Hochwasser 2013 in Jessen Hochwasser 2013 in Jessen: Damit begannen schwere Tage

Jessen/Arnsnesta/MZ - Mit einem Gewitterguss, der binnen Minuten 20 Liter Wasser pro Quadratmeter herunterprasseln lässt, setzt das Klima vor gut einem Jahr, am 31. Mai 2013, die Jessener Region im wahrsten Sinne des Wortes unter Wasser. Bis dato glaubten sich Einwohner im Jessener Land von den Wetterunbilden ringsum verschont. Baustellen, Parkplätze und Keller laufen voll. Die Kanalisation ist überfordert, Wasser drückt in Geschäfte. An der Bundesstraße 187 werden vor dem Blumeneck und dem Intersport-Haus Klöpping Geh- und Radweg gebaut.
Die Wassermassen lassen die Baustelle überlaufen und schwemmen Sand und Erde ins Geschäft. So dass die Angestellten anschließend gar per Schneeschieber den Schlamm wieder aus dem Geschäft befördern. Beim Weingut Hanke wird ein Weinberg abgespült und in der Folge eine Erdbeerplantage vernichtet. Fassungslos stehen Frank und Ingo Hanke vor dem kläglichen Rest mühevoller Arbeit. „Das Wasser hat die Hälfte der Fläche verwüstet“, so Frank Hanke damals.
Unablässig Dauerregen
Tagelanger Dauerregen hat die Flüsse derart anschwellen lassen, dass das Schlimmste befürchtet werden muss. Bereits am 2. Juni wird für die Schwarze Elster die Alarmstufe drei ausgerufen. Auch die Elbe steigt unaufhörlich. Wieder werden unablässig Sandsäcke gefüllt und an neuralgischen Dammabschnitten verbaut. Am Montag, 3. Juni, heißt es, die Scheitelwelle in der Elbe wird für Donnerstag erwartet. Schon jetzt sind die Pegel höher als 2006.
Wie das Hochwasser die nächsten Tage in der Region bestimmte, erfahren Sie auf der nächsten Seite.
Damm bricht bei Arnsnesta
Am Mittwochmorgen, 5. Juni, lässt der Blick auf den um Zentimeter gesunkenen Pegel Löben Bedrohliches erahnen. Wenig später bewahrheitet sich: Bei Arnsnesta ist der Elsterdamm gebrochen. Bei den Bewohnern der Anliegerorte an der Schwarzen Elster kommen sofort dunkle Gedanken auf. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an den Dammbruch bei Meuselko drei Jahre zuvor. Die Informationen aus der Annaburger Stadtverwaltung, die Deichbruchstelle liegt strategisch etwas günstiger als damals, kann da nur wenig beruhigen. Denn die Fluten laufen wieder in die Annaburger Heide.
Für Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) ist der Deichbruch Anlass, den Katastrophenfall auszurufen. Das ist notwendig, um auf die Hilfe der Bundeswehr mit ihren Hubschraubern zurückgreifen zu können. Denn selbst wenn das Wasser aus dem Dammbruch noch nicht direkt Orte bedroht, so muss die Bruchstelle doch ganz fix geschlossen werden. Es sollte wie damals bei Meuselko erneut schwierig werden, ihn dicht zu bekommen. Weitere Deichbrüche kommen hinzu. Die MZ wird daran noch in den folgenden Teilen dieser Serie erinnern.
Gerade eben sind die Bauleute der vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft beauftragten Firmen daran, den Damm auch an dieser Stelle zu sanieren. Damit wird demnächst von der Bruchstelle vor einem Jahr nichts mehr zu sehen sein. Insgesamt sind die meisten Schäden inzwischen repariert. An den Dammbaustellen der Schwarzen Elster geht es weiter voran. Begonnen wurde damit nach den Fluten vom Herbst 2010 und Frühjahr 2011. Noch offen ist die Bruchstelle gegenüber des Schlosses in Hemsendorf. Der Beginn der Arbeiten hier ist für Juni 2014 avisiert.
Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wie die Hochwasserschutzanlagen in der Wittenberger Region verbessert werden sollen.
50 Millionen Euro zur Verfügung
Mit solchen Folgen hat die Wittenberger Region diesmal nicht zu kämpfen. Wenngleich die Elbe auch hier für Überschwemmungen sorgt. In der Kreisstadt etwa steht das Wasser am Rande der Altstadt. Die Hallesche Straße ist überflutet. Und an den Elbedeichen kämpfen Anwohner genauso wie im Jessener Land um den Schutz ihrer Orte.
Nach der Flut von 2013 werden im Kreis Wittenberg insgesamt 50 Millionen Euro in die Verbesserung der Hochwasserschutzanlagen investiert. Das erklärte Flussbereichsleiter Frank Beisitzer auf MZ-Anfrage. Dabei wurde an den gefährlichsten Stellen sofort gehandelt. So konnte vor einem Jahr nur mit großem Aufwand an Mensch und Material der Deich an der „Groben Sau“ (Kemberg) gehalten werden. „Der Abschnitt wurde mit Erdaufschüttungen stabilisiert“, so Beisitzer, der die Kosten dafür auf etwa 100 000 Euro schätzt. Im kommenden Jahr werde der Deich am Dabruner Weinberg (ebenfalls Kemberg) für 2,5 Millionen Euro saniert.
Bereits in den nächsten Tagen startet der erste Bauabschnitt am Schöpfwerk Kapen (Oranienbaum-Wörlitz). Für das Gesamtprojekt sind zwei Millionen Euro eingeplant. Die gleiche Summe steht für die Sanierung des Fliederwalls (Oranienbaum-Wörlitz) zur Verfügung. Hier erfolgt der Baustart 2015. Und auch die Probleme am Gatzer Bergdeich (Oranienbaum-Wörlitz) sollen schnellstmöglich gelöst werden. Der wurde vor einem Jahr nicht verteidigt und sorgte für die Überflutung des Gewerbegebietes an der Autobahn bei Vockerode. Betroffen waren auch einige Wohnhäuser. 1,5 Millionen Euro sollen mithelfen, das sich solche dramatische Szenen nicht wiederholen. In Zukunft werde auch die A 9 bei Vockerode keine Sorgen mehr bereiten.

