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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: «Wir rudern nicht, wir paddeln»

Von GABI ZAHN 24.07.2011, 16:29

PRETTIN/MZ. - Der Großteil der 13- bis 16-jährigen Mädchen und Jungen aus den Sekundarschulen Bad Schmiedeberg, Annaburg, Jessen-Nord, Wittenberg ("Rosa Luxemburg") und der Förderschule Pretzsch lernte erstmals Prettins Freizeitparadies kennen.

"Das ist ja hier toll, genau richtig für unser Ferienlager", stellte der Hallenser Jörg Letzel - Schulsozialarbeiter in der Förderschule Pretzsch - erstaunt fest, als er sich am Tourismuszentrum umschaute: Der See mit seinem Sandstrand, weitläufige Wiesen, viele Bäume, Sportanlagen, die Strandklause - "einfach idyllisch", kommentiert er seinen ersten Eindruck. Er und seine Kolleginnen Silvia Rick aus Jessen, Sabine Pötzsch aus Bad Schmiedeberg und Wencke Müller aus Wittenberg hatten im Verlauf der drei Tage als Betreuer auch keinen Grund zum Meckern. Schon beim Zeltaufbau halfen sich die Teenager untereinander.

Wer kein eigenes hatte, bekam eines gestellt. Das jährlich stattfindende Ferienlager gilt vor allem Kindern sozial schwacher Familien. Lediglich drei Euro müssen die Eltern dafür bezahlen. 50 Euro sponserte zum Beispiel der Förderverein der Annaburger Sekundarschule. Finanziert wird die Freizeit über das Projekt "Schulerfolg sichern", das der Internationale Bund (IB), Träger der Schulsozialarbeit an neun Schulen des Landkreises, initiiert hat. Doch um solche bürokratischen Dinge brauchten sich die Mädchen und Jungen nicht zu kümmern. Nach der ersten gemeinsamen Mahlzeit am Mittag probierten sie aus, was die Umgebung hergibt: Einige "radelten" mit dem Tretboot über den See, andere spielten zum ersten Mal Minigolf. Wer es ruhiger wollte, suchte sich Schachpartner spielte Tabu - oder streckte "alle viere" von sich. Am Abend wurde gegrillt - und dabei schon Vorfreude auf den nächsten Tag und die geplanten Drachenbootfahrten geschürt.

Das Gefährt wurde am nächsten Vormittag "geliefert" - mit Hans-Joachim Schöne und Michael Behrendt von der Kreissportjugend. Alle halfen, das Boot vom Hänger zu hieven und zu Wasser zu lassen. Doch wer über den See schippern wollte, musste erst das Drachenboot-Einmaleins lernen, unter anderem auch geordnet ein- und auszusteigen. Als einer der Jungen nach einem Ruder verlangte, bekam Hans-Joachim Schöne ein graues Haar mehr und erklärte noch einmal: "Jungs und Mädels, wir rudern nicht, sondern wir paddeln." Zunächst klatschten die Paddel zwar noch etwas unbeholfen ins Wasser, doch schon nach wenigen Metern klappte es besser. Am Ende der ersten großen Runde über den See war aber die gesamte Besatzung etwas geschlaucht. Nach dem Mittagessen, bei der zweiten Drachenboot-Tour, klappte die Kräfteeinteilung schon etwas besser.

Apropos Essen: Für das Leibgericht fast aller Ferienkinder - Spaghetti mit Tomatensoße - erwiesen sich Jörg Letzel, Kamonchanok Yachankat und weitere Mädels als das perfekte Team am Herd. Am großen Tisch auf der Wiese schmeckte es allen hervorragend. Später am Nachmittag war Küchenarbeit für alle angesagt: Gemeinsam mit Angelika Schulze und Franka Fröhn, die über die Öko-Tour Sanierungsgesellschaft vor Ort beschäftigt sind, wurde ein gesundes Abendessen zubereitet: unter anderem Zucchini, Reis, belegte Schnittchen - und eine riesige Schüssel Obstsalat. Viel zu schnell vergingen die drei Tage. Dennoch atmeten alle auf, dass noch vor großem Regen die Zelte verstaut waren - bis zum nächsten Mal.

Nikia Lemcke aus Hemsendorf fährt nun nach Wittenberge zu ihrer Oma. Sie hat das Ferienlager ebenso genossen wie Sarah Kurzbach aus Jessen. John-Pierre Neumann aus Seyda freute sich vor allem, endlich mal in einem Zelt zu schlafen, gleich nebenan im See baden und nur wenige Schritte weiter Minigolfen zu können. Michaela Klingner aus Wittenberg fand, dass die Erwachsenen "gar nicht so nervig" waren. Und mit dem Kommentar von Jonas Rücker aus Wittenberg: "Das war 'ne echt coole Sache", durften die Betreuer dann auch gut gelaunt in die Ferien gehen. Sabrina Saupe aus Meuselko und die anderen Annaburger bedauerten lediglich, dass "ihre Schulsozialarbeiterin" Susann Engelhardt nicht dabei sein konnte. Sie war plötzlich erkrankt und bekommt noch beste Genesungswünsche von ihren Schützlingen.