Dorffest in Kremitz Dorffest in Kremitz: Kleines Kremitz ganz groß

Kremitz/MZ - So oft kommt es nicht vor, dass Kremitz Schlagzeilen macht. In der zweiten Augusthälfte allerdings doppeln sich zumeist die Ereignisse, die – jedes auf seine Art – außergewöhnlich für so einen kleinen Ort sind. Über das Famulus-Forum auf Edlichs Lanz-Bulldog-Hof und das bevorstehende Hoffest wurde bereits informiert. Am vorigen Wochenende waren jedoch sämtliche 67 Kremitzer – so viele wohnen derzeit in dem Jessener Ortsteil –„aus dem Häuschen“, und das nicht (nur) wegen der historischen Traktoren. Sie feierten Dorffest – und zwar auf eine Weise, die sehr berührend an Zeiten erinnerte, in denen Dorfgemeinschaften landauf, landab, noch das waren, was ihr Name sagt: Gemeinschaften eben. Denn jeder trägt zum Gelingen des Festes bei: sei es beim Vorbereiten des Platzes oder beim Organisieren und Gestalten des Abendprogramms.
Selbst die Kuchen und sommerlichen Fruchtbowlen sind „Handmade in Kremitz“. Zudem gibt jeder einen kleinen Obolus zum Gelingen des Festes. „Wir feiern in Kremitz und mit Kremitzern – natürlich auch mit Freunden und ehemaligen Bewohnern, die immer gern zu uns kommen“, lässt Viola Deutschmann wissen. Sie ist die Vorsitzende vom Kultur- und Heimatverein, der mit Unterstützung der freiwilligen Feuerwehr die Fäden spinnt und allen dankt, die fleißig zur Seite stehen.
Zum ersten Mal mit Andacht
2014 ist das Jahr des 20. Dorffestew. Aus Anlass dieses Jubiläums entstand die Idee, bereits am Freitagabend zu einer Andacht in die Kirche einzuladen. „Werden die Einwohner das annehmen? Es ist eine Premiere, doch wir wagen es“, war man sich zuvor einig. Was dann geschah, überraschte jeden: In der kleinen sanierten Fachwerkkirche bleibt kaum noch ein Platz frei. Gemeinsam mit Pfarrerin Viola Hendgen erleben die Kremitzer ihre Zusammengehörigkeit auf ganz neue – und sehr innige Weise. „Ich bin beeindruckt von dieser Stunde“, berichtet Ulrich Bambach. Er erzählt vom wunderbaren Klang der Schricke-Orgel und vom Auftritt der jungen Schönewalder Jagdhornbläser unter Leitung von Maik Pergens.
Diesem besinnlichen Auftakt folgt am Samstagnachmittag das traditionelle Kaffeetrinken. Die Kinder springen freilich recht bald ausgelassen auf der Hüpfburg herum, und die Jugendlichen üben sich bei Geschicklichkeitsspielen. Wer sich genau umschaut, bemerkt erstaunt, dass in Kremitz auffallend viele junge – und junggebliebene Familien wohnen. „Wir haben im Ort keine Nachwuchssorgen“, bestätigt Ulrich Bambach und zeigt zu Robert, Lennart, Tim und den anderen Kindern, die beim Hopsen nicht müde werden. Seine eigenen Enkel – die kleine Lea-Sophie und ihre noch jüngere Schwester Theresa – wohnen allerdings in Annaburg. Zum Dorffest bei Oma und Opa fühlen sie sich aber ausgesprochen wohl.
In der abendlichen Gesellschaft wird kundgetan, dass es in Kremitz keine leerstehenden Häuser mehr gibt, weil viele zugezogen sind. Alle „Neuen“ hätten sich auch bestens in die Dorfgemeinschaft integriert. Jemand frohlockt: „Nun müssen wir Bürgermeister Brettschneider in Jessen mal fragen, ob er uns zu einem neuen Bebauungsgebiet verhilft.“ Ob augenzwinkernd oder ernsthaft gemeint: Solche Worte offenbaren, dass es den Kremitzern nicht bange ist um ihre Zukunft. Zur Eröffnung des musikalischen Abends, den Bärbel Potrafke und Elke Geißler moderieren, inszenieren die Kremitzer ein klasse Showprogramm. Mag die Ortsgröße auch noch so gering sein – das Beste ist, dass es den Einwohnern dennoch gelingt, sich gegenseitig zu überraschen: Die legendären „Kremitzer Tanzmäuse“, die seit 1999 jedes Jahr für einen glamourösen Auftritt sorgen, beeindrucken – in Regie von Ines Gräbner – mit einer „Man-in-Black-Revue“.
Die Jugendlichen zeigen den „Riverdance auf Kremitzer Art“ – als synchrone Tischakrobatik mit Gläsern. Die Steppkes – es sind dies Lena, Lara und Tim – lassen erahnen, dass in ihnen schon die Hauptakteure der nächsten Jahrzehnte schlummern. In der Praxis von „Frau Dr. Schnippschnapp“ gibt es eine humorvoll-makabre Visite, in der die Patienten nicht nur erheblich zur Kasse gebeten werden, sondern sich auch noch selbst operieren müssen.
Extra fürs Fest gegründet
Zu guter Letzt übt sich die Festgemeinde noch einmal arg im Lachmuskeltraining: Am Ufer des nahen Fluss, der dem Dorf schon so manche unruhige Zeiten beschert hat, ankern Piraten und wollen teilhaben an dem feucht-fröhlichen Abend: Das „Männerballett“, zum 20. Dorffest-Jubiläum extra ins Leben gerufen, begeistert mit seiner Inszenierung vom „Fluch der Karibik“. Auch wenn am Ende der „weiße Hai“ dem Tumult ein übermütiges Ende setzt, hoffen die vielen Gäste, dass diese stattlichen Tänzer spätestens im nächsten Jahr wohlbehalten wieder auf die Bühne zurückkehren.
Beim Frühschoppen am Sonntagvormittag wird darüber schon verhandelt.
