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Landwirtschaft in Axien Landwirtschaft in Axien: Durch Kraut und Rüben

Von H.-Dieter Kunze 13.11.2013, 21:39
Andreas Weiß, der im Auftrag der Axiener tätig ist, arbeitet seit 15 Jahren beim Munz Lohnunternehmen Großweitzschen. Er kennt sich auf den modernsten Landmaschinen aus.
Andreas Weiß, der im Auftrag der Axiener tätig ist, arbeitet seit 15 Jahren beim Munz Lohnunternehmen Großweitzschen. Er kennt sich auf den modernsten Landmaschinen aus. H.-Dieter Kunze Lizenz

Axien/MZ - Es war nicht unbedingt ein Spitzenjahr für Zuckerrüben und andere Kulturen. Extreme Witterungsbedingungen machten sowohl den Landwirten als auch den Feldfrüchten arg zu schaffen. Ein langer Winter, ein kühler Mai, das Hochwasser an Elbe und Schwarzer Elster im Juni und dann anhaltende Trockenheit.

Trotz allem, jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen, die Zuckerrüben müssen in möglichst kurzer Zeit und mit ausgefeiltem Management vom Acker. 15 Agrargenossenschaften und landwirtschaftliche Kleinunternehmen bauen in der Elbaue von Purzien über Axien bis Prettin Zuckerrüben an. Das hat seit Jahrzehnten Tradition, die Böden sind ergiebig, die Früchte gedeihen in der Regel gut, wenn sie nicht witterungsbedingt etwas aus der Bahn geworfen werden.

46 Hektar sind abzuernten

„Dieses ist kein gutes Rübenjahr“, bestätigt Gerhard Böhme. Er ist Vorstandsvorsitzender im Landgut „Elbeland“ Axien. In seinem Unternehmen hat nach einer kurzen Proberodung gerade die Haupternte begonnen. Von 46 Hektar muss das Erntegut mit dem süßen Inhaltsstoff möglichst schnell geborgen werden, drei Tage sind dafür eingeplant. Wenn das Wetter mitspielt. Die Axiener Landwirte könnten das nie allein stemmen. Deshalb wurde modernste Technik geordert. Der „Euro Tiger V?8“, ein Zuckerrüben-Köpfrodebunker, rollt an. Das Hightech-Kraftpaket ist außerhalb der Ernte in Großweitzschen bei Döbeln stationiert. Ansonsten schickt es das Lohnunternehmen Munz im Stundentakt durchs Land. Die Technik muss pausenlos rollen, denn Einsatzzeit ist bei der mobilen Supermaschine mehr als Geld. Stillstand kostet, immerhin fehlen bei der Anschaffung eines „Euro Tigers“ nicht viele Euro an einer Million.

Im Landmarsch machte sich Andreas Weiß damit auf den Weg von Großweitzschen nach Axien, knapp fünf Stunden war er unterwegs. Eskortiert von einem vorausfahrenden Begleitfahrzeug mit Rundumleuchte. Was hinter ihm los war, hatte der erfahrene Maschinist am Monitor in seiner Fahrerkabine im Blick; am Heck ist eine Kamera installiert. Bis zu 25 Stundenkilometern schnell ist der 15-Meter-Koloss, allerdings nur auf gerader Strecke.

Die Nacht war für den „Tiger“-Fahrer und die Axiener Traktoristen kurz. Noch bei Dunkelheit wurde mit der Rodung am Elbdeich begonnen. Sechs Reihen gleichzeitig nimmt der Vollernter zwischen die rotierenden Schare. Die Blätter landen zerhäckselt links auf dem abgeernteten Feld. 40 Kubikmeter fasst der Bordbunker, das sind immerhin je nach Größe 23 bis 25 Tonnen Zuckerrüben. Ist der Behälter voll, fährt Andreas Weiß kurz an den Feldrain, zwei Großmieten werden dort an jedem Schlagende kegelförmig aufgetürmt. Läuft alles perfekt, schafft der „Euro Tiger“ locker bis zu 15 Hektar - bei Tag und in der Nacht! Flächen, auf denen Rüben standen, werden für die nächste Saat vorbereitet. Zuckerrüben dürfen es nicht sein. „Sechs Jahre sollten schon dazwischen liegen“, erläutert Gerhard Böhme. Aber an geeigneten Flächen mangelt es den Axienern nicht.

Vlies gegen Frost und Regen

Die Rübenmieten werden umgehend mit Vlies abgedeckt, sechs Meter breit und 50 Meter lang sind die Bahnen. Früher wurde Stroh verwendet. Die Folie ist jedoch sehr stark und schützt sehr gut gegen Frost und Regen. Der Abnehmer des Erntegutes, die Zuckerfabrik Brottewitz der Südzucker AG, legt darauf großen Wert. Es gehört grundsätzlich zu den Lieferbedingungen, Kontrollen sind jederzeit möglich, mogeln könnte für die Erzeuger herbe Verluste bedeuten, weil die Annahme verweigert wird.

Zuckerrüben sind eben ein besonderes Thema. Ob die Verbraucher daran denken, wenn sie die süßen Kristalle verkochen, verbacken oder im Kaffee verrühren?