Fastnacht Fastnacht: So wird in Düssnitz Fasching gefeiert

Düßnitz - Es sind zunächst nachdenklich stimmende Töne, die mich am Sonntagnachmittag in Düßnitz empfangen. Auf der Straße treffe ich Ingrid Weber und spreche sie an. Ich frage, ob sie auf dem Weg zum Fasching sei. Doch die Seniorin winkt ab. „Da gehe ich nicht hin. War da noch nie. Von den Düßnitzer Rentnern sind beim Kinder- und Seniorenfasching vielleicht acht oder neun“, schätzt sie.
Eigentlich schade, denke ich, als ich im Gemeinschaftshaus des Ortes auf eine gelöste Stimmung treffe. Alt und Jung sind gerade mit dem Kaffeetrinken und dem selbst gebackenen Kuchen fertig. In einem hat Ingrid Weber allerdings recht: Es sind tatsächlich neun Senioren, die an der Tafel Platz genommen haben. Aber die haben, wie auch die durch den Raum wuselnden Kinder, ihren Spaß.
Das Geschehen etwas in Bahnen zu lenken, dafür sind die beiden hübschen Platzmeisterinnen da. Antje Wendt und Doreen Schildhauer erscheinen mir erstaunlich munter nach der äußerst kurzen Nacht. Schließlich haben sie schon die gut besuchte Fastnachtsveranstaltung vom Vortag hinter sich.
„Wir haben dafür gesorgt, dass die über 40 Gäste viel tanzten und immer in Bewegung blieben. Mit flotten Spielen beispielsweise.“ Besonders habe sich der organisierende Feuerwehrverein gefreut, dass mehr als in den vergangenen Jahren - die Düßnitzer Fastnacht wird seit 1994 regelmäßig gefeiert - viele Jugendliche und Besucher von außerhalb gekommen waren.
Spiele sind auch zum Kinder- und Seniorenfasching der Renner. Wer die Begeisterung bei dem Auf und Ab sieht, versteht, weshalb das Laurentia-Tanzspiel von 1800 heute immer noch aktuell ist.
Kräftig knallen lassen es die Kinder beim Ballonspiel, wo der zum Sieger gekürt wird, dessen Luftballon die anderen Mitspieler eben nicht zertreten. Ausgerechnet die schüchterne Alina Schulze, gerade einmal zwei Jahre alt, ist hierbei Siegerin, wird gefeiert und von ihrer Cousine Leonie Weißgrab (13) hoch in die Luft gehoben.
Der anschließende Stuhltanz wird zu einem „Kampf“ um den letzten freien Sitzplatz. Dabei laufen und springen die Kandidaten nicht nur, nein, auf Anweisung der Platzmeisterinnen wird auch gekrabbelt und gehüpft. Nach dieser Schweiß treibenden Einlage gibt es aber für alle Kids erst einmal einen Kinderschnaps an der Bar.
So folgt Höhepunkt auf Höhepunkt und auch die älteren Herrschaften, die bis jetzt sozusagen eine ruhige Kugel schoben, müssen nun ran. Wenigstens drei gestandene Männer, Werner Lehmann, Reiner Schurig und Hartmut Hamann.
Sie werden vorgeschickt und müssen sich mit Klopapier umwickeln lassen. Dabei geht es zunächst um Schnelligkeit. Den Part entscheidet Vanessa Oehler für sich. Doch ihr „Opfer“, Reiner Schurig, kann durchaus noch fröhlich lächeln.
Von Werner Lehmanns Gesicht indes, der in die Hände seines Enkels Oskar fiel, ist nicht mehr viel zu sehen. So entscheidet Magda Leipziger, kurzfristig als Jurorin auserkoren, für den Sieg des Opa-Enkel-Gespanns. Lena Wendt, in ihrem 50er-Jahre-Kleid sowieso ein Hingucker, belegt mit Hartmut Hamann den bronzenen Rang.
Als ob das nicht schon genug an aufregenden Spielen war, Antje Wendt und Doreen Schildhauer haben noch was in petto. Ein Spiel, in dem der Mitteldeutschen Zeitung eine, sagen wir mal tragende Rolle zukommt. Es ist eine Ausgabe vom November 2016, deren Seiten auf dem Boden ausgebreitet werden.
Genau so viele Tanzpaare wie Zeitungsblätter sollen sich nun darauf bewegen, wobei die Bögen immer weiter gefaltet werden und der Platz zum Tanzen immer kleiner wird. Das geht soweit, dass der eine den anderen Partner schließlich Huckepack nehmen muss. Nur nicht von der Zeitung abkommen, ist hier die Devise. Klar, dass der DJ, der sich bis dahin bereits durch seine Songauswahl auszeichnete, auch für dieses Spiel die richtigen Rhythmen findet. (mz)
