Ihr MZ-Zustellrad bleibt bald im Keller
Elster/MZ. - Meist unbemerkt und unauffällig absolvieren sie ihre Arbeit. Am Dienstag stand Erika Schindler jedoch im Blickpunkt allgemeinen Interesses. Sie feierte ihren 60. Geburtstag.
Dass sie zu ihrem Ehrentag viele Glückwünsche, darunter auch die der MZ, erhielt, hatte sie erwartet. Und sie freute sich darüber. Mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht wurde jeder Gratulant begrüßt. Dabei überkamen Erika Schindler zwischenzeitlich einige traurige Momente. Sie schweifte in Gedanken schon einmal hin zum kommenden Oktober. An den ersten Monat nach 16 langen Jahren, an denen sie keine Zeitung mehr austragen wird. "Ich muss aufhören, was mir sehr schwer fällt, denn mir hat diese Arbeit bei der MZ unheimlich viel Spaß gemacht. Doch meine Gesundheit spielt nicht mehr so richtig mit, das frühe Aufstehen und die lange Tour mit dem Rad und den vielen Zeitungen ist schlichtweg zu anstrengend für mich geworden."
Bis zur politischen Wende 1989 / 90 arbeitete die Elsteranerin als Verkäuferin im Betonwerk. Wie viele in diesen Jahren verlor auch Erika Schindler ihren Arbeitsplatz. "Ich war aber nur ganz kurz arbeitslos", erinnert sich die heute 60-Jährige an jene Tage. Denn wie der Zufall es so wollte, suchte die MZ damals just Zusteller, die längerfristig diese nicht immer so leichte Arbeit machen wollten. "Die Lust dazu war da und da ich auch was Längerfristiges haben wollte, kamen die Zeitung und ich ins Geschäft."
16 Jahre lang holte Erika Schindler täglich kurz nach 1 Uhr ihr Rad aus dem Keller, um die 7,5 Kilometer lange Zustelltour in Angriff zu nehmen. "Und egal welches Wetter herrschte, ich war immer nur mit dem Rad unterwegs", verkündet die baldige Ex-Zustellerin stolz. Immer wurde die Zeitung ausgetragen, einzige Ausnahme blieben die turbulenten Tage während des Hochwassers 2002.
In Zukunft wird sich Erika Schindler ihrem großen Garten widmen, "dort habe ich genügend zu tun". Eines will sie aber unbedingt loswerden. "Ein großes Dankeschön an meine Leser möchte ich über die Zeitung aussprechen. Die Elsteraner, denen ich die Zeitung in den Kasten gesteckt habe, waren immer sehr freundlich und hatten viel Verständnis, wenn ich mal wirklich etwas durcheinander gebracht habe."