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Enkaustik und Seidenmalerei Enkaustik und Seidenmalerei: Spannungsvolle Ansichten im Schloss

17.07.2002, 16:15

Jessen/MZ/gen. - Und sie gesteht: "Meine Bilder sind meine Kinder. Teile von mir selbst. Mir fällt es schwer, mich von ihnen zu trennen, weil sie eben auch ein Stück meiner Seele verkörpern." 25 heiter besinnliche Einblicke in ihr Innerstes gewährt die 50-jährige Künstlerin in einer kleinen Exhibition im Foyer des Jessener Schlosses.

Noch bis Ende des Monats sind hier neben stimmungsvollen farbenfrohen Landschaftsbildern aus der Elbaue und den Elsterniederungen auch abstrakte Enkaustikdarstellungen in schwarzem Wachs zu bewundern. Zeugnisse düsterer Gedanken der Malerin als Inspiration zum Schaffensprozess. "Wie ich mich fühle, drücke ich in meinen Bildern aus. Jede Schaffensphase gestaltet sich anders. Aber immer spüre ich am Ende auch die Freude über das Entstandene. Malen und Gestalten sind mein Leben", bekennt die gebürtige Wittenbergerin, die schon als Kind zu Pinsel und Farben griff. "Alles was weiß aussah und sich halbwegs zum Malen eignete, war nicht sicher vor mir. Getünchte Wände verzierte ich ebenso wie Tapeten und Kartonagen jeglicher Art." Ihr Kunsterziehungslehrer an der Erweiterten Oberschule, Manfred Wenzel, habe ihr später einiges an Rüstzeug mitgegeben. Sie studierte bis zum Abitur gewissenhaft die vielfältigen Zeichen- und Maltechniken.

"Da mir kein Studienplatz vergönnt war, erlernte ich den Beruf der Zierpflanzengärtnerin und später folgte ein Abschluss als Schneiderin", berichtet Monika Kunisch. Eine Zäsur im Leben der Malerin vollzog sich mit der Geburt ihrer Tochter Melanie im Jahre 1977.

"Plötzlich war ich nur noch Hausfrau und Mutter. Ich fügte mich in diese Rolle und meine bis dato entstandenen Bilder wanderten in den Müllcontainer. Ich mag eben keine halben Sachen", gesteht die energiegeladene Frau. Melanie war es aber auch, die ihrer Mutter ein Dutzend Jahre später Mut zusprach, den abrupt abgebrochenen Weg wieder neu zu beschreiten. Die im Kelllerregal verstaubten Pinsel wurden hervorgekramt und die Gedanken gingen auf Entdeckungsreise zu neuen Ufern.

Begeistert von der Seidenmalerei widmet sich Monika Kunisch fortan der Vervollkommnung ihrer Technik, arbeitet hart an sich, beweist Talent und Fertigkeit, bringt Landschaftsbilder in heiteren Farben auf das zarte Gewebe. Eindringlich schön faszinieren sie den aufmerksamen Betrachter in der Eingangshalle des Schlosses.

Die Künstlerin hat ihre Freizeitbeschäftigung längst zum Beruf gemacht. In Kursen gibt sie ihre Erfahrungen an andere weiter. In Gerbisbach entwirft sie auch Bekleidungsstücke von der Krawatte bis zum Schal oder Lampenschirme, Gardinen, Kissen und weitere Wohn-Accessoires fertigt.