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Kartoffelfest in Mügeln Kartoffelfest in Mügeln: Von der Idee begeistert

Von Madlen Schaller-Bock 26.09.2013, 19:53
Der Mügelner Günther Rothe gönnt sich noch keine Ruhe.
Der Mügelner Günther Rothe gönnt sich noch keine Ruhe. H.-D. Kunze Lizenz

Mügeln/MZ - „Mit 66 Jahren da fängt das Leben an.“ Günter Rothe nahm sich Udo Jürgens „Posse“ an die ewigen Leider zu Herzen und fing tatsächlich noch einmal an. Doch wo beginnt man eigentlich, wenn man in seinem Leben bereits alles erreicht hat. Welche Ziele hat man dann und wie hoch steckt man diese?

Ich sitze auf der Couch des Mannes, der vor ungefähr zehn Jahren in Rente ging um dann, nur zwei Jahre später, einen Kartoffelverkauf in Mügeln zu eröffnen. Mit Kartoffeln kennt er sich aus, denn viele Jahre lang war er Produktionsleiter der Glücksburg Agrar eG. Dennoch – es sollte ein reiner Zeitvertreib sein. Denn wer rastet, der rostet. Also startete er seinen Verkauf und hatte kurz danach bereits einen Angestellten. Das Geschäft mit den Kartoffeln läuft – besser als erwartet. Im Herbst 2009 veranstaltet er eine Kartoffelverkostung, die ein voller Erfolg wird. Ein folgenschweres Ereignis wie sich später herausstellen soll.

Günther Rothe zählt bereits 75 Jahre Lebenserfahrung, als ich ihn am 13. Januar mit einer fast absurden Idee konfrontiere: Was hält er von einem richtigen Kartoffelfest? „Mit Verkostung, Karussells, Bauernmarkt und allem Drum und Dran?“ Es herrscht Stille, ein paar Sekunden nur. Und während ich noch mit einem Nein spekuliere, bekomme ich etwas völlig anderes zu hören: „Stell dir vor“, beginnt er den Satz, „in 20 Jahren sagt mal jemand: Das war das erste Kartoffelfest!“.

Viele Gespräche geführt

Ich sehe ihn genau an, seine Augen strahlen vor Begeisterung. Das war alles andere als das, was ich erwartet hatte. Ausgehend davon, Überzeugungsarbeit zu leisten, bin ich in dieses Gespräch gegangen. Doch Günter Rothe ist mit seinen 75 Jahren hellauf begeistert von der Idee eines Kartoffelfestes. Eines Festes, dessen Gründung er mit initiiert hat.

Wie aber plant man so ein Kartoffelfest? Weder er noch ich kennen uns mit Veranstaltungen dieser Größenordnung aus. Also tragen wir zusammen, was jedem im Kopf herumschwirrt und was ein Fest zu einem echten Kartoffelfest macht. Es bedurfte vieler weiterer Gespräche und einiges an organisatorischem Geschick, bis alles unseren Vorstellungen und Wünschen entsprach – im Rahmen der Möglichkeiten natürlich. Dann endlich, durfte es losgehen, der 9. Oktober 2011 konnte kommen, und wie er kam. Drei Tage lang Regen und der Wetterbericht versprach auch am Vorabend des Kartoffelfestes keine Besserung. Wir planten mit 300 Besuchern und waren uns sicher, dass bei solch einem Wetter nicht mal 50 kommen werden. Der Supergau!

Erst keine rosigen Aussichten

Der besagte Sonntag im Oktober brach mit trübem Wetter über uns herein. Heiter bis wolkig in weiter Ferne. Dennoch, die ersten Gäste kamen. Und pünktlich, als hätten wir ein geheimes Abkommen mit den Wettergöttern, kam die Sonne raus. Statt der erhofften 300 Besucher kamen fast 700 – ein Ansturm, der kaum zu bewältigen war und überwältigte. Das also war das 1. Mügelner Kartoffelfest – ein echter Erfolg. Ein Erfolg, der 2012 nach einer Wiederholung verlangte. Statt einer Wiederholung wurde ein Fest mit doppelt so vielen Ausstellern und doppelter Besucheranzahl daraus: fast 1.400 Leute kamen und ließen sich bei leichtem Sonnenschein und etwas Wind um die Nase zahlreiche Kartoffelköstlichkeiten schmecken. Nun geht es am 29. September in die dritte Runde (mehr dazu unter „Premiere für die Kartoffelmarmelade“). Günter Rothe öffnet kurz vor seinem 78. Geburtstag einmal mehr die Pforten für die Kartoffelverkostung und den Direktverkauf.

Ein großer Bauernmarkt mit regionalen Produkten, eine Landmaschinenschau mit alten und neuen Fahrzeugen sowie eine wunderbare Erlebniswelt für Jung und Alt hält das Kartoffelfest bereit. Abgerundet wird das Programm wie immer durch die Seydaer Blasmusikanten. Eigentlich, sollte es ihr letzter Auftritt vor dem Abschlusskonzert werden. Nun machen sie doch weiter. Genau wie Günther Rothe mit seinem Kartoffelfest.

Die Autorin Madlen Schaller-Bock ist Mitglied im Heimatverein Glückburger Heide und war 2004/2005 Heidekönigin.