Kunst in der Tankstelle Kunst in der Tankstelle: Abstrakter Abenteuerpfad in Jessen

Jessen - Der Abenteuerpfad beginnt am Eingang. „Den habe ich extra angelegt“, sagt der Chef der Jessener Sprint-Tankstelle, Christoph Pötzsch, der die Ausstellung des Lindaer Künstlers Martin Dinda „einfach faszinierend“ findet. Auf dem Boden im Innenraum führen aufgeklebte Pfeile die Besucher der Ausstellung zum nächsten Bild.
Diese sind an der Decke, über den Verkaufsständen oder im Sitzbereich angebracht, mit einer Nummer und dem Preis versehen. Pötzsch betont, dass es für ihn eine Herzensangelegenheit sei, einem Kumpel im Lockdown zu helfen. „Da Martin Dinda seine Bilder derzeit in keiner Ausstellung präsentieren kann, ist mir die Idee gekommen, dafür die Tankstelle zu nutzen“, so der Chef.
Die Resonanz zum Auftakt ist unterschiedlich. Manche Kunden bezahlen nur schnell ihre Rechnung und laufen sofort zum Auto zurück, andere nehmen sich Zeit und betrachten die abstrakten Kunstwerke für ein paar Minuten. „Wir haben uns auf zunächst vier Wochen Ausstellung geeinigt“, erzählt der 32-jährige Künstler aus Linda, der nach seiner Lehre zum Ergotherapeuten eine Ausbildung zum Kunsttherapeuten in Regensburg gemacht hat.
Wenn einem Besucher ein Bild gefällt, kann er direkt mit Dinda Kontakt aufnehmen. „Ich habe weitere auf Lager“, meint der 32-Jährige. Nach einem Verkauf wird es also keine leeren Stellen in der Ausstellung geben. Seine Kunst, sagt er, sei vielfältig. Von schlicht über aufregend bis aufwühlend ist alles dabei. Dinda erzählt, dass er eher der Typ experimenteller Maler mit dem Hang zum Abstrakten sei.
Sein Anspruch ist es, die Vielfalt an Emotionen aufs Papier zu bringen. Das kleine Atelier in Linda heißt im Übrigen „Kunstfehler“. „Das ist kein lichtdurchflutetes Atelier. Eher ein gemütlicher Raum in einer alten Scheune.“ Ausstellungen gehören erst seit 2018 zu seinem Repertoire.
Tankstellen-Mitarbeiterin Jaqueline Stieme findet die Ausstellung rund um ihren Arbeitsplatz persönlich „sehr schön“. Die abstrakten Bilder sind auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig, doch beim zweiten Hinsehen entwickeln sie eine gewisse Eigendynamik. „Die passen gut in ein Haus mit einem großen Wohnzimmer. Doch vom Stil her ist es nichts für meine Wohnung“, so Jaqueline Stieme, die das Farbenfrohe fasziniert.
Für ihren Chef kommt der Kauf eines Bildes „wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt“ in Frage. „Ich baue derzeit um und kann erst nach Fertigstellung einschätzen, ob es passt“, so Pötzsch, der eintretende Kunden permanent auf die Ausstellung hinweist und von deren Erfolg überzeugt ist. Aufgrund der Reisebeschränkungen richten sich viele Menschen derzeit neu ein und sind auf der Suche nach Dingen, die sich außerhalb des Mainstreams bewegen. Zudem ist Regionalität Trumpf. Pötzsch kann sich gut vorstellen, dass es nicht bei einer Ausstellung bleibt. (mz)
