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Gnadenfrist für den Markt Aus für Konsummarkt in Klöden - Was die Kunden sagen

Nach der Filiale der Volksbank ist nun auch das Aus für den Konsummarkt in Klöden angekündigt. Wie das die Kunden sehen.

Von Klaus Adam und Frank Grommisch Aktualisiert: 10.09.2021, 09:40
David Kaiser mit Sohn Felix bedauert die angekündigte Schließung des Dorfkonsums.
David Kaiser mit Sohn Felix bedauert die angekündigte Schließung des Dorfkonsums. Foto: Klaus Adam

Klöden/MZ - „Ja, es hat uns als Dorf in der letzten Zeit ganz schön geschröpft. Erst die Volksbankfiliale und nun auch noch der Konsum. Das ist nicht schön für uns.“ Das sagt Dietmar Wartenburger, als ihn die MZ nach dem Stand der Dinge fragt.

Die Schließung der Klödener Bankfiliale in dieser Woche war freilich bereits vor etlichen Wochen bekanntgegeben worden. Alle Kunden seien langfristig verständigt worden. Und es habe auch Verständnis zu den Gründen gegeben. Das sagt der Jessener Bankvorstand Walter J. Meyer, den die MZ zufällig trifft. Eine offizielle Antwort der Pressestelle der fusionierten VR-Bank Fläming-Elbaue steht derweil noch aus. Die Mitarbeiter der Bank in Klöden seien sehr herzlich verabschiedet worden, fügt Meyer an. „Die Sache hat gar nichts mit der Fusion zu tun“, meint er noch kurz abschließend dazu. Ein schneller Blick des MZ-Reporters vor Ort in das Foyer der Filiale zeigt: Der Geldautomat ist noch in Betrieb, soll aber den Informationen im Ort zufolge dann auch abgebaut werden.

Dietmar Wartenburger, Ortsteilbeiratsvorsaitzender Klöden, Inhaber Auf der Tenne
Dietmar Wartenburger, Ortsteilbeiratsvorsaitzender Klöden, Inhaber Auf der Tenne
Foto: Klaus Adam

Umsätze leicht rückläufig

Womöglich wäre dies gar nicht weiter aufs Tapet gekommen, käme nicht dieser andere gewichtige Aspekt dazu. Wie von Dietmar Wartenburger angesprochen: Die Filiale des Konsum wird zum Ende Januar 2022 geschlossen. Das bestätigte auf MZ-Anfrage der Vorstandsvorsitzende der Konsumgenossenschaft Burg-Genthin-Zerbst, Heiko Bönig. „Hauptgründe sind die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Alles wird teurer, Mindestlohn, Energiekosten, Aufwändungen für Instandhaltung. Die Umsätze sind leicht rückläufig und irgendwann kann man das nicht mehr auffangen“, sagt er zu den Hintergründen der beabsichtigten Schließung.

„Und die Aufgabe der Bankfiliale nebenan hat unsere Entscheidung dann noch beschleunigt.“ Die Konsumgenossenschaft werde sich künftig auf ihre 15 NP-Märkte im Jerichower Land und in Anhalt-Bitterfeld konzentrieren. Einen Grund betont Bönig allerdings besonders: „Das Finanzamt verlangt von uns, dass wir jeden einzelnen Artikel an der Kasse scannen.“ Die Datenbank dafür anzulegen, übersteige die personellen Kapazitäten einer kleinen Genossenschaft wie seiner. Bislang werden an der Kasse lediglich Warengruppen eingegeben und nicht die einzelnen Produkte namentlich auf dem Bon ausgewiesen, bestätigt der MZ die Leiterin der Klödener Konsumfiliale, Beate Weierke.

Die angekündigte Schließung war indes auch Thema im Sozialausschuss des Stadtrats Jessen, der sich am späten Mittwochnachmittag traf. Da hatte Ina Jäniche (CDU/FDP) darüber informiert, dass Einwohner in Klöden in großer Sorge sind, weil nach der Schließung der Filiale der Volksbank nun auch die Konsumverkaufsstelle schließen wird. Die Stadt, so erwiderte Bürgermeister Michael Jahn (SPD) auf eine entsprechende Frage von ihr, sei darüber nicht informiert worden. „Das ist nicht üblich. Wir werden da vor die Tatsachen gestellt.“ Hervorgehoben wurde, welche Bedeutung der Laden nicht allein für die Versorgung der Einwohner und als Anlaufstelle für Touristen habe, sondern auch als Ort der Kommunikation in dem Elbeort. „Diese Entwicklung ist echt schade“, so Ina Jäniche, die als Einwohnerin im benachbarten Kleindröben weiß, wovon sie spricht.

Beate Weierke zeigt einige Dankesbekundungen zum 40-jährigen Bestehen des Konsums in Klöden von Erwachsenen und auch von Kindern.
Beate Weierke zeigt einige Dankesbekundungen zum 40-jährigen Bestehen des Konsums in Klöden von Erwachsenen und auch von Kindern.
Fotos: Klaus Adam

Nur noch viereinhalb Monate

Im November wird der Klödener Konsum also sein 44-jähriges Bestehen als letztes seiner Geschichte begehen. „Wir hätten es gerne gefeiert, aber so...“, meint die Leiterin der Handelseinrichtung. Vor vier Jahren, zum 40., da war alles noch anders. Viele Menschen, Erwachsene und Kinder, sagten Danke, einige auch schriftlich, wie die Chefin an einer damit dekorierten Wand im Gemeinschaftsraum zeigt. „Eine Kindergruppe kam und hat ein Programm aufgeführt. Da ging im Laden eine Viertelstunde nichts mehr. Aber jeder hat das gerne angeschaut, niemand hat gemurrt“, erzählt Beate Weierke und ihre Augen glänzen dabei. „Wir hätten nur Schnapszahlen gehabt: Eröffnet worden ist der Markt am 22. 11. 77 und wir hätten also jetzt das 44-jährige Bestehen.“

Der Markt wird vermisst werden. „Ich bin selbständig. Bisher kann ich noch mal schnell was zum Mittag holen. Oder am Samstag frische Brötchen. Dafür müsste ich sonst nach Jessen oder nach Elster fahren“, sagt David Kaiser. „Und für Oma und Opa wird es schwer. Denn sie machen wirklich ihren ganzen Wochenendeinkauf hier.“

Die Volksbankfiliale in Klöden ist geschlossen. Der Geldautomat funktioniert noch, soll aber abgebaut werden.
Die Volksbankfiliale in Klöden ist geschlossen. Der Geldautomat funktioniert noch, soll aber abgebaut werden.
Klaus Adam

Schock für ältere Kunden

„Auch ich kaufe alles hier“, beantwortet Seniorin Hertha Wasmund die entsprechende Frage der MZ. Sie hat gerade ihren Rollator vor dem Eingang geparkt. „Man kann kaum noch schlafen. Für uns ist das genauso schlimm wie für die Mitarbeiterinnen.“ „Es gibt etliche Leute im Ort, die keine Fahrmöglichkeit haben“, wirft Verkäuferin Gudrun Reiche ein. Man kennt sich halt im Dorf. Kundin Christel Riebe kommt dazu: „Das ist sehr, sehr ärgerlich. Wir werden den Laden vermissen. Klöden hatte immer einen Konsum gehabt. Und man wird hier sehr freundlich bedient.“ Und Verkäuferin Ines Fritzsche meint: „Der Laden ist Gold wert. Die nächsten Einkaufsmärkte sind in Elster, Jessen, Prettin und Annaburg.“

Der Burger Konsum-Genossenschaftsvorsitzende Heiko Bönig macht derweil keine Hoffnung, dass die Entscheidung möglicherweise nochmal überdacht würde. „Wir sind aber offen für Alternativen. Wenn sich jemand fände, der dort einen Laden führen wollte, wir würden ihm sämtliche Einrichtung überlassen“, so Bönig. Ein Modell, wie derzeit noch mit dem Konsum-Kauf am Lichtenburger Tor in Prettin, auf Kommissionsbasis, das werde es nicht noch einmal geben. Das Prettiner Modell habe nur Bestandsschutz, solange es der private Betreiber aufrecht erhalte.

„Wir werden auf alle Fälle unternehmen, was möglich ist“, sagt Dietmar Wartenburger. Und das nicht nur als Ortsteilbeiratschef. Als Betreiber der Pension „Auf der Tenne“ ist er selber Betroffener. „Wir holen für unsere Frühstücksgäste jeden Morgen alles frisch aus unserem Konsum.“