Lanz Bulldogs stoßen ihre Rauchringe in Axiener Luft

AXIEN/MZ. - Nichts gegen Spielmannszüge und Bläserformationen. Aber es gibt Umzüge, die brauchen keine musikalische Begleitung. Die machen sich ihren Sound selbst. So wie beim dritten Bulldog- und Oldtimertreffen am Wochenende in Axien. Rund 150 Oldie- und Trecker-Fans ließen sich beim Organisationskomitee registrieren, beim ersten Treffen waren es "nur" 50, vor drei Jahren schon 90.

Die Maschinen der Heinrich Lanz AG Mannheim sind die Könige unter den Oldies. Wenn sie ihre Rauchringe aus dem Auspuffzyklon brüllend in die Luft blubbern. Erzeugt bei jedem Bulldog, egal welcher Größe und PS-Zahl, von einem liegenden Einzylinder-Motor. Zehn Liter Hubraum hat der Lanz von Stephan Petzold aus Engelsdorf bei Leipzig. Damit bringt es der "Eil-Bulldog", Baujahr 1943, auf 45 PS Antriebsleistung und knapp 50 Stundenkilometer. Die Anreise von Sachsen nach Axien in dem Zweisitzer erfolgte auf der Straße. "Ein Klacks", winkt der Besitzer ab, "ich bin damit vor drei Jahren 650 Kilometer bis Kröw an der Mosel zu einem Lanz-Treffen gefahren. Hat nur drei Tage gedauert." Petzold ist Vorstandsmitglied und nur einer von über 100 Mitgliedern der "Lanz-Freunde Sachsen", die etwa 200 Maschinen in ihrem Bestand haben. So ganz nebenbei hatten sie auch einen Spezialisten für alle Fälle mitgebracht, den "Lanz-Arzt". So war es auf dem T-Shirt jedenfalls zu lesen.

Aber das Treffen in Axien war nicht nur auf Lanz fixiert. Teilnehmen konnte jeder, der liebevoll einen Oldtimer, egal ob Traktor, Lkw, Pkw, Kleintransporter oder Zweirad, sein Eigen nennt. "Da sind wir völlig offen", sagte Timo Kondritz, Mitglied des Axiener Heimatvereins und der lockeren Vereinigung Axiener Bulldog-Freunde. Denn auch in der Elbe-Elster-Region gibt es zahlreiche Fanatiker. Kondritz selbst hat einen allradgetriebenen Traktor Dutra D 4K, in den 1960er Jahren in Ungarn gebaut. Alexander Schulze aus Hohndorf konnte seinen Lkw W 50 gerade noch rechtzeitig für das Treffen herrichten und anmelden. Ein Schmuckstück ist es geworden. Ebenso wie der Traktor Universal U 650 aus der Traktorenschmiede im rumänischen Brasov (Kronstadt) von Heiko Pankrath aus Gehmen. Die Farbe auf den Schutzblechen trocknete zum Glück noch vor dem Treffen. Matthias Schneider aus Prettin fuhr stolz mit einem Kleintransporter "Framo", dem Vorgänger des Barkas B 1000, durch den Ort.

Im Umzug waren Oldtimer zu bestaunen, die das Herz jedes Fans höher schlagen lassen. Seien es die Trecker-Legende "Pionier" (nach dem Krieg gebaut in Nordhausen), der "Famulus" oder der ZT 300 (als Großschlepper Ende der 1960er Jahre im Traktorenwerk Schönebeck konstruiert und gebaut). Auch Wolfgang Bollmann aus Holzdorf war dabei. Mit einem Kleintraktor "Fendt". Unklar bleibt, wer glücklicher war. Er oder sein erst neun Monate junger Enkel Dustin. Wolfgang Knifel war aus Thammenhain in Sachsen angereist. Auf einem Trailer hatte er zwei kleine Traktoren "Massey Ferguson" platziert. "Alle meine sieben Oldie-Trecker konnte ich nun wirklich nicht mitbringen", bedauert der 76-Jährige. Seinen gesamten Bestand hat der ehemalige Landwirt, der einmal 800 Hektar Ackerfläche als Einzelbauer bewirtschaftete, seinem Enkel vermacht. Jung ist die Vereinigung der Oldtimer-Fans aus Kurzlipsdorf im brandenburgischen Nachbarkreis Teltow-Fläming. Sie haben Stücke aus den letzten Tagen der DDR "aufgemöbelt". Darunter einen ZT 323 und einen ZT 403. Der wurde nur als Prototyp gebaut; angetrieben durch einen Sechszylinder-Motor. Gekommen waren die Kurzlipsdorfer mit einem Lkw L 60, Nachfolger des W 50.

Die Vorbereitung des Treffens ist eine Fleißarbeit. "Viele Oldie-Fans kennt man ja schon persönlich. Trotzdem, zahlreiche Einladungen wurden im vergangenen Jahr um die Weihnachtszeit mit Grußkarten verschickt. Schön, dass so viele gekommen sind", so Timo Kondritz. Er freute sich über den Besucherstrom. "Natürlich wird es weitere Sommerfeste geben. Im nächsten Jahr wahrscheinlich wieder ein ,American Weekend'. Aber eine solche Oldie-Schau erst wieder in drei Jahren."