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Feuerwehr in Schweinitz Feuerwehr in Schweinitz: Noch nie so oft alarmiert

Von Sven Gückel 14.02.2016, 14:55
Neben anderen wurde im Verlaufe des Abends auch Thomas Giffey (l.) befördert. Wehrleiter Stefan Ziehe (M.) und dessen Stellvertreter Oliver Bäuerlein gehörten zu den ersten Gratulanten.
Neben anderen wurde im Verlaufe des Abends auch Thomas Giffey (l.) befördert. Wehrleiter Stefan Ziehe (M.) und dessen Stellvertreter Oliver Bäuerlein gehörten zu den ersten Gratulanten. Sven Gückel Lizenz

Schweinitz - Noch nie zuvor wurden die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Schweinitz so oft alarmiert wie 2015. Insgesamt 36 Einsätze verzeichnet die Statistik. Dieses Resümee zog Wehrleiter Stefan Ziehe am Freitag Abend auf der Jahreshauptversammlung der Wehr.

Aufgrund vorheriger Qualifizierungen, unter anderem zum Gruppenführer oder zur Berechtigung, eine Motorsäge zu bedienen, wurden vier Kameraden der Feuerwehr Schweinitz befördert. Während Christian Klick fortan den Dienstgrad eines Oberfeuerwehrmanns trägt, wurden Ronny Freywald, Thomas Giffey und Oliver Bäuerlein zum Löschmeister ernannt.

Es gibt Augenblicke im Leben eines Feuerwehrmanns, die sorgen für Frust und mindern langfristig den unbedingten Einsatzwillen, den er zur Ausübung seiner Tätigkeit braucht. Ein solcher Moment sind nächtliche Alarmierungen, ausgelöst durch Brandmeldeanlagen. Viele Wehren klagen inzwischen über die zunehmende Häufigkeit derartiger Einsätze. „Am Einsatzort wird dann jedoch zumeist ein technischer Defekt der Anlage festgestellt“, erläuterte Ziehe. Seinen Worten zufolge trat dieses Szenario für die Schweinitzer Kameraden im vergangenen Jahr 13 Mal ein. „In diesen sauren Apfel müssen wir zwangsläufig beißen, das gehört zu unserem Job“, fügte er an. Dass die Konzentration bei eingehender Alarmierung trotzdem hoch gehalten werden muss, beweist eine andere Zahl. Denn abzüglich der Fehlalarme wurden die Kameraden im letzten Jahr 23 Mal zum Einsatz angefordert. Fünf Großbrände, unter ihnen ein Getreidefeldbrand in voller Ausdehnung, sowie mehrfach schwere Sturmschäden verlangten den Männern höchste Konzentration ab. Als „worst case“, den schlimmsten zu erwartenden Fall, bezeichnete Ziehe die Zeit vom 11. zum 12. Juli. Ausgerechnet am Schulfestwochenende wurde die Wehr dreimal gerufen, wobei ein Wohnhausbrand inmitten der Stadt alle zuvor kalkulierten Szenarien noch weit übertraf. „Dieser Einsatz hat jeden daran beteiligten Kameraden an seine Grenzen geführt. Auch für die Älteren unter uns war das eine völlig neue Erfahrung“, blickte er in seinem Rechenschaftsbericht zurück. Ganz besonders eine Durchzündung, die das gesamte Objekt innerhalb weniger Minuten komplett in Flammen stehen ließ, sorgte bei allen anwesenden Wehren für gehörig Respekt. Dass dennoch kein Menschenleben zu beklagen war und ein Übergreifen des Feuers auf die Nachbarobjekte verhindert werden konnte, sei großes Glück gewesen, aber auch dem Können der Kameraden geschuldet.

Alles andere als zufrieden sind Ziehe und dessen Stellvertreter Oliver Bäuerlein hingegen mit der gezeigten Einsatzbereitschaft der gegenwärtig 27 Aktiven bei angesetzten Weiterbildungen. „Hier muss sich einiges ändern“, mahnte Ziehe und verwies nahtlos auf ein zweites Sorgenkind der Schweinitzer Wehr: Ein merklich spürbarer Rückgang beim Stammpersonal. Zwar konnte die Wehr im Jahr 2015 noch immer in Staffelstärke (sechs Kameraden) ausrücken, doch wie lange man diesen Zustand weiter halten könne, wisse er nicht. Zumal ein Umbruch in der Führungsstruktur zusätzlich personelle Veränderungen mit sich brachte. Andreas Lehmann, bis vor wenigen Wochen noch Stellvertreter des Wehrleiters, Stellvertretender Stadtwehrleiter und Abschnittsleiter Ost, musste seinen Dienst aus beruflichen Gründen quittieren. Für ihn rückten Oliver Bäuerlein als stellvertretender Wehrleiter und Christoph Hering als Abschnittleiter auf. Personal, dass Stefan Ziehe nun an anderer Stelle fehlt.

„Mit Toni Schwager haben wir einen Interessierten, der 2016 den Grundlehrgang absolvieren und danach zu uns stoßen wird. Doch Seiteneinsteiger wie er sind inzwischen die absolute Ausnahme“, untermauerte Ziehe die Problematik. Schweinitz habe in jüngster Vergangenheit einige Zuzüge junger Familien verzeichnet, doch von diesen sei bislang keiner bereit, in der Wehr mitzuarbeiten. „Diese Tendenz spüren alle Vereine. Es wird zunehmend schwerer jemanden zu finden, der bereit ist, ehrenamtlich zu arbeiten.“

Leise Hoffnung setzen die Schweinitzer Kameraden deshalb in die eigene Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. An der Grundschule unterstützt die Wehr seit drei Jahren eine Flori-Kids AG, die gegenwärtig elf Mitglieder zählt. Acht Kinder verzeichnet darüber hinaus die Jugendfeuerwehr Schweinitz. Deren Leiter Thomas Giffey hofft, dass möglichst viele von ihnen eines Tages den Sprung zu den Aktiven schaffen. Das „Spiel ohne Grenzen“ am 3. September in Schweinitz soll deshalb genutzt werden, um mit Nachdruck neue Mitglieder zu werben. (mz)