Friedhofsgebühren in Jessen Friedhofsgebühren in Jessen: Diskussionen ums Geld

Jessen - Das Bewirtschaften der kommunalen Friedhöfe ist ein Verlustgeschäft für die Stadt. Schon mehrfach war das Thema im Jessener Stadtrat und wiederholt hat das die Kommunalaufsicht kritisiert, wenn sie die Finanzplanungen unter die Lupe nahm. Es wird viel mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Lediglich ein Fünftel der gesamten Ausgaben für die Friedhöfe kann derzeit über die Gebühren gedeckt werden. Seit mehreren Jahren ist das nun schon so.
Jährlich ein Obolus
Geht es nach dem Willen der Verwaltung soll sich das zwar nicht grundlegend ändern, aber der Grad der Kostendeckung deutlich steigen, von etwa 20 Prozent derzeit auf rund 40 Prozent. Darum ist vorgeschlagen, die Friedhofsgebühren auf das Doppelte anzuheben und eine Friedhofsunterhaltungsgebühr von zwölf Euro im Jahr je Grabstelle zu erheben.
So steht im Entwurf der überarbeiteten Gebührensatzung neben anderem, dass für ein Einzelgrab statt 240 künftig 480 Euro gezahlt werden sollen, für ein Urnengrab statt 195 dann 390 Euro. Beim Einzelgrab etwa, aber auch in anderen Positionen, würden die Gebühren immer noch niedriger ausfallen als in den Nachbarstädten Annaburg und Zahna-Elster.
Mit den prognostizierten Einnahmen würde die Stadt noch immer weit unter 50 Prozent Kostendeckung bleiben, wie Bürgermeister Michael Jahn (SPD) im Finanzausschuss des Stadtrats erklärte. Das Defizit sei letztlich von allen Jessenern zu tragen, verdeutlichte er. Einig war sich die Ausschussmitglieder, dass dieses „Thema brisant“ ist, wie es Brigitte Dressel (BBP - Bürgerinitiative Jessen) formulierte.
Ziel ist es, dass die jetzigen Friedhöfe erhalten bleiben. Oder sollte der Arbeitsumfang der städtischen Mitarbeiter auf den mehr als 20 kommunalen Friedhöfen im Stadtgebiet reduziert werden, um die Kosten zu senken? Doch das könne wohl nicht das Ziel sein, meinten der Bürgermeister und der Leiter des Ordnungsamtes, Daniel Lehmann.
Eine schrittweise Erhöhung über mehrere Jahre hätte er als günstiger angesehen, als diese auf einmal zu vollziehen, meinte Tino Baumgart (Wir für Hier). „Das hätte nicht so weh getan.“ Auch sollte geprüft werden, ob die Effizienz der Arbeiten nicht erhöht werden könnte. Es sei schon mal geprüft worden, Leistungen an Unternehmen zu vergeben.
Das Ergebnis fiel nicht zufriedenstellend aus. „Das wurde wieder verworfen“, sagte Daniel Lehmann. In den Fraktionen werden die Vorschläge wohl für viel Gesprächsstoff sorgen. Der Aussschuss hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass dieses Thema auch im Hauptausschuss und im Stadtrat besprochen wird. Wie es ausgeht, ob es wirklich zu einer Verdopplung der Gebühren kommt, bleibt abzuwarten.
Neue Bestattungsformen
Vorgeschlagen ist zudem, zwei neue Bestattungsformen im Stadtgebiet anzubieten. So ist im Gespräch, aus der alten Leichenhalle auf dem Jessener Friedhof ein Kolumbarium werden zu lassen, in dem Urnen in Wände eingesetzt werden können.
Dazu gibt es Gespräche mit einem Unternehmen, das sich darum kümmern möchte. Auch könnte es auf Friedhöfen Varianten von frei stehenden Mauern für die Aufnahme von Urnen geben, hieß es auf Nachfrage von Marcell Geyer (SPD). Außerdem wird inzwischen erwogen, dass in Zukunft Urnengräber an Bäumen angelegt werden können. (mz)