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Hochwasser in Listerfehrda Hochwasser in Listerfehrda: Stromaggregate surren im Dorf

Von Detlef Mayer 10.06.2013, 17:24
Stephanie Trepke verlässt am Sonntag ihr zeitweiliges „Wassergrundstück“ in Listerfehrda für eine Visite bei den Schwiegereltern.
Stephanie Trepke verlässt am Sonntag ihr zeitweiliges „Wassergrundstück“ in Listerfehrda für eine Visite bei den Schwiegereltern. Mayer Lizenz

Listerfehrda/MZ - Die braunen Ränder auf der B 187 in Listerfehrda zeigen es an: Das Elbehochwasser zieht sich zurück, einige Dezimeter bis zum Abend.

Das dominierende Geräusch im Dorf ist das Surren von Notstromaggregaten, Donnerstagabend wurde die Stromzufuhr gekappt. Ebenso die Abwasserentsorgung, an den höheren Stellen sind daher Dixi-Häuschen postiert. Per Pkw nach Listerfehrda gelangen oder es verlassen kann man zurzeit nur über den Landwirtschaftsweg von oder nach Gentha. Die Hauptverkehrsader, die Bundesstraße 187, steht sowohl in Richtung Elster als auch nach Jessen hin unter Wasser.

Ganze Familien setzen sich am Sonntag ins Auto - die fahrbaren Untersätze parken zuhauf auf trockenen Flächen - um außerhalb zu Mittag zu essen oder Verwandte aufzusuchen, die ein trockenes Quartier besitzen und eine Dusche, um sich mal frisch machen zu können. Das Trinkwasser läuft zwar in Listerfehrda, aber mehr als eine kurze „Katzenwäsche“ ist ohne Abwasserentsorgung nicht drin.

Wie eine Insel

Listerfehrda mutet an wie eine Insel, der Anger und alle anliegenden Grundstücke, ebenso jene an der Haupt- und an der Südstraße melden Land unter. Abgeschnitten kommen sich die Listerfehrdaer auch in anderer Hinsicht vor: Während des Hochwassergeschehens bekamen sie nämlich kaum Informationen von außerhalb, von Hilfe ganz zu schweigen. Das bestätigt am Sonntagmittag Stephanie Trepke. Sie wohnt mit ihrer Familie, zu der sechs Kinder gehören, an der tiefsten Stelle der Südstraße. Der Keller ihres Hauses ist vollgelaufen, der Wohnbereich Gott sei dank nicht. Gerade macht sie sich mit Mann und Maus auf nach Reinsdorf. Dort wohnen die Schwiegereltern, die bereits einen Teil der Kinder aufgenommen haben.

Stephanie Trepke denkt zurück: Ein Sandplatz zum Füllen von Säcken - von denen man im Ortsbild eh kaum welche sieht - wurde in Listerfehrda, nahe der Bahnstrecke, erst sehr spät eingerichtet. Vorher hatte der Ortsbürgermeister Hartmut Karschunke den Sandkasten an der Kindertagesstätte dafür freigegeben. Und wie gesagt: Keine Unterstützung oder Verhaltenshinweise von außen. Aber: „Der Zusammenhalt im Dorf hilft über vieles hinweg!“

Dorf völlig vergessen

Andere formulieren es spitzer. Thomas Kynast zum Beispiel sagt, Listerfehrda wurde bei der Flutabwehr völlig vergessen. Mit ein bisschen Aufwand an Helfern und Material hätte man das Wasser an der B 187 aufhalten und so noch viele Grundstücke vorm Absaufen bewahren können. Doch nichts sei geschehen, wie all die Jahre zuvor seit der Flut von 2002. Da brauche dann demnächst auch kein Ministerpräsident zu kommen, um den ersten Spatenstich zu vollziehen für den neuen Deich.