterlichen Verse mit eigenen Kompositionen. „Niemand weiß, wie altisländisch klingt, deswegen haben wir uns bei der Aussprache am modernen Isländisch orientiert“, erklärt Guido Richarts, der neben dem Kontrabass die männlichen Soloparts singt. Den typischen „Strömkarlen“-Klang beschreibt er als eine Vereinigung der verschiedenen musikalischen Prägungen, aus denen die Bandmitglieder ursprünglich kommen. So bringt Daniel Nikolas Wirtz einen Hauch von Jazz in die Musik. Caterina Other und Christina Lutter sind stark von der Folk- und Renaissancemusik geprägt. Und Richarts hat sich ursprünglich als Rock- und Popmusiker einen Namen gemacht.

Caterina Other erzeugt mit der Nyckelharpa den typisch skandinavischen Klang der Band.
Caterina Other erzeugt mit der Nyckelharpa den typisch skandinavischen Klang der Band.
Annette schmidt

Den schwedischen Klang der Lieder prägt die Nyckelharpa, was ins Deutsche übersetzt Schlüsselfiedel bedeutet. Folk- und mittelalterliche Musik ist ohne das schwedische Nationalinstrument kaum vorstellbar, aber auch in der modernen Jazzmusik ist das anspruchsvolle Instrument häufig zu hören. Caterina Other spielt die Nyckelharpa in der Band. Sie hat ihre Ausbildung am Instrument zusammen mit Ron Winkler vom Akut-Verein gemacht.

Über diese Verbindung sollte „Strömkarlen“ schon im vergangenen Jahr in Annaburg auftreten, doch wegen Corona musste der Auftritt verschoben werden. Umso erfreuter sind Veranstalter und Band, dass der Auftritt stattfinden konnte. Das zweite Edda-Album war im Herbst 2019 fertiggestellt worden, konnte seitdem aber erst wenige Male vor Publikum gespielt werden. „Das Konzert ist auch Neustart für Akut. Wir hoffen inständig, dass wir 2022 selber mit einem Stück auftreten können“, sagt Ron Winkler.