Gymnasium Jessen Gymnasium Jessen: Herman Wesselink College in Amstelveen bei Amsterdam soll Partner werden

Jessen - „Es werden wieder viele Tränen fließen“, ist sich Englischlehrerin Manuela Krüger sicher, was sich vor dem Jessener Gymnasium abspielt, wenn die Delegation von zwölf Schülern und drei Lehrern aus dem Herman Wesselink College im niederländischen Amstelveen am Freitagnachmittag die Heimreise antritt.
Ebenso sei es im November gewesen, als die Jessener Gymnasiasten nach einer Woche Aufenthalt in dem Vorort vor Amsterdam von ihren Gastgebern verabschiedet wurden. Dabei war schon klar, dass nur ein paar Wochen vergehen werden bis zum Gegenbesuch der Niederländer in der Elsterstadt.
Schüler aus Niederlande am Gymnasium Jessen zu Besuch
Englisch ist die „Amtssprache“ dieses Schüleraustauschprojektes. „Alle Ansagen, die Führungen in Wittenberg und Berlin und die gemeinsamen Unterrichtsstunden in Biologie, Kunst, Musik und Sport sind in Englisch“, bekräftigt Manuela Krüger, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Michael Hollwitz das Projekt betreut.
Nicht nur das: Auch in den Gastfamilien soll möglichst englisch gesprochen werden. Der Bereitschaft, Gäste aufzunehmen, habe das keinen Abbruch getan. „Die Eltern waren von vornherein begeistert“, sagt die Lehrerin und Anna Brabant aus der 9 c bestätigt das. Ihre Eltern haben gleich zwei holländische Schüler aufgenommen, Lisa und Guido.
Höchstens an den ersten beiden Tagen sei es zwischen den Schülern noch etwas ruhiger zugegangen. „Sie mussten sich erst trauen, ihre Englischkenntnisse anzuwenden“, berichtet die Lehrerin. Aber inzwischen redeten alle frei von der Leber weg. „Und wenn dann ein Schüler feststellt: Ich muss Englisch lernen - was Schöneres kann es für einen Englischlehrer kaum geben“, sagt die Pädagogin.
Den größten Unterschied machen die Schüler beiderseits beim Tagesablauf aus. „In Holland beginnt die Schule erst neun Uhr, da ist morgens noch Zeit für die Familie. Oder die Schüler besuchen sich vor der Schule, so wie wir uns erst nachmittags“, erzählt Anna.
Dass sie in den Niederlanden alle mit dem Fahrrad zur Schule fahren, manche Schüler länger als eine halbe Stunde, und das auch im Winter, berichtet Isabelle de Graff. Was den Musikgeschmack betrifft, da fänden sich wiederum viele Gemeinsamkeiten.
„Sam Smith“ geht insbesondere bei den 14-, 15-Jährigen Mädchen gerade ab. 1.600 Schüler hat das Gymnasium in Amstelveen, es ist eine Schule mit Sprachprofil. Nach Englisch als erste Fremdsprache werde auch Deutsch angeboten.
Dennis W. Thomson, der mit seiner Kollegin Carolien Voigtman die Schülergruppe begleitet, unterrichtet dort unter anderem Kunst und Musik. Es sei für ihn interessant, die Schule hier und den Alltag der Schüler zu erleben, zu sehen, wie die Kollegen arbeiten, sagt er.
Wittenberg von Asisi-Panorama bis Thesentür haben sie gemeinsam erkundet, am Mittwoch waren sie in der Bundeshauptstadt und haben dort das Museum „The Story of Berlin“ besichtigt. Manuela Krüger ist dankbar für die Unterstützung durch das Land und die Eltern und dafür, dass die Jessener Schulleitung ihnen für diese Woche den Rücken freigehalten hat vom normalen Ablauf, obwohl einige Kollegen krank sind.
„Aber die Schüler organisieren auch viel selbst“, erzählt die Lehrerin. Anna und ihre Mitschülerin waren mit ihren Gästen im Schloss und haben Bürgermeister Michael Jahn (SPD) einen Besuch abgestattet. Auch den Abschlussabend am Donnerstag und den Brunch für den heutigen Freitag haben die Schüler mit Hilfe der Eltern organisiert.
Gymnasium Jessen strebt Partnerschaft mit Wesselink College an
„Wir können stolz sein auf diese Schüler“, sagt Manuela Krüger auch aus der Erfahrung der Reise im November. „Sie sind immer höflich, pünktlich und verlässlich.“ Wie die Pädagogin berichtet, möchte das Jessener Gymnasium den Kontakt zum Wesselink College aufrecht erhalten und strebt eine offizielle Schulpartnerschaft an.
Die holländische Schule ist über das Comenius-Projekt mit weiteren europäischen Schulen vernetzt. So sind Klassenkameraden der Gäste derzeit in Spanien. „Das ist witzig, wenn sie miteinander chatten“, sagt Anna Brabant. Jeder grüße den anderen aus der Fremde. (mz)