Hähnekrähen in Naundorf Hähnekrähen in Naundorf: Sieger schreit, was die Stimme hergibt

Naundorf - Man will es nicht glauben, aber es ist wahr. 129 Mal hat der Sieger beim Wettbewerb im Hähnekrähen in 60 Minuten seine Stimme hören lassen. Damit verwies der Hahn des Gadegasters Holger Möbius, den dieser ob seiner gebogenen Zehen „Krummzeh“ genannt hat, Karsten Belger aus Zörnigall (70 Kräher) und den Naundorfer Klaus Bolze (60 Kräher) auf den zweiten bzw. dritten Platz. Vierter wurde knapp dahinter mit 69 „Wortmeldungen“ der Hahn von Karin Richter, ebenfalls aus Naundorf.
Insgesamt 23 Hähne waren angetreten, um ihre Besitzer stolz zu machen. Doch, so zeigte sich, nicht alle machten tatsächlich ernst, wie zur Auswertung festgestellt werden konnte. Acht von ihnen hatten an diesem Morgen überhaupt keine Lust irgendetwas von sich zu geben. Wie der kleine chinesische Zwerghahn von Ole Heinrich (7 Jahre).
Der Hahn namens „Hektor“ war das zweite Mal dabei und schwieg. Sein junger Besitzer aus Mark Friedersdorf wusste, weshalb: „Das ist jetzt nicht seine Zeit. Der kräht immer früher. Deshalb sagt der nichts.“ Ganz so schlimm war es bei „Fridolin“ nicht. Immerhin eröffnete er das Naundorfer Konzert, krähte als Erster und dann nicht wieder. Wolfgang Schlüter, der den Einjährigen gerade vor einigen Tagen aus Danna in Brandenburg geholt hatte, führte das auf die Unerfahrenheit des Tiers zurück.
Oder es lag am böigen Wind, der die Einlagen in den Käfigen hoch wedelte und manche Streithähne erschreckte. Wolfgang Schlüter nahm es sportlich und meinte zu Fridolins Abschneiden nur: „Wir sind nicht hier, um zu gewinnen. Teilnahme ist alles.“ Alle Nichtkräher-Halter bekamen im Übrigen bei der Auswertung den dezenten Hinweis: „Ihr müsst mit euren Hähnen noch mehr üben!“
Das Hähnewettkrähen blickt in Naundorf bei Seyda auf eine lange Tradition zurück. Bereits zu DDR-Zeiten kamen die Züchter aus umliegenden Gemeinden und manchmal selbst aus Cottbus dazu zusammen. Die Standorte wechselten bis man sich auf den Platz neben dem Dorfgemeinschaftshaus einigte. Letzteres heißt im Volksmund immer noch „die Feuerwehr“, da das Gebäude auch nach wie vor die Brandbekämpfer beherbergt. Der Feuerwehrverein mit 46 Mitgliedern ist als einziger Verein im Dorf seit 2001 der Motor des dörflichen Lebens.
So auch am Tag zuvor beim Frühlingsfest, bei dem die Laienspielgruppe des Ortes ein Lustspiel zum Besten gab.
(mz)