1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Heimatverein: Heimatverein: Frosch lässt es geschehen

Heimatverein Heimatverein: Frosch lässt es geschehen

Von Evelyn Jochade 17.07.2012, 18:21

Labrun/MZ. - Seit vor langer Zeit der sagenhafte Riesenfrosch von Labrun nach einem Hochwasser ein letztes Mal bei Klöden gesehen wurde, wie er einen Bullen verschlang, hat ihn niemand wieder zu Gesicht bekommen. Aber könnte es sein, dass Nachkommen des Labruner Froschs zurückgekehrt sind? Jedenfalls war es nicht ganz ungefährlich, als auf dem kleinen Teich etwas außerhalb von Labrun ein so genanntes Badewannenrennen stattfand. Und um den Frosch heraus zu locken, falls er denn hier Quartier genommen hatte, setzte man auf die Styropor-Wendemarke einen kleinen Plaste-Frosch. Sehr tief sei der Teich nicht, war zu hören. Aber möglich, dass es doch noch die eine oder andere unentdeckte unterirdische Höhle gäbe.

Aktion lockt Leute an

An diese Möglichkeit glaubten die Matadoren des Dorfteiches nicht, als sie ihre Schwimmhilfen zu Wasser ließen. Angela Demele, Vorsitzende des Heimatvereins mit dem bezeichnenden Namen "Labruner Frosch", konnte sich freuen, denn nicht nur die Teilnehmerzahl war zufriedenstellend, auch das Interesse der Labruner und Auswärtigen war ausgezeichnet. Und das, obwohl diese Veranstaltung erst zwei Wochen vorher am Biertisch als Idee in Worte gefasst wurde. Aber so geht das in Labrun. Ruck, zuck nahm die Sache Gestalt an und viele zogen mit. Gestalt hatten in kurzer Zeit auch Wasserfahrzeuge angenommen, mit denen der Teich bezwungen werden sollte. Angela Demele machte allen noch einmal klar, dies sei kein Wettkampf um eine Siegerkrone. Der Spaßfaktor stehe im Vordergrund.

Genau auf den Spaß hatten es die Zuschauer abgesehen. Unter ihnen auch einige ältere Semester, die ab und an etwas verträumt auf die Wasserfläche schauten. Annchen und Rosel (beide 80) erklärten warum: "Wenn wir hier auf den See gucken, erinnern wir uns an unsere Kinderzeit. Wir haben damals alle hier schwimmen gelernt. Da war das Wasser noch sauber." Ganz so schlecht schien die Wasserqualität aber nicht zu sein. Jedenfalls, wenn man die am Leben im Teich misst. Da tummelten sich Scharen von kleinen Fischen zwischen nackten Füßen der mutigen Paddler. Sieglinde Zwiersch schickte ihnen noch ein "Auweiha, wenn der wieder Hunger hat!" hinterher. Wen sie damit meinte, war allen klar.

Vom Kurs abgekommen

Bis zum Wendepunkt mit Frosch waren es rund 25 Meter und zurück auch, wenn man sich nicht verpaddelte. Und das konnte leicht geschehen so ohne Ruder oder Finne. Aber wo sollten die Konstrukteure auch diese Hilfsmittel anbringen an der Duschwanne, am Maurerbottich oder Brühtrog? Wenn ein Preis für die wackeligste Fähre ausgelobt gewesen wäre, dann hätten den ganz sicher Marko Mählig (17) und Marc Gräbner (15) gewonnen. Jeder weiß, es kommt bei Booten darauf an, den Schwerpunkt nach unten zu verlagern. Nicht so bei dem Konstrukt, welches auf Holzpaletten zwei weiße Kunststoffstühle mit sich führte. Schon rein technisch fragten sich viele, wie die Jungs von da oben paddeln wollten.

Erst wollte das Ding nicht schwimmen und dann wollte es zu viel und kippte samt seinen Kapitänen um. Ähnliches erwarteten die Zuschauer auch von Angela Demele, die sich als Frosch verkleidet mit einer kippligen Zinkbadewanne auf die Reise machte. Nachdem sie am Anfang kurz vor dem Kentern stand, ging sie ganz behutsam mit ihrem Boot um und erreichte trockenen Fußes wieder festen Boden. Auch das Schlauchboot Marke Füchslein, ein Nachlass der Roten Armee, hatte mit dem See keine Probleme und stieg zum Seenotrettungskreuzer auf. Als Josephine Plenz und Lisa Knobel, die mit ihren Freunden aus Battin gekommen waren, akut SOS funkten, lief das Schlauchboot sofort aus und brachte ihnen einen Schöpftopf. Doch ihre falsche Sitzposition im Brühtrog, die 21-Jährigen saßen sich gegenüber, wurde ihnen zum Verhängnis.

Das allerdings in Zeitlupe. Da ging die Titanic wohl schneller unter. Selbstverständlich erwarteten die mutigen Mädchen zwei kuschelige Bademäntel und etwas zum Aufwärmen. Sie hätten aber auch Kaffee und Kuchen und später noch Bratwürste bekommen können, denn sie waren ja gepaddelt. Vorher hatte es geheißen: "Wer nicht paddelt, kriegt keinen Kuchen." Bei dieser harten Androhung entschlossen sich noch einige, die von ihren Erbauern großzügig zur Verfügung gestellten Wassertaxis zu nutzen. Und es wurden Überlegungen angestellt, wie dieser "Familienbadetag" im nächsten Jahr aussehen soll. Übrigens gab es kleine Geschenke für die Kinder, so Freikarten für den Bergzoo in Halle.