Ein Konsum ohne „Konsum“ Klödener überlegen, wie Einkaufsmarkt erhalten werden kann - Was dabei überhaupt möglich ist
Ein reichliches Vierteljahr vor der Schließung überlegen Klödener, wie sie ihren Einkaufsmarkt erhalten können. Was dabei möglich ist.

Klöden/MZ - Zwei Dinge stehen fest: Der Konsum in Klöden wird am 29. Januar 2022 zum letzten Mal öffnen - unweigerlich. Zumindest als KonsumKauf Burg. Und: Die Klödener wollen ihre Einkaufsmöglichkeit unbedingt am Ort behalten.
Anders ist das große Interesse an der Sitzung des Ortsteilbeirates am Mittwochabend in der Pension „Auf der Tenne“ wohl kaum zu erklären. Es kamen so viele Klödener und sogar Einwohner aus Nachbarorten, dass Gastgeber und Ortsteilbeiratsvorsitzender Dietmar Wartenburger schon überlegte, kurzerhand in die Elbauehalle umzuziehen.
Seit 44 Jahren im Ort
Der Konsum also. Am 22. 11. 77 eröffnet. Und damit demnächst 44 Jahre alt. Die Anhäufung von „Schnapszahlen“ wäre eigentlich ein trefflicher Grund zum Feiern. Das hatte Filialleiterin Beate Weierke schon Anfang September im Gespräch mit der MZ betont. Doch zum Feiern wird an diesem Tag niemandem zumute sein. Zumal sich bis dahin vermutlich noch nicht endgültig geklärt haben wird, ob es gelingen kann, den Markt als Markt zu erhalten.
Wartenburger hatte sich in Vorbereitung dieser Versammlung - die nun mehr ein Einwohnertreff denn Sitzung des Ortsteilbeirates war - intensiv informiert. Drei Varianten kristallisieren sich nach seiner Einschätzung heraus. Man könnte einen Verein als Träger des „neuen Konsum“ gründen, alternativ auch eine Genossenschaft. Zweitens könnte man die Halle nutzen, eine Art Dorfgemeinschaftsladen zu gründen. Wo also ein Ort der Begegnung geschaffen wird, gekoppelt mit einem gewissen Angebot an Waren. Oder es fände sich ein privater Betreiber, der das beliebte Angebot fortführt.
An Letzterem würde es nicht einmal mangeln. Kevin Wolters sei bereits beim Kosten-Nutzen-Rechnen. Das erklärte er an diesem Abend selbst. Er würde sich als Betreiber zur Verfügung stellen. Wolters ist übrigens das „Wo“ aus dem Jessener IT-Geschäft „EP: KraWo“. Nach seiner aktuellen Überzeugung würde sich der Einkaufsmarkt wohl auch rechnen. Wenn die Nachfrage, sprich der Umsatz, mindestens so bliebe wie bisher. In dem Punkt appellierte er schon mal prophylaktisch an seine Mitbürger, dass sie dann natürlich auch weiterhin im Ort einkaufen müssten. „Und nicht nur auf die Schnelle das, was man im Supermarkt vergessen hat“, merkte Marktleiterin Beate Weierke an einer Stelle an.
Wie stehen Besitzer dazu?
Voraussetzung für jedwede Art von Lösung ist jedoch eine Einigung mit den privaten Besitzern der Halle. Die leben laut Wartenburger im bayerischen Pullach. Und sind wie der Ortschef erfuhr daran interessiert, das Objekt weiter zu vermieten. Allerdings müsse die Kostenbilanz einer solchen Lösung günstiger ausfallen als bisher. Wo hinter der Klödener Filiale immerhin eine mittlere Konsum-Genossenschaft steht.
Wartenburger nannte als wesentlichen Punkt die Energiekosten. „Die Halle wird mit Nachtspeicherstrom beheizt“, begründete er. Um zu dem Schluss zu kommen, „dann müsste Photovoltaik aufs Dach“. Das wiederum würde bedeuten, zuerst die Wellasbesteindeckung abzutragen. Deren Entsorgung außerordentlich teuer ist. Nächste Frage: Wer sorgt dafür? Sind die Eigentümer bereit, dies zu tun? Wären sie bereit, das Objekt zu einem erträglichen Preis zu verkaufen? Diese Fragen werde er mit ihnen als nächstes abklären, so Wartenburger.
Verein ist wichtig
Kevin Wolters würde die Halle auch kaufen. Aber erst, nachdem sich herausstellt, dass der Markt tatsächlich läuft. Er sprach da von zwei Jahren Probezeit. Das ginge aber nicht, wenn die jetzigen Eigentümer zuvor eine Photovoltaikanlage installiert hätten. Da brachte der Ortsbeiratschef wieder den Verein ins Spiel. Der könnte - eventuell über das Leader-Programm - Fördermittel beantragen. Nach jetzigem Stand 75 Prozent. Ein Privatinvestor lediglich bis 45 Prozent. Man könnte auf das demnächst startende neue Leader-Programm hoffen. Das werde neue Rahmenbedingungen erhalten. Auf alle Fälle säße ein Verein aber näher dran am Fördertopf für Investitionen in (oder auf) das Objekt.
Hoffnungen auf die Kommune zerstreute Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD). Die Stadt könne nur unterstützend wirken, aber nicht finanziell. „Ein Betreiber wäre unabdingbar. Aber um den Betreiber zu unterstützen, ist so ein Verein auch unabdingbar“, erklärte Jahn.