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Hemsendorfer Schlossgeschichten Hemsendorfer Schlossgeschichten: Maulbeerbaum als sichtbares Bindeglied

06.11.2003, 17:18

Hemsendorf/MZ. - Noch aus den Tagen Friedrichs des Großen stammt ein besonderer Fund, der an der Nordseite der Kirche in Hohenschönhausen gemacht wurde: Dort steht ein alter Maulbeerbaum. Man hatte vormals eine ganze Reihe solcher Bäume zur Seidenraupenzucht gepflanzt. Eine Parallele dazu bietet die über 500 Jahre alte Maulbeerbaumanlage im ehemaligen Rittergutsbesitz Hemsendorf.

Von 1480 bis 1736 bewirtschaftete Familie von Röbel, ein weit verzweigtes mecklenburgisch-märkisches Adelsgeschlecht, das Rittergut in Hohenschönhausen. Die Taborkirche Hohenschönhausens bewahrt einige Kostbarkeiten, die an die Röbels erinnern. So das Wappenschild von Georg von Röbel (1522-1613), der 1540 zur Lehre Luthers übertrat und gemeinsam mit dem ersten protestantischen Geistlichen von Hohenschönhausen Lampertus Jahn (1510-1542) dafür sorgte, dass die Reformation dort Einzug hielt. Das Wappenschild zeigt das Familienwappen. In einem silbernen und schwarz gespaltenen Schilde befindet sich ein gestümmelter roter Baumstamm zwischen zwei Adlerschwingen.

Im Altarraum der Kirche von Hohenschönhausen hängt seit 1671 das prunkvolle Totenschild des Hans Christoph von Röbel (1603-1671), 1663 Landrat des Kreises Niederbarnim. Sein Sohn der Generalmajor Christian Dietrich von Röbel ließ es dort anbringen. Es wird begleitet von Wappentafeln bekannter Adelsfamilien des Röbelschen Geschlechtes. Christian Dietrich von Röbel (1639-1723) brachte es beim sächsischen Kurfürsten bis zum General der Infanterie und Oberst der Leibgarde zu Fuß. Er ließ die Regimentsfahnen in der Schlosskapelle aufhängen, die er im Dienst des Kurfürsten Johann Georg III. 1683 bei der Verteidigung Wiens gegen die Türken in der Schlacht am Kahlenberg, 1686 bei der Übergabe Ofens und 1688 bei der Belagerung von Mainz gegen die Franzosen geführt hatte. Heute sind nur die Fahnenstangen mit ihren Metallspitzen und Nägeln erhalten und eine Gedenktafel. Zuletzt war der General Festungskommandant in Wittenberg.

Im Jahre 1736 verkaufte Christian Friedrich von Röbel (1674-1747), der Sohn des Generals und Obrist-Leutnant, für 22 000 Taler das Rittergut an den Berliner Kaufmann Adam Ebersbach. Damit verschwanden die Röbels für immer aus Hohenschönhausen und lebten fortan in Hemsendorf. Durch die Hochzeit mit Maria Ludmilla von Kuffer kam das Schoss in den Besitz der Familie von Röbel. Die Familie von Röbel lebte bis Ende des 18. Jahrhunderts im Schloss Hemsendorf und ist in der Gruft beigesetzt (kleines Foto). Mehr über die Familie von Röbel, ihr Leben und Wirken in Hemsendorf können Besucher bei Führungen (nach Absprache) im Schloss erfahren.

Vorankündigung: Erster Advent (30. November) ab 14 Uhr Führung durch Familie Köhler mit kleinen Überraschungen, Gruppen bitte anmelden unter Telefon (03537) 204799.