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Lockdown in Jessen Lockdown in Jessen: Was außer Weihnachtsstimmung bleibt

Von Klaus Adam 15.12.2020, 09:48
Wird nach der Oster- auch die Weihnachtsware nicht los: Karola Baier im Haushaltswarengeschäft.
Wird nach der Oster- auch die Weihnachtsware nicht los: Karola Baier im Haushaltswarengeschäft. Thomas Tominski

Jessen - „Von den dreieinhalb freien Tagen zu Weihnachten werde ich wohl die Hälfte schlafen“, prognostiziert Friedrich Jähnel. Der junge Inhaber des Jessener Rewe-Marktes umschreibt damit am Montag etwas schmunzelnd, dass in seinem Markt salopp gesagt die Hölle los ist. Beinahe, als ob die Kunden fürchten, es würde angesichts des aus Berlin verhängten Lockdowns ab Mittwoch eng mit der Versorgung.

Am Sonntag einigten sich Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten bekanntlich auf ein „weitgehendes Herunterfahren des ganzen Landes“. Diese Phrase nutzten anschließend mehrere der Protagonisten in ihren Statements.

„Wir haben genügend Ware“, bekundet jedoch Friedrich Jähnel. Auch die Warenprognosen seien deutlich nach oben genommen worden. Soll heißen, man bereitet sich auf ein paar „heiße Tage“ bis Weihnachten vor. „Wir haben die Woche durchgeplant, dass die Kassenbesetzung besser passt und die Kunden schnell bedient werden können“, so Jähnel.

Der auch registriert, dass sich die Menschen wohl angesichts der geschlossenen Restaurants (die jedoch weiterhin Essen zum Mitnehmen anbieten dürfen) darauf vorbereiten, ihr Weihnachtsessen selber zu machen. „Ist auch klar, wenn sie ihre Verwandten an den drei Tagen getrennt bewirten wollen“, dann brauchen sie auch mehr, rechnet er vor.

Ware ist einzulagern

„Was soll man dazu sagen?“, fragt Karola Baier eher rhetorisch in Bezug auf den neuerlichen Lockdown. Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist ihr Haushaltswarengeschäft am Hospitalplatz Jessen von einer längerfristigen Schließung betroffen.

„Wenn es denn sein muss, finde ich’s auch in Ordnung. Dann aber konsequent. Nicht dass die einen dann auf einmal öffnen dürfen und andere doch nicht.“ In ihrem Geschäft seien Abstandsregeln einwandfrei einzuhalten. Es sei keineswegs so, dass sich die Kunden im Laden drängeln würden.

Den neuerlichen Lockdown nimmt sie allerdings etwas gefasster als den im Frühjahr. Die Zeit der anschließenden Lockerung habe gezeigt, dass die Kunden ihr und ihrem Geschäft die Treue halten. Dafür ist sie ihnen auch sehr dankbar. „Das hat mich sehr gefreut. Ich habe regelrecht gemerkt, die Leute wollten wieder einkaufen.“

Dadurch habe sie einen Teil der Verluste vom Frühjahr wettmachen können. Doch nun ausgerechnet in der umsatzstärksten Zeit des Jahres wird das Geschäft ein zweites Mal dicht gemacht. Die Weihnachtsware, die sie schon im Januar/Februar ordern musste, wird Karola Baier nun am heutigen letzten Öffnungstag vor dem Fest wohl nicht mehr los. „Schon die Osterware musste ich komplett einlagern“, berichtet sie.

„Mit Einschränkungen hatte ich natürlich gerechnet“, so Karola Baier, „aber dass es nun schon am Mittwoch kommt...“. Zunächst hatte es bekanntlich geheißen, nach Weihnachten würden die Zügel deutlich angezogen, als die Zahlen der mit Corona Infizierten nicht nach unten gingen. „Die Weihnachtsstimmung lassen wir uns dadurch aber nicht vermiesen“, bekundet die Jessenerin optimistisch.

„Wichtig ist, dass wir in der Familie gesund bleiben und dass meine Kunden gesund bleiben. Die Familie ist mir ganz wichtig und gibt mir den Halt.“ Es werde wohl das erste Weihnachten sein, „das wir mal ganz ruhig verbringen“.

Logistische Herausforderung

Seit die Corona-Infektionszahlen wieder angezogen sind, sieht sich Roland Höhne jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt. Denn auch die Teams in seinen Edeka-Märkten sind zumindest von Quarantäneverordnungen nicht verschont geblieben.

Da heißt es jeden Morgen neu planen. Die logistischen Herausforderungen seien da schon enorm, bestätigt Roland Höhne auf eine entsprechende MZ-Frage. Froh zeigt er sich am Montag, dass die Feuerwerkslieferungen für den Jessener Markt gerade noch gestoppt werden konnten. In den anderen beiden Filialen in Annaburg und Bad Liebenwerda war diese Ware schon angekommen. Über die Edeka-Zentrale werde nun verhandelt, wie das wieder zurückgenommen werden könne.

Wie sein Kollege Jähnel, so beruhigt auch Höhne seine Kunden: „Wir haben ordentlich Ware vorgeordert. Und wir können auch jeden Tag bestellen“, erklärt der Supermarktbetreiber. Am Montag verzeichnete er ein gegenüber Vorjahren deutlich gestiegenes Kundenaufkommen. Und zwar so, dass sich Schlangen bildeten, um einen der abgezählten Einkaufswagen zu ergattern.

Bekanntlich darf nur eine der Größe des Marktes entsprechende Menge an Kunden hinein. Insgesamt bescheinigt Höhne den Einkäufern eine anerkennenswerte Disziplin, was die Hygienebestimmungen anbelangt. Ausnahmen gebe es freilich auch. Was den Marktchef dann schon ärgert. „Wir sind auch nur diejenigen, die die Maßnahmen umsetzen müssen“, merkt er dazu an.

Beide Marktbetreiber, Höhne und Jähnel, drückten ihren Dank an die Mitarbeiter aus. Ohne deren Leistung wäre die Situation nicht beherrschbar. (mz)

In den Einkaufsmärkten, im Foto Edeka Jessen, ist bereits am Montag ein gestiegener Kundenandrang zu verspüren.
In den Einkaufsmärkten, im Foto Edeka Jessen, ist bereits am Montag ein gestiegener Kundenandrang zu verspüren.
Klaus Adam