Geschichte Geschichte: Vor 250 Jahren endet der Siebenjährige Krieg

Löben/MZ - Zwar wahrten die Parteien ihren jeweiligen Besitzstand vor dem Kriege, doch bedeutete dies vor allem, dass Österreich endgültig zu Gunsten Preußens auf Schlesien mit der Grafschaft Glatz verzichtete. Das von Preußen verwüstete und ausgeplünderte, wirtschaftlich zusammengebrochene Kursachsen verlor ebenso endgültig seine politische Bedeutung. Mit dem Tode des kunstliebenden Kurfürsten Friedrich August II. im Oktober 1763 endete auch die Personalunion des Kurfürstentums Sachsen mit dem Königreich Polen.
Der Siebenjährige Krieg ist lange im allgemeinen Gedächtnis geblieben, vor allem, weil sein Verlauf von preußischer Seite glorifiziert wurde. Entsprechend werden seine Ereignisse, vor allem die preußischen und österreichische Siege und Niederlagen, meist aus preußischer Sicht dargestellt. Zeitgenössische Berichte aus kursächsischer Sicht haben demgegenüber einen gewissen Seltenheitswert.
Im Löbener Kirchenbuch
Solche Berichte – in Latein abgefasst und jetzt erstmals ins Deutsche übertragen – wurden vor einiger Zeit in dem unter Kennern für seine regionalgeschichtlichen Randbemerkungen berühmten Kirchenbuch der Gemeinde Löben entdeckt. Der 1751 bis 1778 in Löben amtierende Pfarrer August Winkler berichtet darin überaus anschaulich nicht nur über Ereignisse in der Umgebung und über europäische und außereuropäische Ereignisse, sondern auch über die Bedrängnisse der kursächsischen Bevölkerung durch den preußischen Wirtschaftskrieg gegen Sachsen.
1756 marschieren Truppen ein
1752 war ein noch friedliches Jahr. Zwar wird von Dürre, geringer Ernte und Windbrüchen berichtet, aber auch von einer Instandsetzung der Löbener Orgel. 1753 wird als Katastrophenjahr bezeichnet. Die durch eine „unerhörte Trockenheit“ ohnehin geringe Ernte wurde durch Raupenfraß fast gänzlich vernichtet. Hinzu kam Rinderpest in Kremitz, Mönchenhöfe, Meuselko und Premsendorf, die um 70 Prozent des dortigen Viehs vernichtete. Auch 1754 war die Ernte durch eine Frühjahrsüberschwemmung und Dürre im Sommer beeinträchtigt. Der Scheffel Gerste und Weizen galt um zwei Taler, der Scheffel Hafer kostete einen Taler. Betrüblich auch das Jahr 1755 mit Dürre bis zur Getreideernte, aber „reichlichen Regengüssen“ zur Heumahd. In Portugal gab es ein schweres Erdbeben. In Amerika und im Mittelmeer bekämpfen sich Engländer und Franzosen. Ende des Jahres 1755 fleht Pfarrer Winkler um ein „Ende des höchsten Elends.“
Am 29. August 1756 marschieren preußische Truppen, unter ihnen der König, von Jüterbog aus über Seyda nach Sachsen ein. Zwei Schwadronen der königlichen Leibgarde (Regiment Gens d’ armes) werden in Löben einquartiert, In der Schenke muss der Wirt ein Dutzend Soldaten versorgen, Pferdewagen werden requiriert. In Torgau beginnt das preußische Feldkriegsdirektorium alle Landeseinkünfte für Preußen einzuziehen. Recht ausführlich wird über die Einschließung und Kapitulation der gesamten sächsischen Armee bei Pirna im Oktober 1756 berichtet. 1757 werden drei Einwohner Löbens zur preußischen Armee rekrutiert, „haben aber das Lager der Preußen verlassen und sind zu den Kaiserlichen übergelaufen.“ Die Getreidepreise entsprechen noch denen von 1754. In der Löbener Kirche werden die Bänke renoviert.
Viele Schlachten
Für 1758 wird von den preußisch-französischen Schlachten in Hessen, dem Russeneinfall in Brandenburg, dem für die Preußen so unglücklichen Gefecht bei Hochkirch, der Zerstörung der Dresdner Vorstädte und einem Attentat auf den König von Portugal berichtet. Dinkel gibt es in großen Mengen um einen geringen Preis, aber wenig Heu und Fische. Die Bürger klagen wegen der schweren Lasten. „Der Herr möge uns fröhliche Zeiten wiedergeben.“ 1759 ziehen sich die Franzosen in Übersee auf englisches Gebiet zurück, in Deutschland an den Rhein. Die Brandenburger sind von den Russen zweimal in offener Feldschlacht besiegt worden, vom Kampf gegen die Kaiserlichen ermattet, leiden unendlich „und dennoch gaben sie nicht auf.“ Sächsische Überläufer leisten Kriegsdienste bei den Franzosen, werden aber schlecht behandelt. Sachsen ist durch Steuern und Abgaben fast ruiniert, die Preise steigen täglich wegen der Wertlosigkeit des von Preußen in Umlauf gebrachten schlechten Geldes. Hohe Preise für Stroh und Rinderpest überall.
Preußen zögern Ende hinaus
Das Jahr 1760 bringt zwar eine gute Ernte, aber viel Trauriges: Dresden und Wittenberg werden durch Bombardements fast zerstört. Sachsen ist gedrängt voll von unzähligen Heeren und größtenteils ausgeplündert. Die Rinderpest vernichtet drei Viertel des Großviehbestandes. Löben lag bei höchster Quälerei von beiden Seiten zweimal zwischen den Preußen und den Kaiserlichen. Der Kanonendonner der Schlacht bei Süptitz/Torgau vom 3. November 1760 ist bis Annaburg und Wittenberg zu hören. Die Brücke bei Torgau wird zerstört. Auch 1761 bedrängen die Preußen den größten Teil Sachsens und fordern Geld und Proviant mit blanker Waffe.
1762 werden Rekruten, Geld und Proviant auf das härteste eingetrieben. Zwar wird im Februar 1763 der Friede von Hubertusburg geschlossen, doch treiben die Preußen weiterhin die Kontributionen mit aller Grausamkeit ein und schonen weder Alter noch Geschlecht. Mit zwei Monaten Verzögerung zogen sie ab, quälten bis dahin aber die Bauern auf das Elendeste. König August und sein Premierminister Graf Brühl kehrten aus dem polnischen Exil zurück, starben aber bald, ebenso der nachfolgende Kurfürst Christian. Endlich, 1764 leuchteten den gequälten Menschen „fröhlichere Zeiten“ entgegen, Es gibt reiche Ernten, obwohl weiterhin die Rinderpest wütete.