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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Schneewittchen auf Sächsisch

Von H.-DIETER KUNZE 10.10.2011, 18:13

SEYDA/MZ. - "Obwohl", so gab sie lachend zu, "es als Hochdeutsch Sprechende gar nicht so einfach ist sich erst einmal in den Text zu vertiefen." Der stammte von der Autorin Lene Voigt (1891 bis 1962), einer Schriftstellerin und sächsischen Mundartdichterin, die so manchen Klassiker in ihre Heimatsprache umgeschrieben hatte.

"Beese Stiefmudder"

Wer des Sächsischen nicht ganz so mächtig war, der erhielt letzte Klarheit bei den Bildern und der musikalischen Umrahmung durch entsprechende Musik aus der "Konserve". Darstellerinnen in fantasievollen Kostümen waren Mitglieder der Frauensportgruppe Schiepel vom SV Rot-Weiß Seyda. Und außer Konkurrenz ein Mann, nämlich Frank Gresse als schöner Prinz Nee. Das arme "Mä'chen" Schneewittchen (Katrin Hartner) - was musste es alles erdulden, bevor es zum Happy End mit dem schönen Prinzen kam. Denn immer wieder hatte die "beese Stiefmudder" (Gabriele Köth) ihre Hand im Spiel, nur weil sie die Schönste im ganzen Land war.

Das bestätigte ihr immer wieder der Spiegel, dargestellt von Karin Richter aus Naundorf. Da musste einfach gehandelt werden! Zunächst wurde ein Jäger (Birgit Freidank) bestellt. Herz und Leber übergab er wunschgemäß der Widersacherin. Aber anstelle der des Mädels hatte er diese Organe einem erlegten Hasen entnommen. Die Stiefmutter kochte, als sie es erfuhr, und der Spiegel, dieser Verräter, wieder seine Klappe nicht halten konnte. Wutentbrannt schlich sie in den Wald und schnürte Schneewittchen mit einem schwarzen BH erbarmungslos zu. Die Wichtel waren ratlos. Einen Arzt rufen? "Nee, geht ni. Hätten wir 'se doch blooß bei de Ortsgrangengasse versischert", meinte einer. Bloß gut, dass ein anderer im letzten Moment den Verschluss fand und das "Mä'chen" wieder tief durchatmen konnte. Auf diese Freude gab es erst mal eine Runde Kümmerling.

Doch die Stiefmutter ließ nicht locker. Sie kam wieder, eben mit dem berüchtigten Apfel. Schneewittchens Teil hatte sie nämlich mit Rattengift getränkt. Na ja, auch das überstand Schneewittchen lebend. Dank der Hilfe des schönen Prinzen, dem sie in die Arme fiel. Happy End, die Hochzeit folgte auf dem Fuß und der Prinz lud die Zwerge ein: "Ihr gönnt auf meene Gosten soufen, bisser umfollen dud." So weit kam es nicht, denn das Programmfeuerwerk an diesem Abend war noch lange nicht zu Ende. Den Auftakt des weiteren Spiels hatten, wie es Tradition ist, unüberhörbar die Musiker vom Spielmannszug gemacht. Mit einer kleinen Premiere: Der Nachwuchs spielte allein und intonierte gekonnt den Klassiker "When the saints go marching in".

Weltmeisterlied getrommelt

Modern zeigte sich dagegen die Sportgruppe von Bärbel Busse. Die Frauen rollten große Bälle in den Saal und trommelten darauf mit Schlagstöcken zum Titel der vergangenen Fußball-WM "Waka Waka (This time for Africa)" von Shakira. Das machten sie so gekonnt, dass die Frauen um eine Zugabe nicht herumkamen. Aber Sport hält ja bekanntlich fit. Ganz mit den Bällen mithalten konnten selbst die gewaltigsten Bäuche der Mannen von der Schützengilde Seyda 1589 nicht. Auch darüber hatten sie sich mächtig ins Zeug gelegt und überdimensionale BH umgeschnallt, die die Stopfbrüste nur so wippen ließen. Sie tanzten zum Ketchup-Song, drehten die Arme, ließen die Röckchen flattern und bewegten sich gekonnt barfuß auf dem Parkett. Den letzten Auftritt des Abends bestritten schließlich die Feuerwehrleute, die erst einen Schlauch zum Springseil umfunktionierten und zum Schluss eine imposante Feuerwehr-Pyramide bildeten.

Das Programm wurde moderiert von Martin Mende, dem dritten Mister Sydow. Er erhielt mit seiner Partnerin Christiane Danneberg eine Ehrenrunde, denn er hatte just Sonnabend seinen 23. Geburtstag. Wie er danach mit dem klatschenden Publikum wegen einer Getränkerunde übereinkam, war dann noch zu verhandeln.