Gerbisbach: Gerbisbach: Hexen küssen besser

Gerbisbach - Wie es die Besenweiber immer wieder schaffen, dass sich gestandene Männer dazu hinreißen lassen, freiwillig und kostenlos, für sie zu arbeiten, scheint echte Hexerei. Die armen Jungs seien hier einmal erwähnt: Christian Odebrecht, Sven Heinke und Jens Aurich erschaffen jedes Jahr neue Gefährte, mit denen die Hexen zum Fest angerauscht kommen. Sven und Christian mussten diesmal sogar als Stylisten herhalten und die Pickel und Warzen aus den Hexenvisagen verschwinden lassen. Hatte Steffen Löwe am Mikrofon bei Ankunft noch gespottet und das Publikum gefragt: „Was machen wir nun mit dieser geballten Ladung Hässlichkeit?“, so erschienen die Hässlichkeiten plötzlich wie verwandelt auf dem Laufsteg und erhielten neben dem Applaus der überraschten Gäste auch anerkennende Worte des Moderators. Der konnte sich allerdings nicht verkneifen, einige Spitzen mit einzuflechten. Bei der Vorstellung der Hexe „Valerie“ beispielsweise meinte er, diese habe für ihr Äußeres Dinge getan, für die jeder Gebrauchtwagenhändler ins Gefängnis kommen würde.

Die sechs Hexen, die auf dem Laufsteg posierten, taten das mehr oder minder elegant. Dabei hatten sie, den „Prinzen“ sei Dank, einige Liedzeilen auf den Lippen, zugeschnitten und umgedichtet auf ihre Verhältnisse: „Die eingefleischten Kenner wissen, dass die Hexen in Gerbisbach besser küssen, dass die Hexen hier viel schöner sind, weiß heutzutage jedes Kind, dass die Gerbisbacher immer siegen, weil ihre Besen immer schneller fliegen, dass eigentlich fast alles etwas besser ist als in Jessen“.

Nun hätte jemand die letzte Liedzeile in den falschen Hals bekommen können. Nicht so Michael Jahn (SPD). Ihn hatte Oberhexe, Hexenmutti Jutta Odebrecht, zu einem Rundflug über Gerbisbach eingeladen. Jessens Bürgermeister amüsierte sich gemeinsam mit seiner Partnerin über die Auftritte der wilden Weiber und nahm ihnen nichts krumm. Selbst als es daran ging, die nach einem amerikanischen Space-Shuttle aussehende Flugmaschine der Hexen zu besteigen, kniff er nicht und startete mit ihnen zum Flug übers Dorf. Jahn begeisterte, wie er später sagte, die Aerodynamik des auf den Namen „Hexo Flot“ getauften Fliegers in Superleicht-Bauweise. Passieren konnte dem Stadtoberhaupt nichts, denn die Hexen hatten ihn in ihre Mitte genommen. Weit kamen sie jedoch nicht, denn es war dunkel geworden. Außerdem kam jetzt das zum Tragen, was die Hexen bei ihrer Vorbereitung versäumt hatten: Sie hatten vergessen, den Termin mit Petrus abzustimmen. Den Platzregen konnte niemand weghexen. Auch der junge Musiker Stefan Löwe aus Eilenburg nicht, der dennoch auf seiner E-Geige fantastisch musizierte. (mz)