Glücksburger Heide Heimateiche erhält Gesellschaft
Die Landschaftsbaufirma Kühn nutzt den Ausbildungstag für einen Arbeitseinsatz am Naturdenkmal in der Glücksburger Heide.
Mügeln - Sie stand plötzlich allein. Und um sie herum ödes, geschundenes Land. Von Granaten und Bomben jahrzehntelang zerwühlt. So ist es sinngemäß auf der Schautafel zu lesen, die am Weg zur Jessener Heimateiche steht. Auch die 200-jährige Traubeneiche selbst hatte einiges abbekommen.
Das stellten die Erstbegeher des ehemaligen Truppenübungsplatzes in der Glücksburger Heide nach Abzug des Militärs fest. Noch heute stecken in ihrem Stamm Geschosssplitter und so ist es als ein Wunder anzusehen, dass der Baum immer wieder austreibt, ja sich sogar verjüngt.
Stattliche Höhe
Seit rund 15 Jahren wächst aus seinem Fuß eine junge Eiche, die inzwischen eine stattliche Höhe von fünf Metern erreicht hat. Dieser geschichtliche Hintergrund ist den Auszubildenden der Jessener Firma Kühn bewusst. Die zukünftigen Garten- und Landschaftsbauer finden regelmäßig, so auch am vergangenen Samstag, auf dem zwei Hektar großen Areal rund um die beiden Bäume optimale Bedingungen, ihre erworbenen Kenntnisse anzuwenden.
Für den Heimatverein „Glücksburger Heide“ ist die Zusammenarbeit mit dem Fachbetrieb ein Glücksfall, denn „wir im Verein werden immer älter und es fällt uns zunehmend schwerer, hier alles in Ordnung zu halten. Immerhin betreut der Verein 200 Objekte. Da sind Unterstützer, wie die Firma Kühn höchst willkommen“, sagt Vorsitzender Erhard Fritzsche und bückt sich nach einem lose herumliegenden Brett. Ja, auch mit Vandalismus habe man hier ab und an zu kämpfen. Dominik, Marcel, Martin und Stacy, die vier Lehrlinge der Firma Kühn sind derweil dabei, an verschiedenen Standorten des weitläufigen Geländes Ersatz- und Ergänzungspflanzungen vorzunehmen. Hauptsächlich heimische Pflanzenarten kommen dabei in die Erde. Ein Job, bei dem man sich getrost das Fitnessstudio sparen kann. Hier wachsen die Muckis ohnehin. Schon der Hammer mit dem die Pflanzpflöcke eingeschlagen werden, wiegt so einiges.
Aber nicht nur Kraft brauchen Garten- und Landschaftsbauer. Selbstverständlich gehört auch das entsprechende Wissen beispielsweise über verwendete Pflanzen dazu. Der einmal im Monat stattfindende samstägliche Azubi-Tag bringt die Lernenden aus Praxis und Büro zusammen und fördert so den Zusammenhalt. Oft steht auch ganz Konkretes auf dem Plan. Bevor es an jenem Sonnabend in den Wald ging, wurde Pflanzenkunde geübt, denn zur Abschlussprüfung müssen die Prüflinge über 300 Pflanzenarten kennen.
Stolz auf Lernsystem
Firmenchef Robert Kühn lobte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Arbeit seiner Ausbildungsbeauftragten Kathrin Steinberg. „Sie hat ein System entwickelt, in dem die Azubis drei Pflanzen pro Woche lernen.“ Dass Dominik Ciupack die handfeste Arbeit in der Natur gefällt, war dem 18-Jährigen deutlich anzumerken. Mit dem schweren Hammer in der Hand und einigen starken Pflanzpflöcken geschultert und vor allem einem breiten Grinsen im Gesicht beantwortete er die Frage, wie ihm die Ausbildung gefalle. „Macht Spaß“, war seine kurze Antwort, denn seine Kollegen warteten auf Nachschub.
Erhard Fritzsche, sichtlich angetan vom Fleiß der Jugendlichen, sieht die Zukunft der geschichtsträchtigen Erholungsstätte inmitten üppiger Natur gesichert. Die Eiche soll, falls sie einmal austrocknet, weitestgehend als Mahnmal erhalten werden. Für Robert Kühn ist die Erhaltung und Pflege der Gedenkstätte Heimateiche eine Herzensangelegenheit. War doch sein Vater Jochen Kühn derjenige, welcher der Heimateiche den ersten Schnitt gab. Festgehalten auf einem Foto an der Schautafel. (mz/Evelyn Jochade)