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Erdgastankstelle stillgelegt Erdgastankstelle stillgelegt: Jessener CNG-Nutzer sitzen auf dem Trockenen

Von Thomas Tominski 03.12.2019, 10:49
Das Schild „EX“ (Explosionsgefahr) hat für die Jessener Autofahrer noch eine zweite Bedeutung: Bis heute 15 Uhr konnte hier Erdgas getankt werden.
Das Schild „EX“ (Explosionsgefahr) hat für die Jessener Autofahrer noch eine zweite Bedeutung: Bis heute 15 Uhr konnte hier Erdgas getankt werden. Tominski

Jessen - Die letzte Chance, den Tank seines Autos mit Erdgas zu befüllen, hat André Fritzsche genutzt. Da die Tankstelle seitens Energieversorger Spreegas am heutigen Dienstag um 15 Uhr in Jessen geschlossen wird, heißt es für Fritzsche, zweimal in der Woche nach einer Alternative zu suchen. Der gebürtige Dresdener fühlt sich „in tiefste DDR-Zeiten zurückversetzt“.

Er pendelt täglich von Jessen zur Arbeit nach Torgau, in seinen Kleinwagen passen zwölf Kilo Erdgas (CNG). Im Winter schafft er damit 320 Kilometer, bei wärmeren Temperaturen 400. „Das ist reiner Erdgasbetrieb unter optimalen Bedingungen. Mit der Benzinreserve kommen noch 120 Kilometer Reichweite hinzu.“

Umweltbewusster Kauf

Beim Kauf des Erdgasautos hat Fritzsche mit niedrigen Unterhaltungskosten, sauberem Kraftstoff plus Zeichen setzen in Zeiten des Klimawandels mehrere Dinge im Blick gehabt. In seinem Schreiben an die MZ heißt es: „Es ist eigentlich schade, dass ein sauberer und momentan sehr günstiger Kraftstoff sich in Jessen nicht durchsetzen konnte. Schade ist auch, dass es ein Großteil der Jessener aus meiner Sicht verschlafen hat, die Variante zu Benzin und Diesel ins Auge zu fassen, zumal hier viele Pendler unterwegs sind“.

Da Fritzsche pro Monat mit dem Fahrzeug bis 3000 Kilometer unterwegs ist, kann er in puncto Betankung nichts dem Zufall überlassen. „In Torgau muss ich dafür durch die halbe Stadt fahren“, ärgert er sich, in Wittenberg und Luckenwalde stehen ebenfalls Zapfsäulen mit Erdgas.

Der Jessener betont, dass Spreegas seit August auf die Schließung der Tankstelle hinweist und es ein Gespräch gegeben hat. Dies bestätigt Uwe Bredemann, der bei Spreegas im Bereich Kommunikation/Marketing arbeitet und das Schreiben des Jesseners ebenfalls erhalten hat.

„Wir schließen die Tankstelle aus wirtschaftlichen Gründen“, so Bredemann. Früher haben die Busse des örtlichen Unternehmens Thier hier gezapft, aktuell sind es wenige Personenkraftwagen. Aufgrund der Witterung wird die Tanke heute erst einmal stillgelegt und zu einem späteren Zeitpunkt demontiert.

Uwe Thier, Chef der von Bredemann angesprochenen Firma, erzählt, dass er im Jahr 2000 mit sieben Erdgasbussen gestartet ist. Damals habe das Kilo umgerechnet 36 Cent gekostet, bis 2014 sei der Preis auf 1,10 Euro geklettert. Der letzte Erdgas-Bus ist 2016 aus dem Fuhrpark verschwunden. Der Jessener Unternehmer setzt inzwischen „auf saubere Diesel-Busse“, die fast ausschließlich die Abgasnormen 6c oder 6d erfüllen. Die Umstellung auf Diesel sei aus seiner Sicht „einfach wirtschaftlicher“.

Umstieg ist kein Thema

Der Umstieg auf Benzin oder Diesel kommt für Fritzsche nicht in Frage. Er beschreibt die Geruchsbelästigungen sehr detailliert. In seinem Schreiben heißt es weiter, dass die Luft im ländlichen Raum nicht so schlecht wie in Berlin ist, doch ein Inseldenken mit Dreistigkeit gleichzusetzen sei.

Jetzt, sagt er, kann in Jessen nur noch die Wohnung mit Erdgas geheizt werden. Fritzsche hat seinen Brief auch an Landes- und Bundespolitiker geschickt. Auf eine Lösung seines Problems hofft er nicht. „Die haben ganz andere Baustellen zu beräumen.“ (mz)