Die erste Wintergerste ist vom Halm
PRETTIN/MZ. - Auf dem Getreideschlag der Aue Agra e. G. Prettin an der Axiener Straße drehten am Freitag zwei große gelbe Mähdrescher beharrlich ihre Runden. Mittwoch wurde die Schnittreife getestet, Donnerstag ging die Ernte los. 40 Hektar Wintergerste standen auf dem besagten Acker. "Wenn alles klappt, werden wir hier heute fertig", sagte Vorstandsvorsitzender Thomas Frodl am Freitagnachmittag, als er sich selber in einen der Boliden schwang.
Insgesamt hat der Prettiner Landwirtschaftsbetrieb auf 150 Hektar Wintergerste angebaut. Trotzdem wird nach der Mahd am Freitag erstmal eine kleine Pause eingelegt. "Die anderen Sorten sind noch nicht reif", erklärte Thomas Frodl gegenüber der MZ. "Vielleicht geht's Montag oder Dienstag weiter." Das eben vom Feld geholte Getreide wandert als Futter - das Unternehmen hält derzeit 2 470 Jungrinder - ins Lager. Die Ernte von den anderen Schlägen, die rund um Prettin liegen, soll jedoch verkauft werden. Womit die Rede unweigerlich auf den aktuellen Getreide-Aufkaufpreis kam. Davon abgesehen, dass kein Landwirt diesen jemals als zu hoch einschätzen dürfte, merkte der Genossenschaftschef kritisch an: "Wir hatten schon bessere Zeiten bei der Preisgestaltung."
Zum Ertrag, so Thomas Frodl, könne man erst etwas sagen, wenn das Getreide vom Halm ist. Dennoch schätzte er die Qualität schon mal als recht gut ein und kündigte bei allen Vorbehalten eine mittelmäßige Ausbeute an. Das Getreide habe von dem feuchten Frühjahr profitiert, blickte der Landwirt zurück. "Aber in der Abreifephase war's zu trocken. Das ein oder andere Korn wäre sicher noch ein bisschen größer ausgefallen, wenn's noch mal geregnet hätte." Nach der Gerste wird bei der Aue Agrar e. G. übrigens der Raps von den Feldern geborgen. Er gedeiht auf ebenfalls 150 Hektar.
Die beiden Mähdrescher, die an der Axiener Straße im Einsatz waren, sind Erzeugnisse der Firma New Holland (USA). Sie haben Mähwerkbreiten von 7,50 beziehungsweise 8,50 Metern. Die Fahrerkabinen sind vollklimatisiert und staubdicht. Sie ziehen ihre Kreise aber nicht GPS-gesteuert (satellitennavigiert). "Das haben wir bei unseren Traktoren", erläuterte Thomas Frodl, "da ist das angebrachter". Mit den beiden Maschinen (eine eigene, eine gemietete) wird die Genossenschaft ihren gesamten Mähdrusch erledigen. ("Zumindest haben sie bislang immer ausgereicht.") Dabei will man auch in der noch bevorstehenden heißen Erntephase nachts möglichst nicht arbeiten. "Beim Weizen könnte es eventuell bis 22 oder 23 Uhr gehen", schränkte der Betriebsleiter ein.
Mit rund drei Stundenkilometern Geschwindigkeit schoben sich die New-Holländer über den Acker. "Sonst werden die Verluste zu groß", machte Thomas Frodl den Hintergrund dafür verständlich. Beim Blick aus der Kabine konnte der Fahrer auch Naturstudien treiben. In nächster Nähe kreuzten Bussarde und Störche die Bahn der rollenden Dreschmaschine. Das Stroh, das nach der Mahd zurückbleibt, wird gepresst und findet im Stall als Einstreu Verwendung.
Auch das Landgut Elbeland Axien hat Donnerstag mit der Ernte begonnen. Zwei eigene Mähdrescher, so Genossenschaftsvorsitzender Gerhard Böhme, sind im Einsatz. Getreide (Wintergerste, -roggen, -triticale, -weizen und Hafer) steht beim Landgut auf 800 Hektar. Zum Ernteeinstieg meinte der Chef: "Es geht langsam los, richtigen Druck gibt es noch nicht." Dennoch soll das Wochenende durchgearbeitet werden, "wenn's das Wetter hergibt".
Die Agrargenossenschaft Holzdorf hat am Freitagmittag den Startschuss für den Mähdrusch gegeben. 160 Hektar Wintergerste sind unter die Mähwerke zu nehmen. Wie Karlheinz Thiele, verantwortlich für den Feldbau, der MZ berichtete, wurden am Mittwoch die ersten Proben genommen. Da hatte das Getreide noch 18 Prozent Feuchtigkeit und mehr. 15 Prozent oder weniger müsse es sein, "das ist dann eine Basis fürs Ernten". Diese Marke wird von den Händlern vorgegeben. Am Freitagvormittag führten die Landwirte noch einen Test durch, der fiel dann zur Zufriedenheit aus.
Als die MZ am Freitag bei den Seydaland Vereinigten Agrarbetrieben GmbH & Co. KG nachfragte, konnte Udo Bergholz als Zuständiger für das Erntegeschehen berichten, dass ein 33 Hektar großer Schlag Wintergerste bei Seyda bereits gedroschen sei. Der Rest, so der Fachmann, weise momentan noch zu viel Feuchte auf. Auch am Wochenende werde sich da wohl nichts machen lassen, schätzte er ein. Insgesamt hat Seydaland 2 700 Hektar mit Getreide bestellt.