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Kunst  Kunst : Versteckte Botschaften

Von Klaus Adam 18.05.2013, 08:22
Der Maler und sein „Grauer Bruder“
Der Maler und sein „Grauer Bruder“ Thomas Christel Lizenz

Kremitz/MZ - Die Werke des Malers Eberhard Ziegler muss man sich schon ganz genau ansehen. Gern und oft versteckt er darin Botschaften, die der Betrachter jedoch nur erkennt, wenn er sich mit dem Leben des seit einigen Jahren in Kremitz wohnenden 72-Jährigen beschäftigt. Schon öfter beschrieb die Mitteldeutsche Zeitung Aktionen und auch Bilder des umtriebigen Zeitgenossen, in denen er Erlebtes im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Widersprüchen betrachtet und verarbeitet. „Empiriokritizistisch“, wie er es selbst benennt.

Wer ist der Wolf?

In seinem Bild „Grauer Bruder“ etwa philosophiert Ziegler über die Frage, wer eigentlich der wahre Wolf ist. Beinahe zahm schaut ein Isegrim darin aus dem Gestrüpp. Kein Zähnefletschen, kein aggressives Gehabe. Nur wache, stechende Augen sehen dem Betrachter ins Gesicht. Dahinter, fast so, als legte er den Arm um das Tier, ein Mann - Ziegler selbst - mit entspanntem freundlichem Lächeln.

„Das ist nicht der böse Wolf aus dem Märchen Rotkäppchen und der Wolf“, schreibt der Maler seine Intention im Begleittext. „Die Wölfe dieser Welt haben zwei Beine und sehen mitunter ganz toll und schick aus. Sie verstehen es, gut zu faseln oder auch Bibelsprüche zu zitieren.“

Der aus dem brandenburgischen Stangenhagen stammende Künstler nutzt einen Begriff aus der Anglersprache zum Vergleich mit Menschen und ihrem Tun. „In unseren Regionen weiß der Angler, der statt eines fetten Schleies oder Aals nur einen Stichling oder Kaulbarsch am Haken hat, dass er eine ,Plite‘ gefangen hat. Pliten taugen nichts, sie führen uns nicht zur Glückseligkeit, sondern bewirken das Gegenteil.“ Im Kontext mit solchen menschlichen „Pliten“ sieht Ziegler den Wolf auch als Sinnbild für Märchen. Nicht nur für das vom Rotkäppchen. Vielmehr für viele „Märchen“, die uns allen von Politikern und anderen selbsternannten Eliten aufgetischt werden.

Konkret spricht er wohl eingedenk eigenen Erlebens von „Pliten“, die sich „überheblich und machtsicher auch in Denkmalschutzämtern befinden“. Etwas verklausuliert nimmt er damit offenbar Bezug auf aus seiner Sicht überzogene Forderungen, ein Grundstück in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen ohne zu berücksichtigen, dass es durch Brand und zwei Kriege nachhaltig verändert worden war. „Existenzvernichtend“ nennt Ziegler solche Forderungen. „Diese Wölfe oder ,Pliten‘ sind gefährlicher und schädlicher als mein ,grauer Bruder‘“, resümiert er. „Mehr denn je sind heute Edelmut und Ehrfurcht vor dem Leben gefragt.“ „Biberpolitik“, nennt Ziegler ein Agieren, das „manchen gesunden Baum zum Fallen bringt“, und Unwohlsein, Politikverdrossenheit und Vertrauensverlust bewirke. Sein Fazit: „Der Menschheitsschrei ist das Heulen der Wölfe.“

Studium an der Kunsthochschule

Seine künstlerische Ausbildung genossen hat Eberhard Ziegler bei bekannten Malern, unter anderen den Professoren Kurt Robbel (1909 - 1986) und Walter Womacka (1925 - 2010). Beide waren Dozenten an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, letzterer 20 Jahre lang deren Rektor. Begonnen hatte Ziegler jedoch als Autodidakt.

Neben dem seit Kindertagen bestehenden Faible, Maler zu werden, waren es insbesondere existenzielle Erlebnisse, die Zieglers Weg zur Kunst beförderten. Etwa, als er am Silvestertag 1978 nach einem Temperatursturz von minus sechs auf minus 16 Grad Celsius im eisigen dichten Schneetreiben zehn Stunden zu Fuß von Trebbin nach Ludwigsfelde unterwegs war, nachdem sein Wagen stecken geblieben war.

Vielen sind die Bilder jener Nacht noch im Gedächtnis, da der plötzliche Wintereinbruch sämtlichen Verkehr lahm legte. Auch die Braunkohletagebaue konnten damals den Bedarf nicht decken. Stromleitungen barsten, Gleise und Straßen waren meterhoch zugeweht. Für den 37-jährigen Ziegler wurde der Weg förmlich zu einem Kampf um Leben oder Tod.

Auch die Aufgabe des Preußenhofes in Stangenhagen, eines Hotels mit Bildergalerie, historischem Saal und Museum, in dem sich zahlreiche bekannte Künstler, Wissenschaftler, Sportler aufhielten, schmerzte ihn. Wohl, weil auch Neid und Missgunst den „Sonderling“ trafen, wie er sich selbst nennt. Schon seit Kindertagen sei er einer gewesen, dessen Aktionen, von anderen nicht immer verstanden wurden.

Umso mehr freute er sich stets über die erfahrene zahlreiche Anerkennung seines künstlerischen Schaffens.