1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. «Jürgens Liederkiste»: «Jürgens Liederkiste»: Mit heißem Draht zu Kindern

«Jürgens Liederkiste» «Jürgens Liederkiste»: Mit heißem Draht zu Kindern

Von Gerd Naumann 25.02.2002, 18:45

Prettin/MZ. - Nach wenigen Minuten hat er die ausgelassene Meute der Zwei- bis Zehnjährigen voll im Griff. Mitmachen ist angesagt. Und das eine ganze Stunde lang. Da wurde nach Herzenslust ganz ungezwungen mitgeklatscht, gesungen und mit lautem Schmatz "geknutscht", wenn der Rasselbandendompteur es so wollte. Der Liedermacher saß auf einer Tischplatte im Saal des ehrwürdigen Gemäuers. Vor ihm tummelte sich auf zwei dicken Turnmatten sein Publikum. "Wer den Draht zu Kindern haben will, muss sich selbst in seinem Innern ein bisschen Kindsein bewahren. Ich zeige den Mädchen und Jungen, dass auch die Erwachsenen oft recht blöde sind. Manchmal können wir sogar von unserem Nachwuchs noch so einiges lernen. Einfach Zuhören und nicht borniert sein. Die Erkenntnis ist für beide Seiten wichtig", gestand der studierte Journalist. Die Eltern im Halbrund auf den Stühlen vor der improvisierten Bühne verstanden sehr wohl das Anliegen des Künstlers, der seine ersten musikalischen Schritte in der Singebewegung der DDR absolvierte. "Es braucht nur einfache Mittel und keine noch so teuren Produkte der Konsumgesellschaft, um ein Kinderherz glücklich zu machen. Nur verstehen und fühlen wie sie, sich selbst nicht immer so wichtig nehmen. Das allein zählt", offenbarte der inzwischen 44-jährige Delitzscher einfache Wahrheiten, die er selbst lebt. Nicht nur in der Region hat sich "Jürgens Liederkiste" seit seinem Profi-Einstieg 1990 einen guten Namen gemacht, sondern 1998 führte ihn eine Tournee für sechs Wochen sogar ins südliche Afrika. Insgesamt hat sich das Repertoire auf etwa 50 selbst verfasste Lieder erweitert. Am liebsten hätten die Kleinen Jürgen Denkewitz am Sonntag gar nicht mehr nach Hause gelassen und "erpressten" gemeinsam mit ihren Eltern Zugabe um Zugabe, bis vom Klatschen die Hände wehtaten.

Glücklich waren auch die Organisatoren vom Förderverein Schloss Lichtenburg. Wann schon hatte Annegret Kehling eine Schlange von 120 Besuchern an der Kasse abzufertigen? Und Marion Schenk hängte vergnügt kleine Holz-Smilie-Kugeln an Bindfäden den Mädchen und Jungen um den Hals. Im Sommer kommt Jürgen Denkewitz übrigens wieder in die Lichtenburg. Dann präsentiert er mit Verstärkung Waldemar Rösler als "Melan-komiker" ein Open-Air-Programm für Erwachsene.