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Spendenaufruf Kinder aus Elster bitten um Hilfe, um Gleichaltrigen eine Woche Zeltlager zu ermöglichen

Besucher des Jugendclubs Elster hoffen auf finanzielle Unterstützung für den Kindertag und das traditionelle Zeltlager. Warum ihnen die Veranstaltungen so am Herzen liegen.

Von Annette Schmidt 18.04.2024, 17:45
Kinder und Eltern des Jugendclubs „Zuflucht“ in Elster bitten Unternehmern aus der Region um Hilfe.
Kinder und Eltern des Jugendclubs „Zuflucht“ in Elster bitten Unternehmern aus der Region um Hilfe. (Foto: Annette Schmidt)

Elster/MZ. - „Es war ein Schock“, sagt Jonas Röcklebe über die Information, dass es keine Fördermittel für den diesjährigen Kindertag und das Zeltlager in Elster geben wird. Der 14-Jährige gehört zur Gruppe von zwölf Jugendlichen, die seit Wochen Anträge schreiben, um für ihre Altersgenossen aus der Stadt Zahna-Elster Gelder aus dem vom Bund geförderten Zukunftspaket zu erhalten (die MZ berichtete).

Nachdem die jungen Antragsteller für ihr Vorhaben: „Besuch des ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau - Geschichte und Vergangenheit aufarbeiten“ Ende März rund 12.000 Euro aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur großen Freude aller bewilligt bekommen haben, kam nach der Euphorie die schmerzhafte Absage für das Herzensprojekt der Kinder und Jugendlichen aus dem Haus von Steffi Lemke (Bündnis 90/ Grüne).

„Wir wollen beide Veranstaltungen machen, es ist fast alles, was hier für Kinder geboten wird“, sagt Marlon Hoffmann, ebenfalls Mitglied der Antragsgruppe. Der 14-Jährige kann nicht mehr zählen, wie oft er im Zeltlager war und wie er sich darauf freut, endlich als Helfer dabei zu sein. Jonas Röcklebe, der diesmal nicht dabei sein kann, sagt: „Wir bitten jeden, der kann, um Hilfe. Wir wollen es nicht nur für uns. Es geht um extrem viele Kinder.“

Ablehnung aus Berlin

Der Sekundarschüler erhielt als Erster die Nachricht, da er seine E-Mail-Adresse für die Kommunikation mit der Behörde angegeben hatte. Dass die Ablehnung ihn, seine Mitstreiter sowie Eltern und Club-Betreuerin so sehr trifft, fasst Jonas damit zusammen: „Gerade das Zeltlager ist unser Ding.“

Dass die Jugendlichen so weit gehen, einen finanziellen Hilfeaufruf an Unternehmen in der Region zu stellen, hängt mit ihren eigenen Erfahrungen mit den Veranstaltungen zusammen. Die beiden Kindertagsfeiern der Stadt Zahna-Elster erreichten im vergangenen Jahr weit mehr als tausend Kinder jeden Alters über die Stadtgebietsgrenzen hinaus. „Es waren Kinder aus dem gesamten Landkreis dabei“, erinnert sich Sabine Hoffmann, die Leiterin des Jugendclubs „Zuflucht“ in Elster.

Schon zum ersten Zeltlager 2012 der Jugend im Freizeitpark Elster meldeten sich  33 Kinder für drei Tage fröhlichem Miteiander an.
Schon zum ersten Zeltlager 2012 der Jugend im Freizeitpark Elster meldeten sich 33 Kinder für drei Tage fröhlichem Miteiander an.
(Foto: Thomas Christel )

Manche Familien reisten aus Coswig und Dessau an. Beinahe noch einschneidender ist für die Jugendlichen die Absage des Zeltlagers, das in diesem Jahr – coronabedingt ist das Camp mehrfach ausgefallen – zum zehnten Mal im Freizeitpark von Elster stattfindet. Auch hier verleben mittlerweile Kinder aus dem gesamten Kreis eine Woche voller Freude, Toben, Essen und Spielen. Hier entstehen Erinnerungen und Freundschaften, die sie, wie die Jugendlichen bestätigen, alle geprägt haben.

Aber diese Woche in den Sommerferien ist viel mehr als nur Spaß – für einige Kinder ist es der einzige Urlaub, den sie kennen und je haben. Eine Woche, in der es nicht darauf ankommt, aus welchen Familienverhältnissen sie kommen. Die vielen ehrenamtlichen Helfer, die das Lager am Laufen halten, nehmen ihren Jahresurlaub, um von Montag bis Freitag 24 Stunden auf die Kinder zu achten. Ihr Ziel ist, dass die Teilnehmer in dieser Woche nichts vermissen müssen und einfach nur Kinder sein dürfen.

Zu jedem Zeltlager gibt es eine große Torte.
Zu jedem Zeltlager gibt es eine große Torte.
Foto: Tominski

Dafür hat der Jugendclub zusammen mit dem Verein „Strahlende Kinderaugen“ in der Weihnachtsaktion der Deutschen Kreditbank (DKB) „Herzenswunsch“ bereits 3.000 Euro gesammelt. Dieses Geld soll Kindern aus sozial schwachen Familien die Teilnahme an dem Camp ermöglichen. „Es gibt mehr als die zwölf Kinder, denen aktuell das Zeltlager finanziert werden könnte“, sagt Sabine Hoffmann, die das Lager vor zwölf Jahren initiiert hatte. Die 75 Euro, mit denen man vor Jahren diese Ferienwoche finanzieren konnte, reichen nicht mehr. Die Kosten für die mittlerweile 140 Teilnehmer sind stark gestiegen.

In den 250 Euro ist für jedes Kind so viel Essen wie es kann enthalten – alles von Lieferanten aus der Region –, es gibt Lagerfeuer, ein Nixenfest, einen Rummel, T-Shirts für alle und kleine Preise, die die Besonderheit eines jeden Kindes feiert. „Die Kinder lernen in dieser Woche so viel, das ist unbezahlbar“, sagt Sylvia Hahn, die ihren Sohn glücklich aufgehoben weiß, auch wenn die Sachen nach der Woche mehr als reif für die Waschmaschine sind. „Die Kinder erziehen sich gegenseitig, sie lernen auch, mit anderen umzugehen“, fügt Mareen Hohndorf hinzu.

Gelder nur für Kinder

Um den Kindertag in einer abgespeckten Form zu ermöglichen – enthalten wären Karussells, Entenangeln, Mitteldeutschlands größtes Trampolin, Schausteller, Sprühtattoos, Clown sowie ein Eis pro Kind – wären 6.500 Euro notwendig. Es gäbe keine Getränke, Popcorn oder Zuckerwatte.

Eine Runde mit der Mini-Eisenbahn ist bei den Kindern  im verganenenen Jahr am Kindertag beliebt.
Eine Runde mit der Mini-Eisenbahn ist bei den Kindern im verganenenen Jahr am Kindertag beliebt.
(Foto: Thomas Tominski)

Damit alle Kinder kostenlos an dem fünftägigen Jubiläumszeltlager teilnehmen könnten, müssten 20.000 Euro zusammenkommen. Sabine Hoffmann ist stolz darauf, dass es die Jugendlichen sind, die den Aufruf starten. Dass sie für sich und die vielen anderen Kinder eintreten. Sie selbst habe kaum noch die Kraft gehabt, weiter überall nach Geldern anzufragen, denn die mittelständischen Unternehmen aus der Region unterstützen sie und die Kinder, wo immer sie können.

Weitere Informationen wie die Kinder unterstütz werden können, gibt es unter der Telefonnummer: 0157/31 33 34 50

„Ich hoffe, es gibt noch größere Unternehmen, die vielleicht ein Herz für Kinder haben.“ Sie weiß, dass es im Landkreis viele Kinder gibt, die nichts oder nur wenig haben. Für diejenigen, für die Kindertag oder Zeltlager zu den wenigen oder einzigen Veranstaltungen zählen, in denen sie rauskommen und etwas erleben können. „Auch die kleinste Spende kann helfen“, fasst es Jonas zusammen.