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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Fünf Bands als Geschenk zum 40. Geburtstag

Von HANS-DIETER KUNZE 05.02.2012, 19:25

KLOSSA/MZ. - Er weiß nicht, was ihn geritten hat. Runde Geburtstage hat er bisher stets ignoriert. "Das war nie mein Ding", meinte Markus Mehlis achselzuckend. Doch dieses Angebot konnte er einfach nicht ausschlagen: Fünf ganz unterschiedliche Musik-Formationen hatten Wind bekommen von seinem 40. Geburtstag und ihr Kommen unwiderruflich angekündigt: "Marcus, für dich, die Familie und deine Freunde spielen wir nur zum Spaß und ohne Gage. Also, lass dir was einfallen in Klossa." Bei Egbert Uhde, Wirt der Gaststätte "Zum Dorfkrug", stieß er sofort auf offene Ohren.

"Pillbox Tales" ist eine Hamburger Band. Indie-Rock bildet den Hauptteil des Repertoires. Sie machten den Auftakt bei der Geburtstagsparty, stimmten ein auf einen langes, schönes Musikerlebnis. Aus Leipzig mit Gitarre und Gesang dabei die "Russian Doctors" . "Russ and the Velvets" sind Cottbuser Musiker, ihr Angebot reich gemixt, manchmal nicht ganz klar zu definieren, Trash eben. "The Antikaroshi" kamen aus Potsdam nach Klossa. Hardcore ist ihre bevorzugte Stilrichtung.

Jüterboger Band zum Schluss

Zum Abschluss, gegen Mitternacht, trat "Hahnenschrei" aus Jüterbog auf. Ein systemübergreifendes Urgestein der Musikgeschichte. 1984 zu DDR-Zeiten gegründet, dann alsbald verboten, tingeln die Musiker heute noch immer durch die Lande. "Wir lassen uns nicht unterkriegen", unterstrich Bandleader und Gitarrist Willi Scherz. Titel zu covern, davon haben sie noch nie etwas gehalten. "Hahnenschrei" spielt grundsätzlich nur eigene Songs, kritisch, dem ehemaligen Ostrock treu geblieben.

Wieso kamen so viele Musikgrößen zur Gratulation nach Klossa? Marcus Mehlis klärte auf: "Ich war nie eine bekannte Musiker-Persönlichkeit, kenne mich aber in der Szene bestens aus." Er meint damit vor allem die Zeit, als er die noch heute bestehende Gruppe "Sandow" aus Cottbus managte und andere Formationen über eine Agentur vermittelte. Kai-Uwe Kohlschmidt, der Sänger von "Sandow", kam ohne Band zum Gratulieren nach Klossa. Kurze Zeit hat Marcus Mehlis mal in der Band "Polytoxomanic" getrommelt.

"Ich finde es ganz toll von den Jungs, dass sie an mich gedacht haben und zu meiner Party gekommen sind", sagte er beeindruckt. Die Zeit als aktiver Musiker und Manager ist für ihn passé. Seit Jahren arbeitet Marcus Mehlis im Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt in Jüterbog als Altenpfleger. "Das ist mein Traumberuf, ich bin mit Leib und Seele dabei", erklärte der gelernte Koch. Ein Kollege von ihm ist dort Wilhelm Scherz, eben der Gitarrist von "Hahnenschrei". Marcus Mehlis wuchs in Schönewalde im heutigen Elbe-Elster-Kreis auf. Bis er seine Frau Uta kennenlernte, die ihn nach Klossa "holte". Zwei gemeinsame Kinder haben sie. Robert, neun Jahre war mächtig stolz an diesem Abend. Es war das erstes Live-Konzert in seinem Leben. Und das quasi vor der Haustür. Gemeinsam mit seinem Bruder Lennart (sieben) wollte er möglichst lange durchhalten. Schließlich sind ja Winterferien.

Marcus Mehlis' Eltern gehörten zu den Gratulanten, Karin und Hans-Jürgen aus Schönewalde freuten sich über die große Party. Ebenso Christiane, die Schwester von Marcus. Sie ist in Potsdam zu Hause. Dani begab sich von Augsburg aus auf den Weg an den Elsterstrand. Sie stammt aus Falkenberg. Markus hat sie ab und an bei "Sandow"-Konzerten getroffen. "13 Jahre habe ich Markus nicht mehr gesehen. Um so mehr freue ich mich über die tolle Party."

Viele alte Bekannte

Ebenfalls aus Falkenberg stammt Udo Graßmann, jetzt lebt er in Nürnberg. Zu DDR-Zeiten sei er mal in Klossa gewesen. 17 Jahre ist es her, dass er Marcus das letzte Mal gesehen hatte. 20 Jahre sind es bei René. Er ist wieder nach Berlin zurückgekehrt. Markus hat er in der Schule in Schönewalde kennen gelernt, als er mit seiner Familie von Berlin hierher gezogen war.

Für die Fete hatte Marcus Mehlis ein Hausschwein geschlachtet. "Es ist naturnah aufgewachsen. Denn nach wie vor bin ich strikt gegen Schweinemastfabriken, so wie eine in Gerbisbach entstehen soll."