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Erste Hilfe Kurs Erste Hilfe Kurs: Petra Hansche frischt bei Senioren in Klossa Verhaltensregeln auf

Von Ute Otto 28.03.2017, 11:39
DRK-Ausbilderin Petra Hansche zeigt hier Senioren in Klossa, wie der Defibrillator angewendet wird.
DRK-Ausbilderin Petra Hansche zeigt hier Senioren in Klossa, wie der Defibrillator angewendet wird. S. Gückel

Klossa - Die Stoppuhr läuft auf drei Minuten rückwärts, während Petra Hansche an der Puppe die Herz-Lungen-Wiederbelebung demonstriert. Im Halbsekundentakt drückt sie mit überkreuzten Händen und ganzer Kraft ihres Oberkörpers auf das Brustbein - 30 Mal - gibt dann Mund zu Mund zwei kräftige Atemstöße - und pumpt wieder 30 Mal und so weiter.

Es ist ein Auffrischungskurs in Erster Hilfe, für den die Hauptausbilderin des DRK-Kreisverbands Wittenberg in die Klossaer Gaststätte gekommen ist. Die Teilnehmer sind Senioren. Und die staunen jetzt über die Kraft und Ausdauer, die die Ausbilderin aufbringt. Erst recht, als Egbert Uhde, der die Stoppuhr im Blick hat, ruft: „Eine Minute ist um!“ Wirklich erst eine Minute?

Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes - in der Regel 12 Minuten nach Eingang des Notrufes in der Leitstelle - sollte die Herzdruckmassage durchgehalten werden. Die Senioren schütteln die Köpfe. Das schaffen wir nicht mehr, sagen ihre Blicke und Gesten.

Die Rettungskette hat fünf Glieder, wobei diese ohne Zeitverzug ineinandergreifen: Sofortmaßnahmen (Sicherung/Eigensicherung) - Notruf - Erste Hilfe - Rettungsdienst - Krankenhaus.

Der Erste-Hilfe-Grundkurs beim DRK-Kreisverband Wittenberg umfasst neun Unterrichtsstunden. Der Nachweis ist erforderlich für den Erwerb des Führerscheins aller Klassen, aber auch für Übungsleiter und Trainer im Sport, für das Medizinstudium, für bestimmte Berufsausbildungen und für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst. Offen ist der Erste-Hilfe-Kurs aber grundsätzlich für alle Interessierten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Eltern, Tagesmütter, Babysitter, Au-pairs, Erzieher, Lehrer können auch einen neunstündigen Kurs „Erste Hilfe am Kind“ belegen. Auch hier sind keine Vorkenntnisse der Teilnehmer nötig. Zusätzlich werden bei dem Lehrgang Grundkenntnisse über das richtige Verhalten bei Vergiftungen und Fieberkrämpfen vermittelt.

Nähere Informationen über die Kurse sind zu finden unter www.drk-wittenberg.de

„Sie schaffen das“, entgegnet Petra Hansche. Zumal sich bei der Herzdruckmassage mehrere Personen abwechseln könnten. „Da liegt ein Mensch unter ihren Händen, den sie retten können. Möglicherweise ist es sogar ein Mensch, den sie lieben.

Im Ernstfall wird in ihrem Körper so viel Adrenalin ausgeschüttet. Sie werden kämpfen, so gut es geht. Sie müssen keine Angst haben. Nur Nichtstun ist das Verkehrte.“

Einen Notruf absetzen, Hilfe herbeirufen, das steht mit am Anfang der Rettungskette und besonders für Senioren ist es wichtig, das parat zu haben. Die 112 zu wählen, könne man schon mit Fünfjährigen an einem Spielzeugtelefon üben und ihnen natürlich erklären, dass man das niemals nur zum Spaß tun darf.

„Sie können auch die Tasten ihres Telefons markieren. Teddy, Teddy, Elefant. Oder nach Ampelsystem.“ Oder schicken sie das Enkelkind zu den Nachbarn, dass die Hilfe organisieren.

Er habe das mit der Herzdruckmassage anders gelernt, meldet sich der 67-Jährige Hubert Klingauf zu Wort: „Bei uns hieß es nach 15 Mal drücken zweimal beatmen.“ Petra Hansche bestätigt, dass das früher tatsächlich so gewesen sei. Seit 2005 gelten allerdings neue Empfehlungen.

Der Einsatz des Defibrillators wird den Teilnehmern ebenfalls erklärt, um sie zu ermutigen, sich an das Rettungsgerät, das heutzutage in vielen öffentlichen Einrichtungen und Einkaufszentren zu finden ist, heranzuwagen. „Aber der Defibrillator gibt nur einen Impuls, um das Herz bei Kammerflimmern wieder in den Takt zu bringen. Er ist eine Unterstützung, aber er ersetzt nicht die Herzdruckmassage!“, erklärt die Ersthilfe-Expertin.

„Ich finde es fantastisch, dass sich Menschen in dem Alter so für die Erste Hilfe interessieren“, sagt die Ausbilderin am Ende der zweistündigen Veranstaltung. Schon der erste Seniorenkurs in Wittenberg sei sehr gut angenommen worden und auch hier in Klossa seien die Teilnehmer sehr interessiert und aufnahmebereit.

Neben allgemeingültigen Regeln der Ersthilfe wird im Seniorenkurs auch auf altersspezifische Vorfälle eingegangen. Stürze, Brüche, Zuckerschock, Anzeichen für Schlaganfall und Herzinfarkt. Die Teilnehmer werden auch sensibilisiert, auf ihre Nachbarn zu achten, ruhig mal zu klingeln, wenn die Rollos im Nachbarhaus entgegen aller Gewohnheiten tagsüber geschlossen bleiben.

Egbert Uhde, Feuerwehrmann bei der Bundeswehr in Holzdorf, hat das Erste-Hilfe-Seminar für die Senioren des Ortes organisiert. Er habe in der Zeitung gelesen, dass das DRK solche Kurse anbietet. „Ich habe schon oft gehört, dass jemand gesagt hat, er habe Angst, dass ihm was passiert und niemand weiter sei zu Hause“, erzählt er. „Oder manche trauen sich nicht mehr die Enkelkinder zu nehmen, weil die sich beim Toben verletzten können.“

Einige der Teilnehmer fahren selbst noch Auto und sollten auch daher das Erste-Hilfe-Wissen parat haben. Aber, so sagt Petra Hansche: „Ob Kraftfahrer, im Sport, im Beruf oder zu Hause - die Rettungskette ist immer gleich. Das muss sitzen. Und die meisten Unfälle passieren nicht auf der Straße, sondern im häuslichen Bereich.“

„Sehr lehrreich“ fand Gerda Hensel den Vormittag. „Ich bin ja selbst pflegebedürftig“, erzählt die 80-Jährige. „Aber das hier hat mit doch einiges gebracht. “ Ebenso sieht es Gisela Elstermann. „Ich bin ja in dem Alter, wo man schnell mal in die Situation kommt, Hilfe zu brauchen.“

(mz)

Erich Trojandt übt die Herzdruckmassage. Seit 2005 gelten dafür andere Empfehlungen.
Erich Trojandt übt die Herzdruckmassage. Seit 2005 gelten dafür andere Empfehlungen.
S. Gückel