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Infrastruktur  Infrastruktur : Viel Kritik wenig Bewegung in puncto Verkehrsanbindung

Von Frank Grommisch 14.02.2019, 14:07
Ein Personenzug, der von Falkenberg kommt und nach Berlin fährt, passiert den Bahnübergang in Holzdorf.
Ein Personenzug, der von Falkenberg kommt und nach Berlin fährt, passiert den Bahnübergang in Holzdorf. Frank Grommisch

Holzdorf - „Willkommen im Bahnhof“ steht an der Schautafel in Holzdorf. In welchem Bahnhof, fragt sich der Reisende. Das Gebäude steht nicht mehr. Im Dezember 2017 wurde es abgerissen. Auch davor konnte es von Reisenden nicht genutzt werden.

Im Gegenteil, von dem Haus unmittelbar am Bahnsteig gingen zunehmend Gefahren aus, sodass am Zugang Netze angebracht werden mussten, damit niemandem etwas auf den Kopf fällt. Der einzige nutzbare Bahnsteig wurde mit einer Art Tunnel aus Brettern vor herabfallenden Teilen geschützt. Jetzt ist zwar der Bahnhof weg, aber einladender ist das Areal dadurch nicht.

Schlaglöcher in der Straße

Nach langer Zeit befindet sich ein kleines Wartehäuschen am Bahnsteig. Zwei Bänke stehen. Lampen wurden aufgestellt, deren Kabel allerdings über dem Erdreich liegen. Der Platz, an dem sich einst das Gebäude befand, wurde mit Sand aufgefüllt, der Gedanken aufkommen lässt, dass hier bei günstigem Wetter Beach-Volleyball gespielt werden könnte. Fahrradständer gibt es nicht. Die Drahtesel sind am Zaun angeschlossen.

Daneben stehen kleinere Gebäude, die langsam verfallen. In der Holzdorfer Bahnhofstraße befinden sich große Schlaglöcher, in denen sich bei dem Regenwetter der vergangenen Tage viel Wasser gesammelt hat. Dieses Bild bietet sich am wohl traurigsten Bahnhof auf der Strecke zwischen Falkenberg und Jüterbog. Sein einziger Vorteil ist, dass die Fahrt in die Hauptstadt bzw. wieder zurück lediglich eine Stunde und 14 Minuten beträgt.

Das ist auch für Einwohner aus dem Umland interessant. Wie der Zustand des Bahnhofsareals steht seit Jahren auch die Taktung der Personenzüge in der Kritik. Zu wenige Verbindungen, die Abfahrtszeiten nicht günstig. Bundeswehrsoldaten vom Fliegerhorst Holzdorf haben wiederholt darauf hingewiesen, der Städtebund „Elbe-Elsteraue“ auch, erst im vergangenen Herbst wieder bei einer großen länderübergreifenden Tagung im Bundeswehrobjekt.

Elster als Vorbild

Bemühungen, daran etwas zu ändern, laufen. „Ja, wir sind dabei“, sagt Wolfgang Ball von der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH. Dazu gibt es Gespräche mit der Stadt Jessen. Eine Förderung über das sogenannte Schnittstellenprogramm, mit dessen Hilfe bis zum März 2017 zum Beispiel das Umfeld des Bahnhofs Elster umgestaltet wurde, wird auch für Holzdorf angestrebt.

Die Bahnhofstraße soll in Ordnung gebracht, Parkplätze für Reisende geschaffen werden. Derzeit stehen die Fahrzeuge am Straßenrand bzw. auf einer inzwischen zerfahrenen Grünfläche. Doch 2019 wird sich daran wohl nichts ändern. Ab 2020/21 vielleicht, sagt Ball.

Und wie steht es um eine dichtere Zugfolge? „Kurzfristig ist da nichts geplant.“ 2022 werde ein neues Fahrplankonzept aufgelegt. Da ab dem Jahr die Deutsche Bahn allein die Strecke bedient und die ODEG dann nicht mehr zwischen Jüterbog und Berlin fährt, könnten sich neue Möglichkeiten für Veränderungen im Zugverkehr eröffnen. „Vielleicht lassen sich ein paar Leistungen drauflegen.“

Aber das sei in der Abstimmung, denn die Strecke tangiert Sachsen-Anhalt lediglich, die Federführung liegt beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. CDU-Bundestagsabgeordneter Sepp Müller hat sich ebenfalls mit diesem Thema befasst und aus dem Verkehrsministerium in Magdeburg erfahren, dass die Eingleisigkeit der Strecke zwischen Jüterbog und Falkenberg ein Problem ist, für das Herrichten des zweiten Bahnsteigs in Holzdorf kein Geld da ist und jeder zusätzliche Zug auf der Strecke das Land im Jahr 115 000 Euro kosten würde.

Der Standortälteste im Fliegerhorst Holzdorf, Oberstleutnant Andreas Springer, hatte während der länderübergreifenden Tagung mit Nachdruck darauf hingewiesen, wie ungünstig die Zugverbindungen nach und von Holzdorf sind. Seit 2009 hatte er kein eigenes Auto, nutzte öffentliche Verkehrsmittel. Doch in Holzdorf musste er erkennen, dass er dies nicht so beibehalten kann. „Wenn die Züge im Stundentakt fahren würden, hätte ich mir kein eigenes Auto gekauft.“ (mz)

Blick aufs Holzdorfer Bahnhofsgelände. Kabel der Lampen liegen oberirdisch herum.
Blick aufs Holzdorfer Bahnhofsgelände. Kabel der Lampen liegen oberirdisch herum.
Frank Grommisch