Konjunktur Metall- und Elektroindustrie im Norden tritt auf der Stelle
Es will nicht so recht vorangehen. Die Mehrheit der Firmen in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie rechnet in den kommenden Monaten mit Stagnation. Ein großes Problem: die Arbeitskosten.

Hamburg - Die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie tritt auf der Stelle. So erwarten 57 Prozent der Firmen im Norden in den kommenden sechs Monaten Stagnation, heißt es in der Frühjahrskonjunkturumfrage 2025 der norddeutschen Arbeitgeberverbände, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. 20 Prozent rechnen demnach zwar mit einer Verbesserung, aber genauso viele Unternehmen gehen von einer Verschlechterung aus.
Mehr als 200 Betriebe mit rund 100.000 Beschäftigten beteiligt
An der Umfrage von Nordmetall, AGV Nord und den Arbeitgeberverbänden in Bremen, Emden, Oldenburg und Wilhelmshaven beteiligten sich den Angaben zufolge im Mai 206 Mitgliedsbetriebe mit rund 101.000 Beschäftigten. Insgesamt gebe es in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und dem nordwestlichen Niedersachsen etwa 650 Mitgliedsbetriebe mit 170.000 Beschäftigten.
Am pessimistischsten beim Blick auf die kommenden sechs Monate geben sich den Angaben zufolge Bremer Betriebe mit 44 Prozent, am optimistischsten die Hamburger mit 26 Prozent für Verbesserungsaussichten. Lediglich im Luft- und Raumfahrzeugbau würden die Auftragsbestände im Norden mit 91 Prozent als hoch oder ausreichend eingeordnet. In allen anderen Branchen beklagten die Unternehmen zwischen 31 Prozent (Elektrotechnik) und 50 Prozent (Straßenfahrzeugbau) das Ausbleiben von Bestellungen.
Jeder dritte Betrieb bewertet die Lage als unbefriedigend
Aktuell beurteile immer noch jeder dritte Betrieb die Geschäftslage als schlecht oder unbefriedigend, der Anteil der Zufriedeneren sei gegenüber dem vergangenen Herbst gerade mal um sieben Prozentpunkte gestiegen. Nur im Luft- und Raumfahrzeugbau bewerteten fast zwei Drittel der Firmen die Lage mit „gut“. Am Negativende der Skala rangierten die Metallerzeuger und Gießereien, die zu 58 Prozent die Lage als „unbefriedigend“ oder „schlecht“ einschätzten.
Ein kleiner Lichtblick: Glaubten seit Jahren rund zwei Drittel der norddeutschen Industrieunternehmen, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland an Attraktivität verliert, seien es jetzt nur noch 49 Prozent. Gleichwohl plane nach wie vor jeder fünfte Betrieb Produktionsverlagerungen ins Ausland. Als besonders erschwerend betrachten den Angaben zufolge konstant 84 Prozent die Arbeitskosten, gefolgt von der Bürokratie (67 Prozent), der internationalen Politik (64 Prozent) und den Energiekosten (55 Prozent).
Hoffnung auf ein Rezessionsende schwach
„Die Frühjahrskonjunkturumfrage (...) belegt die nach wie vor kritische Lage vieler Unternehmen im dritten Krisenjahr“, sagte Nordmetall-Präsident Folkmar Ukena. Die Hoffnung auf ein Rezessionsende sei schwach, besonders was die nationalen und internationalen Rahmenbedingungen angehe.
So erwarten trotz des 500-Milliarden-Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaneutralität 48 Prozent der Unternehmen keine Vorteile, 44 Prozent gingen sogar von weniger Aufträgen aus. Lediglich acht Prozent rechneten mit deutlich mehr Bestellungen. Das Plus bei den Verteidigungsausgaben wiederum nütze 59 Prozent der Firmen nichts, in Mecklenburg-Vorpommern seien es sogar 68 Prozent, im nordwestlichen Niedersachsen 62 Prozent.
Unternehmen befinden sich in Wartestellung
„Die Lage der norddeutschen Industrie hat sich zwar nicht weiter verschlechtert, aber auch nicht signifikant verbessert“, sagte Ukena. Die Unternehmen befänden sich in Wartestellung, hofften darauf, dass ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung erfüllt würden. „Erste positive Hoffnungsschimmer dafür sind da, eine echte Aufbruchstimmung muss aber erst noch entstehen.“