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Ferien im "Fleckentarn" Ferien im "Fleckentarn": Berufsorientierung in der Annaburger Heide

Von Sven Gückel 11.08.2014, 18:38
Antonia Noack, Carolin Brauer und Daniel Schmied haben sich für die Bundeswehr als Arbeitgeber entschieden.
Antonia Noack, Carolin Brauer und Daniel Schmied haben sich für die Bundeswehr als Arbeitgeber entschieden. Sven Gückel Lizenz

Holzdorf/Rosenfeld/MZ - Wer sich längere Zeit an einen Arbeitgeber binden möchte, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Vor allem dann, wenn der Beruf auch Risiken beinhaltet, wie der des Soldaten.

Mit Tarnfarbe im Gesicht und einem Tarnfleckanzug am Leib verbringen Jugendliche für gewöhnlich nicht einen Ferientag. Zeitiges Wecken, Befehlen gehorchen und Märsche stehen wohl ebenso wenig auf dem Programm. Doch 52 jugendliche Jungen und Mädchen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg hatten genau das auf ihrem Sommerferienwunschzettel stehen: Eine Schnupperwoche bei der Bundeswehr. Was die 14- bis 18-Jährigen eint, ist das gemeinsame Begehren, eine berufliche Laufbahn bei der Bundeswehr einzuschlagen. Sei es als Soldat auf Zeit oder als Berufssoldat. Anders als in Betrieben der freien Wirtschaft, wo jederzeit Praktika Antworten geben können, lässt sich beim Militär im Vorfeld kaum erkunden, ob der Beruf des Soldaten die richtige Wahl ist. Wohl auch deshalb ziehen mehr Männer und Frauen als vom Staat erhofft nach ihrer Einberufung die Option, innerhalb eines festgesetzten Zeitrasters den Dienst wieder zu quittieren.

Fünf Tage im Felde

Um diese Fluktuation frühzeitig auszuschließen, organisiert die Bundeswehr seit Jahren schon so genannte Bundeswehrschnupperwochen. Der Osten Deutschlands war diesbezüglich bisher aber ein weißer Fleck. Durch die gezielte Zusammenarbeit der Bundeswehrkarrierecenter in Wittenberg, Halle, Bautzen und Leipzig mit dem Bundeswehrstandort Schönewalde/Holzdorf hat sich das nun geändert. Fünf Tage lang durchlebten interessierte Jugendliche eine Zeit, die sie dem militärischen Beruf äußerst nah brachte. Behelfsmäßiger Zeltbau, Lagerfeuer, Tarnen, Nachtwachen - kurzum, realistisches Leben im Felde warteten auf sie ebenso wie ein intensiver Blick in die Aktivitäten des Fliegerhorstes Holzdorf sowie der Bunkeranlage Schönewalde. „Mit dem Programm wollen wir Schüler und Berufseinsteiger ansprechen, die bereits ein deutliches Interesse an einem militärischen Beruf bekundet haben“, sagt Leutnant Christian Kapahnke, Leiter des Bundeswehrkarrierecenters Wittenberg.

Was die Campbesucher über die Schnupperwoche sagen, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Was andernorts bislang erfolgreich möglich war, müsse auch hier funktionieren, so die Überlegung der Organisatoren. Zumal die Bedingungen vor Ort erstklassig sind. Die Weite der Annaburger Heide bietet für alle vorgesehenen Maßnahmen ebenso Platz und Raum wie der nahe gelegene Fliegerhorst. Geschlafen haben die Jugendlichen im Bundeswehrlager Rosenfeld, fernab aller Zivilisation in Wlan-freiem Gebiet.

Mehr als neun Monate Planung gingen dem Event voraus, das von gestandenen Soldaten unterstützt wurde. Mit dem Erfolg zeigte sich Kapahnke durchweg zufrieden. Keiner der hier Anwesenden war nicht motiviert, so sein Resümee. Das gilt sowohl für die militärischen Übungen, als auch für den sportlichen Teil. Immerhin hatten alle Teilnehmer die Chance, ganz nebenbei das Deutsche Sportabzeichen zu erwerben oder sich ein Laufabzeichen des Deutschen Leichtathletikverbandes zu verdienen. „Das ist schon etwas anderes, als sich mit der Sache nur theoretisch zu befassen“, betont Antonia Noack (17) aus Spremberg.

Die Gymnasiastin hat sich dazu entschlossen, über die Bundeswehr Medizin zu studieren und dann als Ärztin in Uniform zu arbeiten. Abwechslungsreich und spannend empfand sie das Camp. Gleichsam erging es Carolin Brauer aus Moritzburg. Die junge Sächsin hat ihre Bewerbung für ein Psychologiestudium bei der Bundeswehr bereits abgegeben und wollte nun genauer wissen, was sie künftig erwartet. Klare Vorstellungen hat auch Daniel Schmied aus Roßlau. Der 17-jährige hat seine Schulzeit auf der Sekundarschule beendet und sucht nun den direkten Weg zum Militär. Was ihm vorschwebt, ist eine Feldwebellaufbahn.

Wiederholung im nächsten Jahr

„Wer sich im Klaren darüber ist, was er will, wird an seinem Vorhaben weiter festhalten“, glaubt Christian Kapahnke. Sechs Uhr morgens Wecken und „Dienst“ bis 21 Uhr werden davon nicht abschrecken lassen. Zudem hofft der Wittenberger, dass die Erfahrungen der Campbesucher sich herumsprechen und so der erhoffte Zulauf an Nachwuchs in den Streitkräften ansteigt. Im nächsten Jahr soll es eine Neuauflage der Schnupperwoche geben. Dann, so Kapahnke, eventuell auch mit einer Paddeltour auf der Schwarzen Elster oder anderen spannenden Beschäftigungen. Da soll mal noch einer behaupten, Ferien können langweilig sein.

Leutnant Christian Kapahnke (l.) vom Karrierezentrum der Bundeswehr Wittenberg erklärt den Jugendlichen, wie man ein Lagerfeuer aufbaut.
Leutnant Christian Kapahnke (l.) vom Karrierezentrum der Bundeswehr Wittenberg erklärt den Jugendlichen, wie man ein Lagerfeuer aufbaut.
Sven Gückel Lizenz