Benefizlesung in Bücherkirche Kabarettist Bernd-Lutz Lange liest wieder in Axien
Kabarettist Bernd-Lutz Lange liest zum zweiten Mal in Axien. Was ihn in den Elbe-Ort zieht, welche Bücher er ausgesucht hat und welche Premiere die Besucher erwartet.

Axien/MZ. - Der Kabarettist Bernd-Lutz Lange liest in und für die Bücherkirche in Axien. Mit diesem Termin Samstag, 24. August, um 16 Uhr adelt der bekennende Bücherliebhaber die kleine Dorfkirche an der Elbe. Denn als erst vor wenigen Wochen groß gefeierter 80-Jähriger leistet er sich den Luxus, seine Termine gezielt und limitiert auszuwählen.
„Ich übernehme nur noch zwei Termine im Monat“, erklärt der Autor im Gespräch mit der MZ. Als Künstler könne er nie so ganz aufhören. Aber seine Zeit will er weder ausschließlich in der Hängematte im Garten zubringen und noch viel weniger beim Zuschauen so mancher TV-Programme verschwenden. „Ich bin mittlerweile ein geübter Absager“, bringt er es wie üblich auf den Punkt.
Engagement unterstützen
Dass seine Wahl auf die Bücherkirche fiel, liegt am Wunsch des ehrenamtlichen Teams der Bücherkirche. „Ich unterstütze gern alles, was mit Büchern zu tun hat“, so der studierte Buchhändler. An der Bücherkirche schätzt er ganz besonders das große Engagement des Teams, das das gedruckte Wort auf dem „flachen Land“ mit so viel Aufmerksamkeit und Hingabe hegt und pflegt.
Somit steht die Bücherkirche Axien in einer Reihe mit dem Leipziger „academixer-Keller“. Bernd-Lutz Lange, Gründungsmitglied des 1966 als Studentenkabarett entstandenen „academixer“, ist diesem auch nach seinem Abschied von der Bühne 2014 noch immer verbunden. Einmal im Jahr tritt er gemeinsam mit der Sängerin und Kabarettistin Katrin Weber dort auf. Dass er weder seinen Scharfsinn noch sein Publikum eingebüßt hat, bewies die gut dreistündige Sendung: „Der lange Lange-Abend“ die der MDR zu seinem runden Jubiläum im Juli ausgestrahlt hat.
Die Wunschsendung der Zuschauer wurde mit hintersinnigem Humor, pointiertem Kabarett und Buchlesungen ein großer Erfolg. Dieser war für Bernd-Lutz Lange eine erfreuliche Überraschung, die ihm aber beweist, dass im Fernsehen anspruchsvolle Formate funktionieren.
Für den gebürtigen Ebersbacher ist es bereits die zweite Benefizlesung in Axien. „Es war ein sehr schöner Nachmittag“, erinnert er sich an die erste Lesung im ausverkauften Gotteshaus. Bereits im Sommer 2022 ging der Erlös der Eintrittskarten – damals wie heute können die Restkarten für 12 Euro telefonisch vorbestellt werden – vollständig an die Bücherkirche in Axien.
Informationen und Restkarten unter Telefon: 035386/2 34 55
Um wieder einen gelungenen Nachmittag auf die Beine zu stellen, berichtet Gudrun Meilick von der Bücherkirche Axien der MZ, dass der Einlass für die Lesung um 15 Uhr beginnt, und dass die Mitglieder des Gemeinde-Kirchenrates für Kaffee und Kuchen sorgen.
Die Bücherliste, so bestätigt der Autor, steht für die Benefizlesung bereits. „Es wird eine Mischung aus drei meiner letzten Bücher.“ Auf der Liste stehen: „Freie Spitzen“, in diesem Buch geht es wieder Untertitel verrät um: „Politische Witze und Erinnerungen aus den Jahren des Ostblocks“.
Blick in die Vergangenheit
Das zweite Buch liegt dem Autor besonders am Herzen. Zum einen, weil der Co-Autor sein Sohn, der Historiker Sascha Lange, ist. Zum anderen, weil sich das Buch „David gegen Goliath – Erinnerungen an die Friedliche Revolution.“ mit einem Thema auseinandersetzt, zu dem er als aktiver Zeitzeuge Wissen aus erster Hand beitragen kann.
Lange war Mitglied der „Leipziger Sechs“. Neben ihm gehörten Kurt Masur (Gewandhauskapellmeister), Peter Zimmermann (Theologiedozent), Kurt Meyer (Sekretär für Kultur der SED-Bezirksleitung Leipzig), Jochen Pommert (Sekretär für Agitation und Propaganda der SED-Bezirksleitung Leipzig) und Roland Wötzel (Sekretär für Wissenschaft und Erziehung der SED-Bezirksleitung Leipzig) der Gruppe an.
Ihr Aufruf zur „Besonnenheit“ am 9. Oktober 1989 trug zur Gewaltfreiheit der Montagsdemonstration während der friedlichen Revolution in Leipzig bei. Mit seinem dritten Buch blickt der Satiriker gekonnt auf den Zeitgeist und rechnet in „Das gabs früher nicht: Ein Auslaufmodell zieht Bilanz“ unverblümt in satirischen Kurzgeschichten damit ab.
Das neue Buch
Zum Abschluss des Gesprächs verrät Bernd-Lutz Lange, dass er seinen Besuch in Axien für eine doppelte Premiere „nutzen“ möchte. Er wird Textpassagen aus seinem neuen, noch unveröffentlichten Buch „Café Continental. Geschichten und Plaudereien an Marmortischen.“ lesen. „Es ist mein Alterswerk“, sagt er und gibt zu bedenken, dass er in seinem Alter nicht wissen kann, ob es sein letztes Buch ist, obwohl er nach wie vor schreibt. Allerdings immer nur „nach Lust und Laune“.
In diesem Buch, das am 15. Oktober im Aufbau Verlag erscheinen soll, nimmt er die Leser auf eine Reise durch die letzten 60 Jahre mit. Beim Aufräumen sind ihm Mappen mit verschiedenen Zetteln, Ideen und Notizen unter die Finger gekommen, die ihm als passionierten Caféhaus-Besucher zu dem Buch inspirierten.
„Ich habe erstmals eine Figur erfunden“, erklärt Lange, der die vielen kleinen Erlebnisschnipsel, die er in den vergangenen Jahrzehnten gesammelt hat, in diesem Buch zu einer Geschichte zusammenführt. Wie genau sich das anhört beziehungsweise liest, kann man in der Axiener Bücherkirche erfahren.